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Wanderungen

Segeln ist toll. Eigentlich. In den hohen Breiten gibt es jedoch nicht immer Gelegenheit dazu. Flaute, Eis und unsichere Wassertiefen sind oft der Grund dafür, dass wir durch die großartige arktische Landschaft motoren und faul im Cockpit rumlungern, lesen oder schlafen. Oder wir (zumindest Graham und ich) klettern in Gedanken an steilen Felswänden hoch und machen Erstbesteigungen der unzähligen Gipfel. Um nicht ganz einzurosten und zu versteifen, unternehmen wir kleinere und größere Wanderungen. Üblicherweise besteige ich gerne den Hausberg einer Ankerbucht. Das geht hier nicht immer, da die Hausberge oft viel zu steil und hoch sind. In diesem Beitrag nehme ich auf drei ganz unterschiedliche Wanderungen mit:

Vom Inlandeis nach Kangerlussuaq
Den Transfer zum Point 660 (auf dem Ice Shield) habe ich schon von Berlin aus gebucht. Ein gelbes 4WD „Taxi“ bringt uns über die Schotterpiste an die Eiskante. Die Fahrt dauert rund 2 Std für 37,5 km, der Fahrer (ein junger Färinger) erzählt uns ein bisschen was über die Gegend und zeigt uns ein Flugzeugwrack. Es regnet in Strömen, nicht gerade ideal für unsere geplante Tour aber nicht zu ändern. Wir wandern und rutschen staunend über den grauen Ausläufer des Inlandeises. Wir besteigen einen Hügel und essen zum Mittag ein Snickers. Dann schultern wir die Rucksäcke und ziehen los. Am ersten Tag haben wir nach nur 6,8 km unser Tagesziel erreicht und nutzen eine Regenpause, um die Zelte aufzubauen. Nico und ich ziehen nochmal los, queren einige Bäche und besteigen Hügel mit toller Aussicht auf die Landschaft und die Eiskante. Zum Abendessen gibt es Expeditionsnahrung von LYO (echt lecker!).

Am 2. Tag regnet es kaum noch, wir sehen Rentiere und besuchen den Russel Gletscher. Bisher sind wir auf der Schotterpiste oder in der Nähe verlaufenden Pfaden gewandert. Nun wählen wir eine Route um den See Aajuisup Tasia herum. Am Abend dauert es etwas, bis wir einen halbwegs geeigneten Platz gefunden haben, um die Zelte aufzustellen. Entweder ist es zu nass, zu steil oder zu bewachsen. Bäume (Polarweise) und Krautzeug sind zwar nicht hoch, aber widerspenstig. Am Berghang ziehen Moschusochsen vorbei.
Am 3. Und 4. Tag wandern wir größtenteils entlang der eingezeichneten Routen aber ohne Wege und Pfade über die Weiten der arktischen Tundra und einige Berge. Die Anstiege sind teils super steil, später können wir lange auf dem Bergrücken auf und ab Wandern und die tolle Aussicht genießen. Meist scheint die Sonne, oft können wir im T-Shirt laufen. Die Tagesetappen sind 17,9 / 18,5 / 11,9 km lang. Insgesamt legen wir rund 55 km in 3,5 Tage zurück. Als Verpflegung hatten wir Suppen, Trockenfrüchte und Hauptgerichte von LYO sowie Müsli, Snickers, Nussmischungen, Kaffee und Tee dabei. Bäche mit Schmelzwasser gab es unterwegs immer genug. Das Essen hat gereicht, war aber knapp. Zurück im Hostel kochen Yannick und Nico eine Riesenportion Nudeln mit Tomaten-Paprika-Soße, die uns alle gut sättigt und die verlorenen Kalorien auffüllt. Dazu gibt es etwas Bier, zischt und schmeckt köstlich.


Sanderson‘s Hope
„Sanderson his Hope of a North-West Passage“ ist ein 1042 m hoher Berg, der 1587 von John Davis gesichtet und beschrieben wurde. Die Einheimischen nennen ihn Kaersorsuak. Die Erstbesteigung fand 1934 statt. In unserem Revierführer steht ganz lapidar „Temporary anchorage (…) giving access to a walking ascent of Sanderson’s Hope from the N side“. Da wir zum einen keine Kletterausrüstung dabeihaben und zum anderen alle gar nicht in der Lage wären die steile Wand hoch zu klettern, freuen wir uns auf eine hoffentlich entspannte Wanderung auf den imposanten Berggipfel (1042 m hoch). Wir erkunden den beschriebenen Ankerplatz an einer Bachmündung, ankern in einer geschützten Bucht an der Insel gegenüber und brechen am nächsten Tag halbwegs früh auf.

Graham meldet sich morgens krank, Yannick bleibt lieber mit Uli an Bord also sind wir noch zu dritt. Nico, Jörg und ich packen einen Rucksack mit reichlich Verpflegung voll, nehmen Signalmunition und UKW-Funke mit und lassen uns von Yannick am Ufer absetzen. Zum Einstieg gibt es eine kleine Kletterei, dann können wir die erste Bergkuppe über einen bewachsenem Rücken gut erreichen. Danach geht es über Geröll und Blocksteine entweder steil hinauf oder am Hang entlang. Zwei noch vereiste Bergseen kommen nacheinander in Sicht.

Wir kommen nur langsam voran, oft auf allen Vieren und blicken skeptisch nach vorne. Leider bestätigen sich die Befürchtungen. Die nächste Schneise können wir nicht überwinden, alles viel zu steil. Auf der anderen Seite sieht es zwar besser aus, aber da kommen wir ohne Ausrüstung nicht sicher hin. Sanderson‘s Hope fällt damit aus. Der benachbarte Berg auf dem wir stehen ist zwar nur knapp 500 m hoch, aber die Aussicht ist trotzdem toll. Im Norden die See, mit einzelnen Eisbergen. Im Süden ein Tal mit Seen und dahinter wieder Fjorde und Sunde. Zurück nehmen wir eine etwas andere Route. Trotzdem ist der Abstieg anstrengend. Das steinige Gelände beansprucht die Knie und verlangt ständige Konzentration. Später können wir auf die kleine ANUK hinabschauen. Um halb 4 sind wir zurück an Bord. Ich nehme ein Bad im hier doch recht kühlen Meer und trockne in der warmen Sonne. Danach motoren wir eine Insel weiter in die Bucht Torssuit auf Atiligssuaq.


Abendspaziergang
Gleich am nächsten Tag brechen Yannick, Nico und ich nach dem Abendessen zu einem (wie wir denken) kurzen Abendspaziergang auf. Wir ankern in einer sehr gut geschützten Bucht am Ende des Fjords Taserssuatsiaq. Ziel ist ein Bergkamm hinter unser Ankerbucht, von dem aus wir uns das Inlandeis aus der Ferne ansehen wollen. Die Landschaft am Ufer überrascht uns. Eine seltsame Mischung aus unnatürlich wirkenden Hügeln (sehen aus Abraumhalden), Blumenwiesen, tiefen Bachtälern und Mooswiesen mit dicken Blocksteinen. Auf den Mooswiesen läuft es sich ganz gut, aber wir kommen unserem Ziel kaum näher. Immer wenn wir eine Kuppe erreicht haben, geht es danach noch weiter hoch. Das nimmt kein Ende, folglich können wir den Kamm nicht erreichen. Wir geben auf und kehren um, ohne das Inlandeis gesehen zu haben. Das ist sehr frustrierend. Die Sicht ist unglaublich gut, so dass sich die Entfernungen nicht einschätzen lassen. Vom Schiff aus sah der Hausberg ganz nah aus, an Land dann liegt er in unerreichbarer Ferne (zumindest wenn wir ihn mit einem Abendspaziergang erreichen wollen).

Text: Astrid + Thomas (Wanderung 1)

Ankunft in Upernavik

Nach 2 Tagen mit etwas trüben Wetter freuen wir uns heute wieder über blauen Himmel, Sonnenschein und angenehme Temperaturen.

In der letzten Ankerbucht gab es wieder einen wundervollen Rundumblick. Gut ist, dass andere die Ankerbuchten erkundet haben und der Revierführer gute Beschreibungen enthält. Wir arbeiten uns mit langsamer Fahrt vorbei an Unterwassersteinen bis zum hinteren Teil, der letzten von 3 Buchten vor.
An Land gibt es wieder Angelhütten. Eine ist ziemlich zerfallen und zugemüllt, die andere noch leidlich in Ordnung. Landgangcrew Nr. 1 besteigt den Berg vor ANUK und lässt Felsblöcke wie ein Troll den Berg hinab kullern. Dass andere getroffen werden ist ausgeschlossen, da wir wirklich alleine sind, so wie bisher in allen Ankerbuchten. Mein Abendspaziergang geht hoch hinaus auf den Hausberg am Heck der ANUK. Das Erklimmen der Berge als Ersatz für Drohnenflüge macht Spaß und hält fit. Der Blick von oben belohnt!

Südseite
Nordseite

Wir feiern Olafs Geburtstag nachträglich, denn er hat uns dann doch verraten, dass er gestern seinen 59. Geburtstag hatte. Uli backt einen Schokoladenkuchen und dann gleich noch zwei Brote. Danach gibt es noch eine Runde Doppelkopf mit einem Kamikaze Sieg von Yann-Nico zum Abschluss. Die neu in das Spiel Eingeweihten blicken so langsam durch, werden mutiger und sind im Doppelpack ein ernst zu nehmender Gegner.

Heute früh sind wir kurz nach acht gestartet. Anker auf bei Nieselregen. Heißer Kaffeewärmt die klammen Finger, später gibt es Frühstück mit selbstgebackenem Brot von Uli. Dann klart der Tag auf und entwickelt sich prächtig. Wir machen einen kleinen Umweg am Vogelfelsen „Agparssuit“ an der Südseite von Qaersorssuaq vorbei. Der Felsen ist beeindruckend, die steil aufragenden Felsen sind überall wo dies möglich ist mit Dickschnabellummen und Eissturmvögeln besetzt.

Unser Tagesziel, eine Ankerbucht gegenüber von Upernavik, erreichen wir gegen 17 Uhr. Der Anker fällt bei rund 10 m Wassertiefe, der Grund ist noch so eben zu sehen. Achteraus mit etwas Abstand liegt ein dicker Stein unter der Wasseroberfläche. Ich schicke Yannick und Nico mit dem Dinghy los, um unsere Schwojkreis auszuloten und zu angeln. Bisher hatten wir kein Glück, aber diesmal klappt es auf Anhieb. Nach wenigen Minuten wird der erste Dorsch angelandet. Die beiden kündigen an, dass sie noch einen zweiten holen und erledigen dies auch sofort. Dorsch Nr. 2 ist noch dicker, beiden zusammen reichen für‘s Abendessen.

Während ich hier schreibe, gibt es erst als Vorspeise Poisson Cru (roher Fisch mit Kokos, Limette und Zwiebel, diesmal ohne Knoblauch) und der Fisch wird gleich gebraten. Für Thomas und Olaf ist es heute der letzte Abend an Bord. Zum Abschluss springt Olaf ins Wasser, immerhin 3,5°C, und trinkt dort sein Ankerbier.

Text: Astrid

Grönland – von Ilulissat Kurs Nord

Mi 03.07.

Wir kommen bei bestem Wetter in Ilulissat (Jakobshavn) an und überreden einen Taxifahrer unser vieles Gepäck und uns zum Fischereihafen zu fahren, wo ANUK am Pier der Fischfabrik festmachen konnte. Es ist ein vertrautes Gefühl, wieder an Bord zu sein. Die Begrüßung mit Uli ist herzlich. Da das Wetter sehr schön ist, entschließen sich Yannick, Niko und ich zu einer Wanderung am Icefjord Center vorbei zum Isfjord Kangia zu wandern. Ich stehe wie vor einem Jahr gebannt vor den auf der See vorbeiziehenden Eismassen. Endlich wieder Eisberge. Welch eine Szenerie. Wir folgen der Küstenlinie, bis der Weg in die Berge abbiegt. Wie queren einzelne kleine Schneefälle, und das auf nahe Meereshöhe Anfang Juli, das ist Grönland. Wieder eine tolle Wanderung über 10 km. Wir haben einen gemütlichen Abend bei einem gut gewürzten Maiseintopf mit frischem Salat, eine willkommene Abwechslung. Eine Runde von dem mitgebrachten Whiskey Highland Park aus Orkney bildet den Abschluss eines schönen Tages.

Do 04.07.

Die Nacht war unruhig, Olaf und ich liegen im Vorschiff, und Olaf hat kräftig geschnarcht. Um vier Uhr ziehe ich in den Salon um. Dort ist die Ruhe aber auch schnell vorbei, da Astrid und Uli um 6.30 Uhr aufstehen. Taz-Lesen bis die anderen sich zum späten Frühstück versammeln. Dann gehen wir gemeinsam einkaufen bis auf Olaf, der durch das nächtliche Schnarchen so erschöpft ist und sich wieder hinlegt. Es macht eine französische Stahlyacht neben uns fest, wir laden sie zu Teilchen und Kaffee ein. Die Skipperin ist eine Brasilianerin, die sich in der Einsamkeit hat einfrieren lassen, sie überwinterte 9 Monate lang drei Tagesmärsche von der nächsten Siedlung entfernt.

Wir besuchen das Museum und erfahren u.a. von einem Forschungsprojekt auf dem Inlandeis, bei dem mit einer Tiefenbohrung Eisproben aus allen Schichten bis zu einer Tiefe von 2.000 m entnommen werden, die in einem Labor vor Ort untersucht werden. So lassen sich Erkenntnisse sammeln z.B. über die Zusammensetzung der Atmosphäre bis zurück zur Zeit der Neandertaler ca. vor 40.000 Jahren. Auch damit lässt sich der menschgemachte Klimawandel belegen. Es folgt eine weitere Wanderung bis an das Südkap von Ilulissat. Ich sitze eine Weile und staune über die Eisberge, die von links aus dem Fjord ins Meer treiben. Um 18 Uhr legen wir ab und motoren 10 sm bis Rodebay, ein kleiner Ort mit 48
Einwohnern, der früher eine Walfängersiedlung war. Wir ankern in der malerischen Bucht, sehr gut geschützt gegen die treibenden Eisberge. Ich gehe früh schlafen, um meine letzte Nacht auszugleichen. Diesmal kann ich gut schlafen, was daran liegen kann, dass Olafs Schnarchen durch Alkoholverzicht schwächer war oder dass es mir gelang, es zu ignorieren.

Fr 05.07.

Nach einem guten Frühstück mit Brot, Käse und Müsli setzen wir mit dem Beiboot an Land über. Uli will einen Film drehen, indem Sie mit ihrer Drohne um einen größeren Eisberg herumfliegen will. Leider kollidiert Sie beim seitwärts Fliegen mit einem kleineren Eisberg, den Sie übersehen hatte. Wir gehen zurück an Bord, um zu versuchen, die abgestürzte Drohne am Eisberg zu finden. Uli hatte noch kurzen Kontakt und sah, wie die Drohne schräg auf dem Eis lag. Mit ANUK fahren wir direkt an den Eisberg, können die Drohne aber nicht finden. Der Eisberg ist zu instabil, als dass wir auf ihn hätten klettern wollen. Welch schmerzhafter Verlust. Wir setzen unsere Reise nach Norden zwischen Diskoinsel und Festland durch den Vaigat-Sund fort. Dabei fahren wir Slalom zwischen den Eisbergen und bewundern die Natur, wie sie sich hier bildhauerisch betätigt, unsere Blicke schweifen stundenlang von Eisberg zu Eisberg. Wir segeln ein Stück, müssen dann aber leider wieder den Motor nutzen. Wir haben warmes und sonniges Wetter und wollen uns über den stärker werdenden Gegenwind nicht beschweren. Heute ankern wir vor der verlassenen Siedlung Ritenbenk auf Arveprinsens Ejland nach 29,5 sm, wovon wir lediglich 4,5 sm segeln konnten. Ich koche so, dass wir die Vorpeise aus gebratenen Wal mit Charlotten und Joghurt-Creme-Fraiche-Dipp zu uns nehmen, nachdem Anker gefallenen ist. Als Hauptspeise gibt es Nudeln mit Paprika-Tomaten-Sauce. Über Nacht halten wir Ankerwache, da die Eisberge durch die Strömung an die ANUK treiben.

Sa 06.07.

Morgens müssen wir den Anker aufnehmen, da er immer weiter slippt und wir Richtung Küste driften. Auf halber Strecke kommt ein Knäul aus Anker umwickelt mit Ankerkette aus dem Wasser. Wir ackern zu dritt, bis wir den wieder entflochtenen Anker neu setzten können. Kurz darauf, während des Frühstücks, kommt uns ein größerer Eisberg so nahe, dass wir ANUK mit Stangen von ihm abhalten müssen, bis er gerade so an uns vorbeidriftet. Wir besuchen die aufgegebene Siedlung. Es ist ein trauriger Anblick, die Häuser, die alle mit viel Mühe aufgebaut wurden und deren gesamtes Material mit Schiffen über weite Strecken hierhin transportiert wurden, nun verfallen zu sehen. Einige Häuser sind tatsächlich noch in so einem Zustand, dass wir eine Rettung für möglich halten, aber wer sucht diese Einsamkeit?

Gegen Mittag heißt es wieder Anker auf und wir fahren in den Vaigat-Sund, der zwischen der Discoinsel und dem Festland liegt. Endlich kommt der ersehnte Wind aus Süden, aber das Eis wird immer dichter, dass wir uns unseren Weg im Slalom suchen müssen und mit dem Segelsetzen warten, bis die Lücken zwischen den Eisbergen groß genug sind, die Genua zu 2/3 auszurollen. Wir segeln den Sund entlang zwischen den Eisbergen bei 25 – 30 kn Wind nach Nordwest mit 5 bis 6 kn. 

So 07.07.

Leider schläft der Wind am frühen Morgen ein und wir müssen die Genua gegen das Eisensegel tauschen, wir runden Kap Kanget und Kanísut und fahren in den Uummanaq Fjord und steuern die gut geschützte Bucht auf der kleinen Insel Qeqertat an. Die Gesamtstrecke 160 sm. Die Bucht erreichen wir durch eine enge und recht flache Einfahrt, in der sich ein Eisberg in dem Moment zu drehen beginnt, als wir auf ihn zufahren. Nach dem Ankern setzen wir über an Land, um auf den 260 m hohen Inselberg zu besteigen, von dem aus wir einen herrlichen Rundumblick belohnt. Nach einem Karotten-Ingwer-Linsen-Eintopf mit Salat spielen wir Doppelkopf.

Mo 08.07.

Nach dem Frühstück mit Obstsalat geht der Anker auf und wir motoren bei spiegelglatter See zwischen den Gebirgsmassiven weiter hinein in die Fjordlandschaft von Uummannaq. Ich sitze im Heck und höre ein Stück von Edvard Grieg, da mich die kolossalen Felswände an Norwegen erinnern. Auf dem Fjord treiben wieder Eisberge, um so mehr, je tiefer wir in den Fjord fahren und damit näher an die Gletscher kommen, wo sie in die See kalben. Vor der Einfahrt in unsere abendliche Bucht sichten wir einen Wal, der dort auf und ab schwimmt und immer wieder bläst. Das Ziel ist nach 32,5 sm die kleine, von allen Seiten umschlossene Bucht Niaqornakavsak an der äußersten Nordwestecke der Insel Drygalskis Halvø. Das Dinghi hilft uns wieder an Land, Astrid und ich klettern auf den Berg neben der Bucht. Wir freuen uns an dem tollen weiten Blick über die mit Eisbergen geschmückte Fjordlandschaft und in unsere kleine Ankerbucht, in der ANUK auf uns wartet. Trotz erfolgloser Angelei bekommen wir ein vorzügliches Kohlgericht.

Di 09.07.

Wir legen um 8 Uhr ab und frühstücken auf See und fahren tiefer in den Fjord hineinhinein entlangentlang kolossaler Felswände bis zu dem Ort Ikerasagssuaq. Leider regnet es als wir durch den Ort laufen. Olaf bekommt von einem Fischer ca. 1,5 kg Capelin (Fisch) geschenkt, nachdem er sich mit ihm über google translate verständigt hatte. Wir legen ab, um einen weiteren Ankerplatz am anderen Ende der Insel anzulaufen, wir passieren wunderbare Eisberge und ankern in einer Bucht nördlich der verlassenen Siedlung Umánatsiaq, Etmal 22 sm.

Mi 10.07.

Wir teilen uns zum Landgang in zwei Gruppen auf. Nico und Thomas wandern über die Berge zunächst zu einer Siedlung in der Nachbarbucht, die aus Hütten besteht, die auf Schlitten montiert waren (grönländische Variante des Wohnwagens zum Übernachten des Fischens auf dem Eis im Winter). Das Schlauchboot Expeditionsteam Astrid, Yannick und Olaf treffen die beiden in dem verlassenen Dorf Umánatsiaq weiter südlich. Einige Häuser sind saniert und werden als Ferienhäuser genutzt.

Nachmittags geht es weiter mit einem kurzen Zwischenstopp in Uummannaq, der angeblich schönsten Stadt Westgrönlands. Die Stadt, die mit 1400 Einwohnern als Großstadt gelten kann, begrüßt uns mit ihrem von der Sonne angestrahlten bunten Häusern auf den Felsen. Die schönen historischen Gebäude erstrecken sich rund um die Hafenbucht. Thomas und Olaf finden ein Café mit Bier vom Fass.

Pünktlich um 20:00 Uhr brechen wir auf um weiter aus dem Fjord heraus um den vorhergesagten Südwind für unsere Weiterfahrt nach Norden zu nutzen.

Do 11.07.

Es gibt immer weniger Eisberge und immer weniger Wind. Den Tag müssen wir leider wieder überwiegend motoren. Außer Wache gehen steht Lesen auf dem Programm.

Fr 12.07.

In den Morgenstunden laufen wir südlich von Søndre Upernavik in den Suvdlua Fjord ein. Um 07:00 Uhr fällt der Anker in der malerischen Bucht Uluâ. Wir genießen einem wunderbar faulen Sonnentag mit Temperaturen um die 20° C mit Landgängen und einer abendlichen Doppelkopfrunde.

Sa 13.07.

Jetzt ankern wir hier vor Kangersuatsiaq (Prøven), einem 141 Einwohner Dorf. Das Wetter ist eher kalt und trübe. Wir verbringen den Tag mit Landgängen und Blog-Beiträge hochladen.

Text: Thomas

14 Tage Grönland – Ecki berichtet

Es waren tolle 14 Tage. In Sisimiut war einer unserer Höhepunkte eine Konfirmation von Inuit. Die meisten trugen ihre traditionelle, festliche Kleidung; die Frauen mit Schuhen und Hosen aus Robbenfell und -leder, die Blusen waren aus roter Seide bestickt mit Perlen sowie mit einem großen Perlenkragen. Die Männer waren in schwarzer Hose und weißem Hemd gekleidet. Wir hatten das Glück mit einem Paar ins Gespräch zu kommen. Er sprach etwas Deutsch, da er an 30 Stunden Deutschunterricht teilgenommen hat. Er möchte Führungen für Touristen mit Verpflegung und Übernachtung anbieten, das neue Grönland setzt auch auf Tourismus und nicht mehr nur auf Jagd und Fischfang. 

Nach Sisimiut trafen wir auf die ersten Eisberge. Der Jubel war groß, vom der Captain Uli kam nur „Das sind doch nur Growler.“

Besonders schön waren die Übernachtungen in Ankerbuchten, die Uli perfekt ausgesucht hat und besonders von Margret geliebt wurden.

Im Disko Fjord/Kangerluk machten Kai, Eileen, Margret und Holm eine Wanderung von der Ankerbucht zum nächsten Ort. Die Crew schätzte für den Weg zwei Stunden, Uli meinte mindestens drei, es wurden fünf. Die Fotostopps und der nasse Untergrund waren nicht einkalkuliert worden. 

Je weiter wir in die Disko Bucht fuhren desto größer und dichter wurden die Eisberge. Der Höhepunkt war dann Ilulissat mit dem Isjford. Selbst ich erkunde ihn vom Ufer aus zu Fuß. Für all diese Eindrücke fehlen mir die Worte, sie bleiben für immer in meinem Gedächnis. 

Text: Ecki

Disco Bay – Sonne und Eis

Wir haben uns Sonntag hier irgendwie mit in den Hafen von Ilulissat gequetscht, liegen längsseits an der polnischen Yacht Lady Dana 44, einer Van de Stadt 47 (Den Bootstyp hatten wir bei Schiffskauf auch zur Auswahl.). Die kleinen Fischerboote um uns herum kommen und gehen. An- und Ablegen geht nur mit ordentlich schieben. Nichts für Freunde des makellosen, blank polierten Rumpfes.

Für die Einfahrt nach Ilulissat hatten wir traumhafte gute Bedingungen. Es ist ruhig und fast windstill, ANUK gleitet im Zick/Zack bei Sonne durch die beeindruckende Eisberg und Growler Landschaft. 

Die zwei Wochen seit Nuuk sind wieder viel zu schnell um. Wir haben 534 sm zurückgelegt.

Den Großteil der Strecke sind wir wegen fehlenden Windes unter Motor gefahren, mit zwei Nachtfahrten konnten wir vor der Küste gut Strecke machen. Zum Glück gab es dort wenig Eis und Fischer, das Radar lief wegen Nebels oft mit. Bei guter Sicht blieben wir in Küstennähe, um die Landschaft zu genießen.

Nach dem Stopp in Appamiut (Hamborgersund) ankern wir nach einem kurzen Stopp in Sisimuit (zum Museumsbesuch) in Ukîvik/Sydbay. In die Ankerbucht müssen wir uns bei Nebel reintasten. Am nächsten Morgen darf die Crew ausschlafen, gegen Mittag löst sich der Nebel auf und wir erkunden die Insel. 

Von Ukîvik aus gehen wir direkt in die Disko Bay zu den Kronprinses Ejland. Angesagt ist Nordwind, wir rechnen damit, dass wir kreuzen müssen. Vom Wind ist relativ schnell nichts mehr übrig, wir sind also wieder am Motoren, teilweise bei Nebel mit Radar. Nach knapp 24 h fällt der Anker vor der verlassenen Siedlung Imeriqssoq. Mit Luna waren wir 2018 auch schon hier und es hat uns damals schon sehr gut gefallen. Der Nebel hat sich nachts zum Glück verzogen, so dass wir die ersten Eisberge der Disco Bay bestaunen können. 

Crew und später auch die Captain machen sich zum Landgang auf. Kai und Eileen paddeln zu ein paar gestrandeten Growlern. 

Die Crew entscheidet sich dafür im Anschluss einen Abstecher zur Disko Island zu machen. Wir gehen in den Diskofjord Kangerluk, vorbei an der kleinen Siedlung (2023 noch 12 Einwohner) gibt es am Ende einer der Fjordarme einen wunderschönen, gut geschützten Ankerplatz. Alle sind begeistert. Das Wasser des Bachs nutzen wir zum Tank füllen. Vier Crewmitglieder machen sich zu Fuß auf zur Siedlung, Ecki und ich sammeln sie in Kangerluk wieder ein. Die nächste Nacht verbringen wir vor der alten Wetterstation Nipisat. Der Anker hält gut, der angekündigte Starkwind mit gut 30 kn ist in wenigen Stunden durchgezogen.

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Die knapp 60 sm von der Disko Island zur Rodebay/Oqaatsut können wir dann endlich mal wieder segeln. ANUK läuft bei 5 Bft. schön schnell mit raumen Wind. Endlich kommen die Segler etwas auf ihre Kosten. Kurz vor dem dichter werdenden Eis in der Nähe des Isjfords schläft der Wind ein, so dass wir entspannt im Slalom die letzten Meilen zurücklegen können.

Oqaatsut ist traumhaft schön, wir brechen am nächsten morgen widerwillig nach Ilulissat auf. Keiner hat Lust dort anzukommen, viel zu schnell ist der Reiseabschnitt zu Ende. 

Jetzt sind wir schon drei Tage hier. Zu Fuß haben wir die Umgebung erkundet, die Ausstellung im relativ neuen Isjford Center ist sehenswert. Ein Teil der Crew kommt heute in Deutschland an und die nächste Crew kommt gleich an Bord. Ich freue mich, dass noch ein paar Wochen Grönland vor mir liegen. Einfach wunderbar J

Text: Uli

Endlich wieder Grönland – Hamborgersund

Es ist ein wenig wie „nach Hause kommen“. Den Küstenabschnitt haben wir 2018 schon mit LUNA besucht. Und auf ein paar der schönsten Passagen und Ankerbuchten habe ich mich gefreut. 

Das Wetter ist leider weiterhin wie 2018 auch: bewölkt, kalt und regnerisch. Manchmal können wir segeln, ansonsten läuft der Motor zuverlässig und bringt uns zugegeben komfortabel voran.

Am zweiten Tag nach Abfahrt Nuuk passieren wir Maniitsoq. Eigentlich eine Ecke, in der es häufig Buckelwale zu beobachten gibt. Die Enttäuschung der Crew ist groß, als wir diesmal keine Wale entdecken können. Die beeindruckenden Berge des Hamborgersund sind auch Wolken verhangen. Ein wenig kann man sie erahnen.

Ein wenig später dann begeisterte Aufruf: Wale!

Alle stürzen an Deck und erfreuen sich am Anblick zweier Buckelwale, nicht weit von der ANUK entfernt. Beim Abtauchen zeigen sie ihre großen Fluken.

Am Ende des Sermilinnguaq Fjords leuchtet es hell. Auf dem Eis und der Gletscherzunge ist Sonne zu erahnen. Wir entscheiden uns dafür den 7 nm Umweg in den Fjord zu fahren. Die Gletscherzunge am Fjordende kalbt nicht direkt ins Wasser, so dass keine Eisberge und Growler die Fahrt behindern.

Wir erreichen die Ankerbucht Appamiut gegen 23:00 Uhr. Alle fallen müde und voller Eindrücke in die Kojen. 

Ausschlafen am nächsten Morgen ist gestattet. Ich genieße die morgendliche Ruhe mit Bad und Kaffee. Die Wolken verschwinden und blauer Himmel zeigt sich. Perfektes Timing, wir gönnen uns einen Tag in dieser Landschaft. Das Packraft wird ausgepackt, die Umgebung zu Land, Wasser und Luft (Drohne) erkundet. In der Sonne ist es herrlich warm. Zum Abschluss des Tages gibt es grönländische Lammkeule. Wir haben unglaubliches Glück mit diesem Sommertag zum richtigen Zeitpunkt.

Heute sind wir nach 24 h Fahrt (bei NW-Wind kreuzend und später bei Flaute motorend) in Sisimiut angekommen. Die Nacht war mit Temperaturen um den Gefrierpunkt die bisher kälteste dieses Sommers.

Nach Einkauf und Museumsbesuch wollen wir weiter, einsame Ankerbuchten sind schöner. Und wir wollen noch möglichst viel Zeit in der Disko Bay verbringen.

Text: Uli

Wovon ich rede, wenn ich vom Segeln rede 

Aufgewachsen in Hamburg in einer Familie, die dem Segeln verfallen ist. Die perfekten Bedingungen, um selbst einer dieser zahlreichen Segelsportler der Stadt zu werden. Doch es sollte erstmal nicht so sein. Wie so üblich für junge Menschen, man steht erstmal ablehnend gegenüber den Ideen der eigenen Eltern. Wenn man dann ein gewisses Alter erreicht und im besten Fall sich einigermaßen in die richtige Richtung entwickeln konnte, dann kann man nochmal die Ideen der Eltern abwägen und sich fragen, ob das Ganze nicht doch das eigene Leben weiter begleiten wird. So geschehen mit dem Segeln. Was ich hingegen schon immer reizvoll fand, das waren die längeren Schläge. Auf der See schlafen und um sich herum nur Wasser sehen. Als Kind konnte ich dies hin und wieder schon kurzzeitig erleben. Im Oktober 2023 durfte ich dann das erste Mal in meinem Leben eine Blauwassererfahrung machen und ja, der in mir schlummernde Reiz der Weite des Meeres wurde erfüllt. Dieses pathetische und sperrige Wort Freiheit, möglicherweise ist dies in dieser Situation für mich wirklich eingetreten. Im Februar wurde es dann nochmal besser. Die Atlantiküberquerung stand an. Und auch hier waren 18 Tage auf dem Meer überhaupt nicht ermüdend. Ok, möglicherweise alle fünf bis sechs Tage, wenn der Schlafmangel durchbrach und man etwas Schlaf nachholen musste. Es ist schwer zusammenzufassen, was nun alles so wunderbar ist. Sind es die verglühenden Himmelskörper in den Sternen-Nächten auf See oder das Plankton, welches stockdunkle Nächte zu hellen macht? Sind es die Meeressäuger oder ist es das Segeln auf dieser wunderbaren Garcia, die 42kn in Böen einfach schluckt und in ein absolutes Segelvergnügen umwandelt? Oder doch eine interessante Wetternavigation von Bermuda an die US-Küste? Möglicherweise auch die Ein- und Ausfahrt nach New-York?

Die Liste ist einfach zu lang, um knapp zu beschreiben, dass ich mit meinen 32 Jahren, in denen ich schon wirklich viel rumgereist bin, die wahrscheinlichste tollste Reise vor einem Monat beendet habe. Was es auch an dieser Stelle zu erwähnen gilt ist, dass es der Norden ist, der die Reise in Sachen Natur zu einem perfekten Abschluss brachte. Als wir die Cabot Straße von Novia Scotia kommend durchquerten und der Nebel aufbrach und die imposante Küste Neufundlands zum Vorschein kam, war mir spätestens klar, dass diese Art Natur mich am meisten beeindruckt. Da kam mir dann mein Anfang zwanzigjähriges Ich in Erinnerung, was die Etappe von Archangelsk nach Franz-Josef-Land aufgrund von Angst vor der Kälte ablehnte. So verpasst man Chancen im Leben, die man nie vergessen würde und so nimmt man Chancen wahr, die das Leben mit ziemlicher Sicherheit entscheidend prägen werden.  

Neben diesen kurzen Ausführungen über die Aspekte der Natur, dem Segeln und den insgesamt positiven Auswirkungen auf den eigenen Charakter, sind es natürlich auch die Mitsegelnden, die eine Reise prägen und großartige Gespräche bescheren. Zuletzt natürlich auch die beiden Skipperinnen, die so viel Fleiß und Arbeit reinstecken und so eine Perspektive auf unseren Planeten ermöglichen, die mich auch in Zukunft immer wieder ins Schwärmen bringen wird, wenn ich an diese vergangenen drei Monate zurückdenke. 

Text: Till

Endlich wieder Grönland – Nuuk

Crew change in Nuuk, die Tage sind wieder viel zu schnell dahin gerauscht. Die Zeit vergeht wie nix. An- und Abreise diesmal an einem Tag. Die Captain hat den neuen Crew das ok gegeben einen Tag eher an Bord zu kommen, Hotels und Hostels sind hier teuer. Dafür müssen klar Schiff machen, Boarding und Reparatur- und Wartungsarbeiten parallel laufen. Es klappt sogar und der neue Rudergeber für den Autopiloten ist auch freudig in Empfang genommen und gleich eingebaut worden.

Die alte Crew wird mit wunderbar warmen Sonnentagen verabschiedet und die Neue empfangen. Wir haben am Samstag über 20° C im Cockpit, leider ist der grönländische Sommer nur kurz. Seit Sonntag wieder die üblichen 5-8° C und Nieselregen.

Mit Bernd und Uta gönne ich mir zusammen ein Essen in Taatsis neuen Restaurant „Arctic Food“, grönländische Küche. Wir sind restlos begeistert, das kleine Restaurant ist liebevoll eingerichtet und auch die Gerichte werden mit viel Blick fürs Detail angerichtet. Der Kellner sehr nett, er erklärt jeweils, was wir da wie zubereitet vor uns haben. Das wichtigste natürlich: Es schmeckt uns allen wirklich sehr, sehr gut. Und die Captain erkennt den Angelica Geschmack sofort. Erinnerungen an Südgrönland 2018.

In Nuuk wird weiterhin viel gebaut, einiges ist seit 2018 neu dazugekommen. Die alten Kutter hier am Kutterkaj kommen mir allerdings bekannt vor, anfangs liegen wir im Päckchen an den gleichen Kuttern wie 2018 mit LUNA. Die Baustellen sind jedoch vorangekommen, man kommt wesentlich bequemer an Bord.

Gestern wehte es ordentlich und wir sind noch im gut geschützten Hafen Nuuk geblieben.

Jetzt geht es gleich los. Wir wollen die zwei Tage Südwind nutzen bis in den Hamburgersund zu kommen.

Text: ULI

Endlich wieder Grönland – von Paamiut nach Nuuk

Dieses Mal nehmen es die Grönländer mit dem Einklarieren ganz genau. Die Polizei will nicht nur die Pässe sehen, sondern auch die Personen dazu. Bis die Captain Uli endlich Bernd und Uta findet, ist eine Stunde vergangen. Den Einkauf haben die beiden dafür schon erledigt.

Beim Motorstart zum Ablegen stellen wir fest, dass nach Dieselfilter Reinigung am Vortag doch noch irgendwo Luft im System ist. Bis der Motor sauber läuft ist es schon Mittag und wir entscheiden uns hier zu bleiben und den angesagten Starkwind hier abzuwettern.

Wir bleiben den ganzen nächsten Tag an Bord. Es regnet reichlich, wir liegen gut geschützt an der Pier, die Boote bei ablandigen Wind an die Pier zu ziehen ist auch alleine kaum zu schaffen. Bernd sortiert und bearbeitet Fotos, Uta und Uli sitzen am Rechner und arbeiten am Fotobuch der Reise.

Von Paamiut starten wir am Freitag, den 07.06. morgens und gehen in einem Rutsch direkt in die Fjorde östlich Nuuk. Nach 39 Stunden fällt der Anker in einer Bucht des Sulussugutip Kangerlua. 

Die Fahrt ist wieder entspannt, wenn auch nachts kalt. Wir müssen meistens steuern, da der Autopilot weiter nur arbeitet, wenn er will. Meistens können wir unter Genua vor dem Wind segeln, in der Nacht reicht der Wind leider nicht und der Motor läuft.

Als wir an Nuuk vorbei in den Nuup Kangerlua (Godthåb Fjord) laufen lichtet sich die bis dahin dichte Bewölkung und wir können die hohen, schneebedeckten Berge um uns herum bestaunen. Einige sind über 1000 m hoch, eine Schneelawine rauscht polternd den Berghang neben uns hinab.

Da für die nächsten Tage wieder viel Starkwind angesagt ist wollen wir die verbleibende Zeit hier in den Fjorden verbringen. Der lange Weg hier rein lohnt sich. 

Sulussugutip Kangerlua ist erstaunlich grün, wir erkunden die Umgebung zu Fuß und mit Drohnen.

Der kleine Ort Kapisillit liegt am Ende des Nachbarfjordarms. Die rund 80 Anwohner leben von Fischfang und Rentierhaltung (Wir sehen leider keine). 

Von Kapisillit aus wollen wir eigentlich in die als sehr schön und geschützt im Revierführer beschriebene Bucht Kangiussaq. 

Unterwegs entdeckt Bernd ein komisch schlagendes Etwas, dass an eine Schlange erinnert voraus neben einem Growler. Die Schlange entpuppt sich als Flipper eines Buckelwals, wir sind ja hier auch nicht in Loch Ness. Kurz darauf taucht der Rücken eines weiteren Buckelwals neben uns auf. Beide tauchen dann gemeinsam wieder ab. Sie sind etwas Foto scheu.

Nach 29 sm Fahrt und gut 10 sm vor dem geplanten Tagesziel entscheiden wir uns umzudrehen und Qooroq anzulaufen. Das Eis wurde immer dichter und die zwei Stunden Slalomfahrt reichen uns für den Tag.

Qoornoq ist eine gute Wahl. Von hohen Bergen liegt der anscheinend nurnoch im Sommer bewohnte Ort auf einer kleinen flachen Inselgruppe direkt an einer „Fjordkreuzung“. Die Bucht ist durch eine Untiefe vor größeren Eisbergen gut geschützt und der Anker hält sofort.

Den nächsten Tag „wettern wir ab“. Draußen ist es kalt, es regnet und schneit. Der zur „Gale warning“ gehörende Wind bleibt draußen vor der Küste, mehr als 20 kn zeigt unser Windmesser nicht an.

Nachts reißt der Himmel dann auf und heute haben wir einen herrlichen, sonnigen Tag. Auf der Fahrt nach Nuuk können wir die weiße Berglandschaft um uns herum bestaunen. Nach Nachtfrost wird es angenehm warm.

Captain Uli bietet als weiteres Highlight „Wasser bunkern vom Wasserfall“ an. Die Crew macht sich begeistert mit Kanistern und Wassersäcken ausgerüstet im Dinghi auf den Weg. Da der Fels am Ufer mit einer glitschigen Eisschicht bedeckt ist brechen wir das Manöver nach einer Fahrt und 80 Litern ab. Kurz darauf wird es eh voll. Mehrere Wasser-Taxis preschen mit Kreuzfahrtteilnehmern heran. Unser Wasserfall scheint eine Sehenswürdigkeit.

Und jetzt sind wir auch schon in Nuuk. Etappe 22 ist damit schon wieder um. Die vier Wochen zu Dritt sind viel zu schnell vergangen. Bernd und Uta machen einen ersten Stadtrundgang und bringen Moschusochsen Schinken fürs Abendessen mit.

Text: ULI

Endlich wieder Grönland – Wir sind angekommen

Zu Dritt haben wir uns auf den Weg gemacht. Von St. John’s nach Paamiut waren wir insgesamt 964 nm unterwegs. Dafür haben wir 189 Stunden gebraucht. Weite Strecken war es schwachwindig, sonnig und warm. Das ist schön gemütlich und entspannt, bedeutet aber auch Motoreinsatz (331 nm). Das Thermometer im Doghouse zeigt mehrere Tage knapp 15° C an. Wir hatten den Rest der Zeit viel achterlichen Wind, einen Tag davon mit in Spitzen 7-8 Bft (knapp 40 kn). ANUK läuft wie gewohnt gut und lässt sich auch gut steuern. Erfreulicherweise ist von dem anfangs für die letzten Tage vorhergesagtem Gegenwind nichts mehr zu merken. Stattdessen kein Wind bzw. eine angenehme Brise aus SW. 

Das Bordleben hat sich schnell eingestellt. Wir einigen uns auf Wachen nicht länger als drei Stunden, da wir befürchten, dass es kalt wird. Eine vorausschauende Entscheidung, da uns der Autopilot kurz nach Start im Stich lässt. Der Rudergeber will einfach nicht mehr. Unser zweiter Autopilot steuert nur zeitweise, wenn ihm gerade danach ist. Wie wir ihn bei Laune halten können, konnten wir bis zur Ankunft nicht ergründen.

Also hieß es Handschuh an, Mütze auf und drei Stunden durchhalten, da die Freiwache gemütlich im warmen Schlafsack liegt. Wehe, wer vergisst die Aufnahme von Heißgetränken nicht mit seinen Wachzeiten zu koordinieren.

Um den Eisbergen vor Labrador und Neufundland auszuweichen, laufen wir zwei Tage Kurs NE, bevor wir nach Norden abdrehen. Es ist erstaunlich, wie schnell die Nächte immer kürzer werden. Vor unserem Ziel wird es dann auch schon nicht mehr ernsthaft dunkel, es dämmert nur ein paar Stunden. Herrlich diese hohen Breiten im Sommer.

Das Highlight der Überfahrt, da wir uns alle einig, ist der vorletzte Abend auf See. ANUK gleitet unter Genua dahin, als eine erstaunlich große Gruppe von Walen (oder sind es doch seeehr große Delfine) sich von hinten nähert. Sie begleiten uns ca. eineinhalb Stunden, nehmen uns in ihre Mitte. Rings um uns herum, zum Teil nur mit einem Meter Abstand Wale. Unter Deck sind ihre Laute deutlich zu hören. Zu gerne würden wir verstehen, was sie sich über uns erzählen. 

Wir sind begeistert, wie viele kleine Jungtiere bzw. Walbabys wir ganz dicht bei ihren Müttern schwimmend beobachten können.

Gebannt folgen wir alle dem Schauspiel.

Seht selbst: 

Wir versuchen herauszubekommen, was uns da besucht hat. Und einigen uns auf Grindwale (engl. Pilotwhale). Alles andere passt laut unserem Bestimmungsbuch nicht so richtig.

Am nächsten Tag verschwindet der nächtliche Nebel sehr früh und wir können schon bei gut 50 nm Abstand die ersten Berge der grönländischen Küste ausmachen. Wenig später die Ersten, in der Sonne leuchtenden fototauglichen Eisberge.

Vor dem Arsuk Fford treffen wir auf etwas mehr Eis, dass sich gut umfahren lässt. Die letzte Nacht geht es bei schwacher Brise sanft gleitend langsam dem Ziel entgegen. Natürlich muss es gegen Mitternacht noch anfangen zu nieseln, so dass wir morgens um 07:00 Uhr Ortszeit froh sind da zu sein.

Und jetzt sind wir endlich wieder in Grönland. Paamiut ist trotz seiner Größe recht verschlafen. Wenn man jemandem bei diesem Wetter draußen begegnet, ist er/sie sehr freundlich und hilfsbereit. Nachdem die Captain Uli die Polizei erfolglos gesucht hat, um einzuklarieren, steht diese irgendwann nachmittags an der Pier. Wir sind jetzt für Mittwoch früh verabredet. Danach können wir weiter.

Den restlichen Tag haben wir mit weiterer Fehlersuche Autopiloten, Walfotos sortieren, schlafen (nur die Crew) verbracht. Und nicht zu vergessen: Wir schrauben den Backbord Trinkwassertank auf. Hocherfreut stellen wir fest, dass das Wasser einwandfrei schmeckt, vom Diesel ist nichts mehr zu sehen, zu riechen oder zu schmecken. Welch eine Freude. Ein Hoch auf ganz viel Geduld bei der Reinigung und Spüli.

Text: Uta und Uli