Aktuelles

Zwischen den Welten

Wir zitieren Bernhards Tagebucheintrag von gestern: „grauer Tag, immer noch hart am Wind. Es passierte: nichts.“

Heute hat der Wind nochmal zugelegt und wir mussten weiter hoch am Wind gegenan. Richtung Schottland, nicht ganz unser Ziel. Immerhin hat er gegen Abend wie vorhergesagt endlich auf SW gedreht und wir laufen jetzt unter Vollzeug bequem mit am Wind Kurs Scilly Island.
Was passierte: die Sonne zeigte sich kurz.

Wir sind jetzt 6 Tage unterwegs. Letzten Sonntag ging es um 05:30 Uhr mit dem ersten Licht los und wir hatten traumhaft schönes Wetter im Prins-Christian-Sund. Es blieb die ersten Tage sonnig, leider oft auch nur schwachwindig. Da wir den Motor nicht nutzen wollen, heißt es mit 2-3 kn Fahrt langsam Richtung Europa schaukeln.

Das Bordleben hat sich eingespielt, das Zeitgefühl ist dahin, alle haben sich an die Schiffsbewegungen und Wachrhythmus gewöhnt. 

Schiffe haben wir nur zwei Frachter gesehen. Beide haben uns per Funk kontaktiert, sich erkundigt, ob alles ok ist und ihre Verwunderung geäußert uns hier so weit draußen zu sehen.  Ansonsten hat die Morgenwache heute einen Delphin gesichtet. 
Der Wetterbericht sieht gut aus, wir freuen uns auf weitere entspannte See Tage.

Text: alle

Mein Abschied von Grönland

Wir haben den letzten Tag bei schönstem Wetter gelegen in meiner Lieblingsbucht und die Seele baumeln lassen. 

2018 haben wir hier ein paar Tage verbracht, Astrid, Carola, Gunter und Gunther waren klettern, wir haben Northabout mit Graham und Mike getroffen, nette Menschen kennengelernt, Arctic Char gegrillt, Krähenbeeren und Angelika und Pilze gesammelt, …

Mein ganz persönlicher schöner Abschiedstag, Wehmut war natürlich bei mir auch dabei. Ich vermisse Grönland jetzt schon. Und komme hoffentlich bald wieder.

…In dieser Stille werden Lieder geboren, sie werden in der Seele erschaffen und steigen vom Grund des Meeres auf, wie Wasserblasen, die an der Oberfläche schwimmen und zerplatzen, dies sagen die Ältesten, und es ist wahr, die Stille ist ein Speicher für all die Wörter, die ich übersah, und es wird mir bewusst, dass diese Einsamkeit, diese Isolation die Bedingung für eine Freiheit ist –
die ertastbar, greifbar ist: auf der Straße, in den Bergen, in den Flüssen, Seen und Fjorden. Freiheit in Grönland ist kein Konzept, keine Idee, keine philosophische Theorie, sondern Realität. Freiheit in Grönland kann man atmen, man kann sie riechen, angreifen, sie ist so real, wie Freiheit nur sein kann. Und mit dem Gefühl von grenzenloser Freiheit fühle ich etwas, das ich ebenfalls nur als etwas Flüchtiges kenne, das aber hier länger anhält, Stunden, manchmal sogar Tage –  Glück.

aus: Anna Kim, Invasionen des Privaten

Der Sommer hier war viel zu kurz und die Landschaft wieder atemberaubend schön. An vielen Plätzen wäre ich gerne auch länger geblieben, um zu genießen und die Umgebung zu erkunden. 

Viele Mitsegler:innen, die das erste Mal in Grönland waren oder auch wieder dabei sind, können unsere Begeisterung verstehen.

Wir laufen gerade mit dem ersten Morgenlicht Richtung Prins-Christians-Sund und dann geht es auf der Ostseite weiter Richtung Europa.

Wir hoffen auf guten Segelwind und ich freue mich auf die Tage auf See.

Text: ULI

Südgrönland

Auf dem alten US-Stützpunkt Bluie West One, zuerst Luftstützpunkt im zweiten Weltkrieg, dann auch noch Standpunkt eines Krankenhauses im Koreakrieg und jetzt der internationale Flughafen von Narsarsuaq, trafen Nobby und ich auf die bisherige Crew – Yannick und ULI. Netterweise hatte Grönland für uns ein paar Eisberge im Fjord drapiert (uns wurde gesagt, die seien da immer), die wir am nächsten Morgen nach einem sehr frühen Aufwachen und einer Besichtigung von Brattahild näher anschauen konnten. Der Tag brachte uns auch den ersten und für die nächsten Tage einzigen Einsatz des Großsegels. 

Die Nacht verbrachten wir in einer ruhigen Ankerbucht, trafen dann das furchtbare Ungetüm Caribbean Princess mit ca 2000 Passagieren, mehrere (scheinbare) Robben und zwei Buckelwale. Die Angel wurde das erste mal zum Fangen eines Knurrhahns genutzt. Es sollte nicht der einzige bleiben, aber alle dürften sich noch ihres Lebens erfreuen. Das Angeln sollte keinen spürbaren Beitrag zu unserer Ernährung liefern, Yannick hat es immerhin geschafft, einen kleinen Dorsch zu fangen. Lecker ist es immer.

Das nächste Ziel war Unartoq mit dem einzigartigen Feature einer ganzjährigen heißen Quelle mit natürlichem Pool. Die wirkt wie ein Anziehungspunkt, wir trafen dort mehrere Boote, die wir früher oder später schon gesehen hatten. Alle wollen nur das eine: den warmen Pool. Und er tat wirklich gut. Vor dem Hineingehen wurde es kalt und wir wussten, es würde genauso kalt, wenn wir wieder hinaus gehen. Aber wir hatten keine Wahl.

Auf dem Weg nach Nanortalik beobachteten uns einige neugierige, aber doch distanzierte Robben im Nebel. Der blieb uns eine Weile erhalten bis er schließlich doch den Blick auf das großartige Bergpanorama Südgrönlands freigab. Nanortalik sollte die erste und letzte Stadt, naja, mit 1500 Einwohnern ist es eine für grönländische Verhältnisse und immerhin die viertgrößte. Es gibt immerhin zwei Supermärkte und eine Schiffstankstelle und wir konnten die Vorräte vor der Überfahrt auffüllen. Im Freilichtmuseum vertrieben wir uns dann den restlichen Tag und trafen auf einen belgischen Kletterer, der in Nanortalik auf seine Überfahrt nach Europa wartete und dabei erkennbar Mühe hatte, die Tage rumzubringen. Wie muss es erst sein, wenn man dort nicht nur ein paar Tage verbringen muss, sondern seine Jugend. Das grönländische Alkohol- und Depressionsproblem mit der höchsten Selbstmordrate verwundert da nicht.

Die nächsten zwei Tage lagen wir in einer wunderbaren Ankerbucht bei Aappilattoq, der südlichsten Siedlung mit 68 Einwohnern, und Nobby und mir ist zum ersten Mal nicht kalt. Es ist sogar direkt warm. So kann es kommen, wenn man aus dem sommerlich-heißen Mitteleuropa direkt nach Grönland mit doch eher frischen Temperaturen kommt. Neben der ausgiebigen Erkundung der Insel, dem Fang eines Knurrhahns und einem doch eher frischen Bad im Süßwassersee haben wir das Boot für die Überfahrt klar gemacht. Am Sonntag geht es los und ich bin mehr als gespannt auf meine erste Blauwasserfahrt. 

Text: Bernhard

Fata Morgana

In den letzten Tagen haben wir wiederholt Fata Morganen gesehen. Diese aus Wüsten bekannten Luftspiegelungen lassen sich auch in der Arktis beobachten. Am Übergang zwischen kalten und warmen Luftmassen werden Inseln und Eisberge gespiegelt. Hier ein paar Bilder dieses hübschen und irritierenden Phänomens.

Und weil es so schön ist, noch ein paar Eisbilder aus den letzten Tagen. Bei Abenddämmerung, bei Nebel und bei Sonne.

Marrak Point / Bluie West Four

Am Freitag verlassen wir nach dem Frühstück die Hauptstadt Nuuk. Wie zu befürchten war ist kaum Wind, sodass wir dieseln müssen. Wir arbeiten uns küstennah durch das Inselgewirr nach Süden vor. Das Fahrwasser ist durch Baken auf den Inseln gekennzeichnet. Teils sind weite Bereiche vermessen, teils gibt es nur eine aus wenigen Tiefenangaben bestehende Lotreihe. Überall sind zeitweise trockenfallende Felsen und unter Wasser liegende Steine verzeichnet. Die elektronischen Karten sind ein Segen, Navionics und C-Map sind gleichermaßen genau und zeigen unsere GPS-Position richtig an. Trotzdem sind wir vorsichtig, bei Tiefen unter 10 m fahren wir langsamer, wenn es gar unter 5 m sind versucht eine Person am Bug die Untiefen rechtzeitig zu erkennen. Den Kiel holen wir halb hoch und lassen die Leine, die ihn unten hält offen. So kann der Schwenkkiel bei Grundberührung einfach hoch schwenken. Kritisch würde es werden, wenn es flacher als 1,20 m ist. Das gab es hier noch nicht. Bisher sind wir ohne Grundberührung durchgekommen.

Am Nachmittag wird das Wasser immer milchiger, die Durchfahrten werden enger, die Tiefenangaben auf den Karten spärlicher. Wir fahren durch eine karibisch anmutende Inselwelt mit milchig-blauem Wasser, Sandstränden, flachen Schäreninseln. Am Abend ankern wir in einer großen Bucht an der Halbinsel Marraq (Übersetzung: Clay bzw. Lehm) mit langem Sandstrand und sehr großen Dünen.

Durch das Fernglas wird erkundet, ob irgendwo Handtücher ausliegen, so einladend sieht es aus. Doch wie fast immer sind wir auch hier wieder allein.

Nach einer ruhigen Nacht ist es morgens diesig und es regnet. Wir drehen uns nochmal um. Als es etwas freundlicher ist, wird aufgestanden. Kurzes, erfrischendes Morgenbad am Heck; Heizung an, Kaffee kochen, Frühstück. Dann Landgang zu viert, Uli und Yannick bleiben an Bord.

Aus unserem Revierführer wissen wir, dass es hier im 2. Weltkrieg ein Flugfeld mit Radio- und Wetterstation gab. Die flache Ebene wurde 1942 zufällig von einem Piloten entdeckt, der sich verirrt hatte und dem der Treibstoff ausging. Bei den sonst allgegenwärtigen Bergen und Felsen war das ein Glücksfall. Die natürliche Schotterebene eignete sich gut als Landebahn und wurde von 1942 – 1948 als Teil der US Militärbasis „Bluie West Four (BW-4)“ genutzt. Später hatte niemand mehr Verwendung für diese entlegene Landemöglichkeit und alles verfiel. Die Landebahn war noch lange auf Flugkarten zu finden, da sie für Notlandungen gut nutzbar ist (z. B. hier: <https://metar-taf.com/de/airport/BMKA-marrak-point>). In Die Aufräumarbeiten wurden von Grönland und Dänemark bezahlt. Der Ort wirkt aufgeräumt, wir finden nur noch wenige Überreste wie verrostete Fässer und Holz.

Bei unserem Landgang finden wir Fußspuren. Offensichtlich sind wir an einer auch von anderen genutzten Stelle angelandet. Später entdecken wir ein noch recht frische Rentiergeweih und zwei abgetrennte Beine. Offensichtlich war ein Jäger hier. Von den Grönländern wissen wir, dass jetzt Jagdsaison ist und dass es im Hinterland viele Rentiere gibt. Wir als Touristen sehen meist keines davon, vor uns sind sie sicher.

Zurück an Bord wird der Anker gelichtet und wir fahren weiter. Heute und auch morgen ist es verregnet, kühl, unwirtlich. Vorbei an auch bei Nieselwetter wunderschönen Eisbergen geht es weiter gen Süden.

Die verlassenden Siedlungen Grönlands

Wenn man sich langsam entlang der Fjorde Grönlands schlängelt, entdeckt man immer wieder Siedlungen, welche scheinbar unnachvollziehbar und spontan verlassen wurden. Teilweise handelt es sich um nur sehr wenige eingestürzte und überwachsende Häuserreste. Manchmal um stabile Bauten inklusive großer Überreste der Innenausstattung, die unter anderem noch als Sommerhäuser genutzt werden. So lassen sich Öfen, Betten, Schränke und Tische finden, welche noch immer einen mehr oder weniger verlässlichen Eindruck hinterlassen.

Um den Hintergrund dieser verlassenden Siedlungen nachvollziehen zu können, muss man einen Blick in die Zeit des europäischen Kolonialismus werfen. 

Im 16. und 17. Jahrhundert beschränkten sich die Handelspartner der Inuit noch auf wenige europäische Händler. Im Jahr 1721 erreichte dann der vom Dänisch-Norwegischen König gesandte Missionar Hans Egede die West Küste Grönlands, wo er sein Lager (die heutige Hauptstadt Nuuk) errichtete und die Zeit Grönlands als Kolonie einläutete. Auch heute ist er noch bei vielen jungen Einheimischen bekannt, da seine Ankunft den Startpunkt einer Verarmung und Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung markiert. Das Handelsmonopol erlangte Dänemark schließlich mit der Gründung des Royal Greenland Trading Departments 1774. Und ab 1814 wurde Grönland formal zur dänischen Kolonie. Dabei bedienten sie sich der begehrten Waren, wie Felle und Elfenbein, missionierten die Bevölkerung und brachten Krankheiten und Alkohol. 

Die Machtverhältnisse änderten sich erst wieder im Zweiten Weltkrieg, als Dänemark 1940 von Deutschland besetzt wurde und die USA die „Versorgung“ Grönlands übernahmen. Dafür bauten diese Militärflughäfen und bereicherten sich am, für die Aluminiumproduktion wichtigen, Kryolith-Vorkommen Grönlands. Erst nach Ende des Krieges übernahm Dänemark wieder die Machtposition, gab ihre passive Regierungsweise aber schließlich unter dem Druck der UNO auf. Mit dem neuen dänischen Grundgesetz, welches 1953 verabschiedet wurde, galt Grönland nun nicht mehr als Kolonie, sondern als Teil des dänischen Staates mit Abgeordneten im Parlament. 

Dänemark befand sich nun in der Pflicht die Lebensverhältnisse anzupassen, wofür schließlich der Entwicklungsplan G-60 erlassen wurde. Der Bau neuer Schulen, Krankenhäuser und Häfen begann. Eine besonders große Veränderung durchlief dabei vor allem die Fischindustrie. 

Was auf den ersten Blick wie ein einziger Gewinn für Grönland wirkt, brachte auf der anderen Seite viele negative Effekte mit sich. Das durch Wetter und Jahreszeiten bestimmte Leben der Inuit wurde nun für viele durch einen von der Stechuhr geregelten Arbeitstag in der Fischfabrik ersetzt. Die Folgen der sich schnell änderten Lebensbedingungen der Inuit waren eine Vielzahl sozialer Probleme, wie zunehmender Alkoholismus, Gewalt sowie ein Anstieg der Selbstmordrate.

Die neuen Fischfabriken gab es oft nur in den größeren Orten, sodass immer mehr Menschen die kleineren Siedlungen verließen, um Arbeit in dem sich wechselnden System zu finden. Kleinere Siedlungen wurden auch aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben und verödeten schnell. Noch im 20 Jahrhundert schmückten rund 200 Siedlungen die Fjorde Grönlands. Heute beschränkt sich diese Zahl auf 80. 

Auf unserer Reise sahen wir beide Richtungen, in welche sich diese Veränderung bemerkbar macht. So trafen wir auf sehr kleine Siedlungen wie Kangerluq am Diskofjord, welche nur noch zwölf Einwohner zählten und wir uns fragten, wann auch dieser Ort endgültig verlassen sein wird. Auf der anderen Seite überraschte uns Søndre Upernavik. Auf unserem Rundgang machte der Ort einen lebhaften Eindruck auf uns und wir kamen mit den Einwohnern ins Gespräch. Einer der Dorflehrer erzählte uns, dass an der Dorfschule 40 Schüler und Schülerinnen von sieben Lehrern unterrichtet werden, was bei 200 Einwohnern eine beachtliche Zahl darstellt. 

Doch bei einem Blick auf die rasant wachsende Hauptstadt Nuuk, rund 1000 Menschen ziehen hier jedes Jahr dazu, können wir uns vorstellen, dass auch in Zukunft noch viele weitere Siedlungen von ihren Einwohnern verlassen werden. 

Text: Nico

Søndre Upernavik
Nuuk Bauaktivitäten

The Unicorn of the North

“Well, now that we have seen each other,” said the kindly unicorn to Alice in Wonderland “if you`ll believe in me, I`ll believe in you.”

ANUK is cruising in the same icy waters as the creature that perpetuated the myth of the unicorn for 400 years. The original myth of a fabulous white horse with a single horn protruding from its forehead probably go back to sightings of the rhinoceros reported to the Romans by their African subjects. Vestal virgins whispered stories about the magical properties of the horn.

In the Middle Ages the stories grew. In Chaucer´s “Miller´s Tale” the pilgrims knew that the horn could detect and neutralize poisons, and in powdered form it was an aphrodisiac. To cure epilepsy, they should mix unicorn horn with raisons, cinnamon, amber, coral, ivory and gold: all items of enormous value.

This is where the Arctic comes in. During the 12th century Norse fishermen discovered narwals in Greenland´s seas. These were 4-metre-long whales with a single, twisted ivory tooth over two meters long. This looked exactly like a unicorn´s horn. 

Excitement grew when these were brought back to Europe, and narwal tusks were sold as unicorn horns for enormous sums of money. A “unicorn” horn was set in the crown jewels of Queen Elizabeth 1 of England. This came from the explorer Martin Frobisher in 1577, and it was bought for ten thousand English pounds, a vast amount of money sufficient to buy a stately country house and estate.

This fraud was sustained for 400 years because narwals were rarely spotted south of the ice pack, and the traders operated in deadly secrecy. Any whisper that the unicorn horn was in fact the tooth of a whale would be suppressed by violent means.

The whole deception began to unravel when more explorers came here to the Arctic Ocean and began to report tusked whales. Finally, in 1638 a Danish zoologist (bizarrely) named Ole Wurm exposed the scam in a public speech in Copenhagen. He said that the “unicorn horns” were in fact the teeth of a whale, and in evidence he produced the skull and tusk of a narwal. The price of the fabulous horn promptly collapsed.

However, the narwal is still valuable for its interest. It was named Monodon Monoceros in Latin, or “unicorn”, and the word narwal meant “corpse whale” in Old Norse as its mottled skin resembled that of drowned fishermen. Sometimes there are two tusks: we saw a skull with a pair in the Nuuk Museum. Imagine the excitement of a Norse fisherman on seeing double!

The tusk contains 10 million nerve endings that are sensitive to temperature, water pressure and salinity, and probably help the animal to locate itself in the sea as they are epic deep divers: one individual was recorded as diving to 1500 meters (4900 feet), and they typically dive to 800 meters (2600 feet), managing more than 15 dives a day. For an air-breathing mammal this is extraordinary.

These are not the only horns to be found here in the Arctic. Just two days ago we landed at Bluie West 4 at Marraq Point: a remote US airfield used during the war between 1942 and 1945. It is a vast expanse of flat gravel luckily found by an American pilot of a B17 bomber on his way to England. He was aiming for another airfield on Greenland but was running out of fuel.

We looked around but only found some rusting 45-gallon fuel drums. On leaving for the coast we stumbled upon a beautiful set of caribou horns, maybe left by a hunter, or maybe shed by the animal. They are nothing like as valuable as the fabled unicorn horn but they are still beautiful in this deserted landscape.

As Alice wandered amongst her Playing Cards she wondered: why on earth was the unicorn a whiter shale of pale?

Text: Graham Hoyland

High Mountains, Cold Seas

As a climber of Mount Everest, I have enormous respect for the pioneers of our adventuring life. Men like George Mallory and my uncle, Howard Somervell , who were on the very first climb of Everest and who suffered all the difficulties and dangers of being the first. 

On that climb in 1922 one man slipped and they all started to slide down the North Face. Only Mallory´s quick thinking and a stab with his ice axe saved them all from certain death.

So it was with other pioneers. Christopher Columbus was dismissed on his third voyage and sent home in chains. Captain Scott died on the way back from the South Pole. Mallory died mysteriously on Everest in 1924. And Franklin disappeared with hundreds of men and his ships “Erebus” and “Terror” somewhere in the Northwest Passage in the 1800s. 

Here in the Davis Strait off the coast of West Greenland we remember John Davis, who was the first Westerner to sail in this sea, searching for that elusive Northwest Passage in 1585.

The British wanted to find a route to the riches of China and the Spice Islands without having to sail past the Spanish possessions of South America and risk the terrible Cape Horn. Little did they know that they would waste the efforts of dozens of failed expeditions, the lives of hundreds of sailors and millions of pounds in their futile endeavor. Because the Northwest Passage is still unusable as a realistic route to the Pacific: indeed this week it is still blocked by ice to the sailing yachts we met hoping to make the passage.

John Davis sailed his 50-ton ship “Mooneshine” in these waters and I am filled with  admiration. As leisure sailors we attempt to follow in his wake, and, as Belloc wrote:

“In venturing in sail upon strange coasts we are seeking those first experiences, and trying to feel as felt the earlier man in a happier time, to see the world as they saw it.”  

This west coast of Greenland from Cape Farewell to Cape York (about as far as a small sailing boat can go) is 900 miles long, fronted with uninhabited islands, indented with long, fascinating fjords bordered by high, snowy mountains and terminated by glaciers leading to the ice cap of the interior. 

John Davis made landfall in Greenland in 1585 at what is now the capital of Nuuk, somehow finding the intricate and sheltered harbor among the surrounding mountains. He called this place Gilbert Sound, and it has gone through a few names since, including Gothaab Fjord.

On his third and last voyage here in 1587 John Davis reached a huge black cliff south of Upernavik, where I joined Anuk on 15 July this year. This he named “Sanderson´s Hope” after William Sanderson, a rich London merchant and patron of all three of his voyages of exploration. 

Davis had three ships in 1587: “Sunshine”, which had been on the two earlier voyages, and “Elizabeth”, both of around 50 tons, and “Ellen”, a little clinker-built pinnace of just 20 tons: about the size of our “Anuk”.

At Nuuk, “Ellen” was found to be leaking badly, and John Davis took the characteristically brave decision to send the two larger ships off to the rich Newfoundland Banks to fish for cod and make some money for Sanderson. He himself took little leaking “Ellen” as far north as he dared, reaching this 400-metre cliff and naming it:

“Sanderson, his Hope of a North-West Passage”, writing in his log: “No ice toward the north but a great sea, free, large, very salt and blue, and of an unsearchable depth.”

Sanderson´s Hope proved to be as far north as John Davis got. A northerly gale prevented “Ellen” from any further progress in that direction, and when they sailed west they encountered the ice of the “middle pack” which forced them to turn south.

I followed Bill Tilman, my climbing and sailing hero to Mount Everest (he led the 1938 Everest Expedition), and I also followed him here in 2017 (he sailed in his Bristol Pilot Cutter “Mischief” here in 1964).

Like many of the great pioneers, Tilman died on an expedition. He was in his late 70´s, sailing in the Southern Ocean when he disappeared somewhere near the Falkland Islands.

I only hope that we admirers of the great pioneers do not also emulate their cold, lonely deaths on the high mountains and in the cold seas.

Text: Graham

Wanderungen

Segeln ist toll. Eigentlich. In den hohen Breiten gibt es jedoch nicht immer Gelegenheit dazu. Flaute, Eis und unsichere Wassertiefen sind oft der Grund dafür, dass wir durch die großartige arktische Landschaft motoren und faul im Cockpit rumlungern, lesen oder schlafen. Oder wir (zumindest Graham und ich) klettern in Gedanken an steilen Felswänden hoch und machen Erstbesteigungen der unzähligen Gipfel. Um nicht ganz einzurosten und zu versteifen, unternehmen wir kleinere und größere Wanderungen. Üblicherweise besteige ich gerne den Hausberg einer Ankerbucht. Das geht hier nicht immer, da die Hausberge oft viel zu steil und hoch sind. In diesem Beitrag nehme ich auf drei ganz unterschiedliche Wanderungen mit:

Vom Inlandeis nach Kangerlussuaq
Den Transfer zum Point 660 (auf dem Ice Shield) habe ich schon von Berlin aus gebucht. Ein gelbes 4WD „Taxi“ bringt uns über die Schotterpiste an die Eiskante. Die Fahrt dauert rund 2 Std für 37,5 km, der Fahrer (ein junger Färinger) erzählt uns ein bisschen was über die Gegend und zeigt uns ein Flugzeugwrack. Es regnet in Strömen, nicht gerade ideal für unsere geplante Tour aber nicht zu ändern. Wir wandern und rutschen staunend über den grauen Ausläufer des Inlandeises. Wir besteigen einen Hügel und essen zum Mittag ein Snickers. Dann schultern wir die Rucksäcke und ziehen los. Am ersten Tag haben wir nach nur 6,8 km unser Tagesziel erreicht und nutzen eine Regenpause, um die Zelte aufzubauen. Nico und ich ziehen nochmal los, queren einige Bäche und besteigen Hügel mit toller Aussicht auf die Landschaft und die Eiskante. Zum Abendessen gibt es Expeditionsnahrung von LYO (echt lecker!).

Am 2. Tag regnet es kaum noch, wir sehen Rentiere und besuchen den Russel Gletscher. Bisher sind wir auf der Schotterpiste oder in der Nähe verlaufenden Pfaden gewandert. Nun wählen wir eine Route um den See Aajuisup Tasia herum. Am Abend dauert es etwas, bis wir einen halbwegs geeigneten Platz gefunden haben, um die Zelte aufzustellen. Entweder ist es zu nass, zu steil oder zu bewachsen. Bäume (Polarweise) und Krautzeug sind zwar nicht hoch, aber widerspenstig. Am Berghang ziehen Moschusochsen vorbei.
Am 3. Und 4. Tag wandern wir größtenteils entlang der eingezeichneten Routen aber ohne Wege und Pfade über die Weiten der arktischen Tundra und einige Berge. Die Anstiege sind teils super steil, später können wir lange auf dem Bergrücken auf und ab Wandern und die tolle Aussicht genießen. Meist scheint die Sonne, oft können wir im T-Shirt laufen. Die Tagesetappen sind 17,9 / 18,5 / 11,9 km lang. Insgesamt legen wir rund 55 km in 3,5 Tage zurück. Als Verpflegung hatten wir Suppen, Trockenfrüchte und Hauptgerichte von LYO sowie Müsli, Snickers, Nussmischungen, Kaffee und Tee dabei. Bäche mit Schmelzwasser gab es unterwegs immer genug. Das Essen hat gereicht, war aber knapp. Zurück im Hostel kochen Yannick und Nico eine Riesenportion Nudeln mit Tomaten-Paprika-Soße, die uns alle gut sättigt und die verlorenen Kalorien auffüllt. Dazu gibt es etwas Bier, zischt und schmeckt köstlich.


Sanderson‘s Hope
„Sanderson his Hope of a North-West Passage“ ist ein 1042 m hoher Berg, der 1587 von John Davis gesichtet und beschrieben wurde. Die Einheimischen nennen ihn Kaersorsuak. Die Erstbesteigung fand 1934 statt. In unserem Revierführer steht ganz lapidar „Temporary anchorage (…) giving access to a walking ascent of Sanderson’s Hope from the N side“. Da wir zum einen keine Kletterausrüstung dabeihaben und zum anderen alle gar nicht in der Lage wären die steile Wand hoch zu klettern, freuen wir uns auf eine hoffentlich entspannte Wanderung auf den imposanten Berggipfel (1042 m hoch). Wir erkunden den beschriebenen Ankerplatz an einer Bachmündung, ankern in einer geschützten Bucht an der Insel gegenüber und brechen am nächsten Tag halbwegs früh auf.

Graham meldet sich morgens krank, Yannick bleibt lieber mit Uli an Bord also sind wir noch zu dritt. Nico, Jörg und ich packen einen Rucksack mit reichlich Verpflegung voll, nehmen Signalmunition und UKW-Funke mit und lassen uns von Yannick am Ufer absetzen. Zum Einstieg gibt es eine kleine Kletterei, dann können wir die erste Bergkuppe über einen bewachsenem Rücken gut erreichen. Danach geht es über Geröll und Blocksteine entweder steil hinauf oder am Hang entlang. Zwei noch vereiste Bergseen kommen nacheinander in Sicht.

Wir kommen nur langsam voran, oft auf allen Vieren und blicken skeptisch nach vorne. Leider bestätigen sich die Befürchtungen. Die nächste Schneise können wir nicht überwinden, alles viel zu steil. Auf der anderen Seite sieht es zwar besser aus, aber da kommen wir ohne Ausrüstung nicht sicher hin. Sanderson‘s Hope fällt damit aus. Der benachbarte Berg auf dem wir stehen ist zwar nur knapp 500 m hoch, aber die Aussicht ist trotzdem toll. Im Norden die See, mit einzelnen Eisbergen. Im Süden ein Tal mit Seen und dahinter wieder Fjorde und Sunde. Zurück nehmen wir eine etwas andere Route. Trotzdem ist der Abstieg anstrengend. Das steinige Gelände beansprucht die Knie und verlangt ständige Konzentration. Später können wir auf die kleine ANUK hinabschauen. Um halb 4 sind wir zurück an Bord. Ich nehme ein Bad im hier doch recht kühlen Meer und trockne in der warmen Sonne. Danach motoren wir eine Insel weiter in die Bucht Torssuit auf Atiligssuaq.


Abendspaziergang
Gleich am nächsten Tag brechen Yannick, Nico und ich nach dem Abendessen zu einem (wie wir denken) kurzen Abendspaziergang auf. Wir ankern in einer sehr gut geschützten Bucht am Ende des Fjords Taserssuatsiaq. Ziel ist ein Bergkamm hinter unser Ankerbucht, von dem aus wir uns das Inlandeis aus der Ferne ansehen wollen. Die Landschaft am Ufer überrascht uns. Eine seltsame Mischung aus unnatürlich wirkenden Hügeln (sehen aus Abraumhalden), Blumenwiesen, tiefen Bachtälern und Mooswiesen mit dicken Blocksteinen. Auf den Mooswiesen läuft es sich ganz gut, aber wir kommen unserem Ziel kaum näher. Immer wenn wir eine Kuppe erreicht haben, geht es danach noch weiter hoch. Das nimmt kein Ende, folglich können wir den Kamm nicht erreichen. Wir geben auf und kehren um, ohne das Inlandeis gesehen zu haben. Das ist sehr frustrierend. Die Sicht ist unglaublich gut, so dass sich die Entfernungen nicht einschätzen lassen. Vom Schiff aus sah der Hausberg ganz nah aus, an Land dann liegt er in unerreichbarer Ferne (zumindest wenn wir ihn mit einem Abendspaziergang erreichen wollen).

Text: Astrid + Thomas (Wanderung 1)

Ankunft in Upernavik

Nach 2 Tagen mit etwas trüben Wetter freuen wir uns heute wieder über blauen Himmel, Sonnenschein und angenehme Temperaturen.

In der letzten Ankerbucht gab es wieder einen wundervollen Rundumblick. Gut ist, dass andere die Ankerbuchten erkundet haben und der Revierführer gute Beschreibungen enthält. Wir arbeiten uns mit langsamer Fahrt vorbei an Unterwassersteinen bis zum hinteren Teil, der letzten von 3 Buchten vor.
An Land gibt es wieder Angelhütten. Eine ist ziemlich zerfallen und zugemüllt, die andere noch leidlich in Ordnung. Landgangcrew Nr. 1 besteigt den Berg vor ANUK und lässt Felsblöcke wie ein Troll den Berg hinab kullern. Dass andere getroffen werden ist ausgeschlossen, da wir wirklich alleine sind, so wie bisher in allen Ankerbuchten. Mein Abendspaziergang geht hoch hinaus auf den Hausberg am Heck der ANUK. Das Erklimmen der Berge als Ersatz für Drohnenflüge macht Spaß und hält fit. Der Blick von oben belohnt!

Südseite
Nordseite

Wir feiern Olafs Geburtstag nachträglich, denn er hat uns dann doch verraten, dass er gestern seinen 59. Geburtstag hatte. Uli backt einen Schokoladenkuchen und dann gleich noch zwei Brote. Danach gibt es noch eine Runde Doppelkopf mit einem Kamikaze Sieg von Yann-Nico zum Abschluss. Die neu in das Spiel Eingeweihten blicken so langsam durch, werden mutiger und sind im Doppelpack ein ernst zu nehmender Gegner.

Heute früh sind wir kurz nach acht gestartet. Anker auf bei Nieselregen. Heißer Kaffeewärmt die klammen Finger, später gibt es Frühstück mit selbstgebackenem Brot von Uli. Dann klart der Tag auf und entwickelt sich prächtig. Wir machen einen kleinen Umweg am Vogelfelsen „Agparssuit“ an der Südseite von Qaersorssuaq vorbei. Der Felsen ist beeindruckend, die steil aufragenden Felsen sind überall wo dies möglich ist mit Dickschnabellummen und Eissturmvögeln besetzt.

Unser Tagesziel, eine Ankerbucht gegenüber von Upernavik, erreichen wir gegen 17 Uhr. Der Anker fällt bei rund 10 m Wassertiefe, der Grund ist noch so eben zu sehen. Achteraus mit etwas Abstand liegt ein dicker Stein unter der Wasseroberfläche. Ich schicke Yannick und Nico mit dem Dinghy los, um unsere Schwojkreis auszuloten und zu angeln. Bisher hatten wir kein Glück, aber diesmal klappt es auf Anhieb. Nach wenigen Minuten wird der erste Dorsch angelandet. Die beiden kündigen an, dass sie noch einen zweiten holen und erledigen dies auch sofort. Dorsch Nr. 2 ist noch dicker, beiden zusammen reichen für‘s Abendessen.

Während ich hier schreibe, gibt es erst als Vorspeise Poisson Cru (roher Fisch mit Kokos, Limette und Zwiebel, diesmal ohne Knoblauch) und der Fisch wird gleich gebraten. Für Thomas und Olaf ist es heute der letzte Abend an Bord. Zum Abschluss springt Olaf ins Wasser, immerhin 3,5°C, und trinkt dort sein Ankerbier.

Text: Astrid