Abschied von England und die Fahrt über den Ärmelkanal

Tagesauftakt am Samstag, den 13. September mit muntermachendem Schwimmen, Algenernte und anschließendem Start in Richtung Solent. Kein Ort, sondern eine Meerenge, gelegen zwischen der Südküste Englands und der Isle of Wight, gekennzeichnet durch extreme Strömungsverhältnisse und wahrscheinlich dadurch bedingt ein beliebtes Segelrevier. Entsprechend geraten wir auch in eine Regatta und die ehrgeizigen Manöver dicht um uns herum sind spannend anzusehen.
Schöner Service: Am Steg der Marina in Cowes nehmen Marlene und Bert, alte Freunde von Uli und ebenfalls engagierte Mitglieder des Trans Ocean die Leinen an.
Die Wetterverhältnisse machen die baldige Weiterfahrt unmöglich, so dass wir die beiden folgenden Tage auf der reizvollen Insel verbringen, heutzutage beliebtes Ferienziel der Briten.
Zu Urzeiten mit dem Festland verbunden (was sich mit ein wenig Fantasie bei Betrachtung des Satellitenbildes nachvollziehen lässt), mit nachgewiesenen Besiedelungsspuren seit der Jungsteinzeit blickt auch dieser Flecken Erde auf eine bewegte, von Angriff und Verteidigung geprägte Vergangenheit zurück. Kelten, Römer, Jüten, Westsachsen, Wikinger und Franzosen haben ihre Spuren hinterlassen. Andere Lebensbedingungen als die, mit denen wir es heute zu tun haben, wir dürfen also schauen und schlendern, genießen und ausruhen.
Wenn passionierte Segler auf passionierte Segler treffen gibt es regen Austausch; mit Marlene und Bert treffen wir auf ein Paar, das in mühevoller 6-jähriger Arbeit ein ausgebranntes Schiff restauriert und für ihr Traumziel „Auf den Weltmeeren unterwegs“ ausgerüstet hat (Merke: Wer nicht anfängt, wird nicht fertig). Sonntag also Schiffsbesichtigung der HEIMKEHR mit anschließendem fast 4-stündigem! (Tee-)Klatsch, abends gemeinsames Essen im Duke of York.

















Stimmung an Bord?
Die Crew hat sich nach der ersten Woche zusammengefunden. Das Zusammensein mit den beim ersten Aufeinandertreffen einander nicht oder teilweise nicht bekannten Personen ist vertrauter geworden. Hinzu kommt, dass sich die ersten, seegangsbedingten Unannehmlichkeiten und das damit verbundene körperliche Unwohlsein der ersten Woche gelegt haben. Das Thema „Wie sieht der richtige Umgang mit Seekrankheit aus? ist ad acta gelegt und wir beschließen, dass es dabei bleiben soll.
Der Umgang mit dem Schiff, An- und Ablegemanöver, das Kümmern um Ordnung, das Einkaufen, die Essenzubereitung mit anschließendem Abwasch erfolgt solidarisch. Tabuthema bleibt das Anzünden des Ofens, das lässt sich unsere Captain nicht aus der Hand nehmen; und sie bleibt eisern. (Anmerkung Uli: einzige Ansage war, es gibt eine Einweisung und Freigabe ;-)) Vorteilhaft insofern, als dass die Crew sich auf den allmorgendlich von ihr zubereiteten Kaffee freuen kann.
Lediglich mit der Toilettenkartendisziplin scheint es doch immer wieder mal zu hapern, wie von Uli kürzlich angemerkt (am Ende liegen sie dann doch wieder in voller Anzahl auf dem Kartentisch).
Am Dienstag, den 16. September ist es soweit: Pünktlich um 11:30 Uhr brechen wir bei einsetzender Ebbe zur Überfahrt nach Frankreich auf. Vorher selbstverständlich Wacheinteilung im 4-Stundenrhytmus und Zuweisung der Notrollen. Die Genua wird gesetzt, bei West-Südwestwind Stärke 5 bis 6 brauchen wir ca. 22 Stunden um den Ärmelkanal zu überqueren und am Mittwoch, den 17. September gegen 10:00 Uhr morgens müde, aber erleichtert in der Marina von Boulogne sur Mer einzulaufen.
Müdigkeit trifft auf alle zu, erleichtert sind diejenigen Crewteilnehmer, die der Überfahrt mit nächtlichen Segeln mangels Erfahrung oder aus anderen Gründen mit gemischten Gefühlen entgegengesehen haben. Aber wieder einmal gilt: Was angegangen wird, kann bewältigt werden und so lautet das abschließende Fazit dann auch: Gute Erfahrung, (das Wissen zu Positionslampen könnte aufgefrischt werden!). Tatsache bleibt, dass der kurze Wechsel zwischen Wache und Ruhephase anstrengend ist. Neues Thema also: Schlafmanagement (nicht nur beim Segeln!). Hervorzuheben ist, dass unsere Skipperin im Dauereinsatz war. Kurz mal zwischendurch hingelegt, aber jederzeit ansprechbar und immer wieder einfach da, um zu unterstützen oder das Notwendige zu tun. Danke Uli.
Wir verbringen zwei schöne Tage in Boulogne sur Mer. Hinter der industriell anmutenden Hafenanlage mit den sie umstehenden plattenbauartigen Wohngebäuden entdecken wir die schöne Altstadt, besuchen das beeindruckende Nautilaa, erstehen frischen Fisch, Gemüse, Käse und Baguette und – wie sollte es auch anders sein auf dieser Törnetappe – schlemmen uns wieder einmal genussvoll durch.
Text: Susanne
































































