Klippen und irische Tierwelt

In Galway wechselte die Crew, Laila, Bernhard, Bernd und Lars kamen an Bord. Nach einem Eingewöhnungstag in Hafen von Galway fuhren wir zu den Aran Islands. Dort wollte Laila unbedingt die gesamte örtliche Tierwelt sehen – Pferde, Schafe, Esel und Rinder. Das haben wir erfolgreich getan. Die mit weitem Abstand häufigste Gattung waren allerdings Touristen, die mit Fähren, ungefähr alle 20 Minuten vom Festland kommend, eintrafen. Auf den Klippen am Black Fort starrten wir zu dritt auf dem Bauch liegend in den Abgrund, allerdings nicht so lange, dass der Abgrund in uns hätte starren können. Allerdings nur solange, bis uns bewusst wurde, dass die Klippen vom Wasser unterspült wurden und wie schade wäre es gewesen, wenn die Geschichte hier schon ein Ende finden müsste. 

Weiter ging es bei schwachem Ostwind dicht an den Cliffs of Moher und den Cliffs of Kilkee gen Süden. Dort mussten wir nicht nur auf Untiefen und schwachen Wind achten, sondern auch auf die Tierwelt. Während Delfine und die allgegenwärtigen Vögel wenig Anlass zur Sorge boten, mussten wir auf andere deutlich stärker aufpassen. 

Das größte Risiko ging Bernd bei seinen Ausflügen an den Bug der ANUK ein, denn der Riesenhai lauert in den irischen Gewässern. Er wartet auf unachtsame Segler. Er schleicht sich an die Boote an und schießt plötzlich am Bug aus dem Wasser und frisst unachtsame Personen. Selten zu sehen und bei unseren Etappen bisher auch nicht aufgetreten ist der Galway-Pupsfisch. Der heftet sich bei schwachem Wind an das Heck unaufmerksamer Boote und … naja, man kann es sich denken. Erfahrene Segler fangen ihn und zünden die Pupse quasi als Turbo an, insbesondere bei Flaute ein echter Gamechanger. 

Besonders bei unserer letzten Ankerbucht mussten wir auf den Berg-See-Löwen aufpassen. Der wohnt in den dort reichlich vorhandenen Höhlen an Land und lauert allem auf, was er fressen kann. Und das ist viel. Wenn er gerade keine Segelboote frisst, soll er sich von Galway-Pupsfischen ernähren, die auch zu seiner Fortbewegung beitragen sollen. Wie genau er aussieht, kann leider niemand sagen, denn eine Begegnung mit denen hat niemand überlebt. Er soll entfernt mit Nessie verwandt sein, aber das ist ebenfalls noch nicht abschließend erforscht. Der Berg-See-Löwe legt sich zur Jagd auf die Lauer und wenn ein Boot in seine Nähe kommt, wird es komplett verschlungen. Laut Laila kann er allerdings auch auf dem Wasser laufen und durch seine breiten Füße quasi foilen. Wir konnten ihn allerdings durch die bösen Blicke von Bernd und Lars so sehr einschüchtern, dass er sich schlafend gestellt hat, selbst ein verängstigtes Zittern konnte von unseren mutigen Höhlenforscher:innen dokumentiert werden. Heute Nacht sind wir in der Marina in Dingle und damit sicher. 

Text: Laila, Lars, Bernhard

Wetter – Irish better than Scottish

Stürmische Fahrt durch „races“ um den Mull of Kintyre mit passender Musik von den Wings. In Irland angekommen, wurden wir auf See mit frischen Makrelen und Hummer versorgt, direkt von Boot zu Boot. Ab da segelten wir in die Flaute und motorten 30 h lang. In Inishturk machten wir an einer Mooring fest. Matthias umrundete die 5 lange und  2,5 km breite große Insel (5 km Joggen). 53 Einwohner, zahlreiche Schafe, ein Rugbyfeld und ein von amerikanischen Student:innen erschaffenes, schwer identifizierbares Kunstwerk zum Gedenken an die Auswander:innen der Insel, die zu einem „gathering“ zusammenfanden. In Irland wurde das Wetter immer sommerlicher und die kurzen Hosen wurden aus dem Schapp geholt.

Über den schönsten Strand Irlands ging es weiter Richtung Galway.

In Erinnerung bleibt nicht nur die schöne Segeltour mit Begleitung von Delphinen, Minkwalen direkt neben dem Boot und drei Haifischen, sondern auch das köstliche abwechslungsreiche Essen auf drei Sterne Niveau, das vor allem von der Skipperin zubereitet wurde.

P.S. Wir empfehlen für Menschen wie uns (ü 60 und ü 70) die von Uli betreute Segeltour, inklusive: morgendliches Suchen von Hörgeräten und Brillen (Uli findet immer alles), mehrfache Wiederholungen von Kommandos sowie geduldiges Eingehen auf jahrgangsbedingte Sturheit, Kontrolle der planmäßigen Medikamenteneinnahme (Schwartenmagendose und dauerpiepende Handyerinnerung). Zusatzangebot: Aufbau der Medienkompetenz Teil 2 (Der Grundkurs fand schon auf Kapverden statt.).

Außerdem ist die Schaukelbewegung an Bord besonders bei Hüftleiden therapeutisch einsetzbar. Für einen altersgerechten Einstieg mit einer Leiter ist gesorgt. In seltenen Fällen steigert das Segeln die Reaktionsfähigkeit und den Muskelaufbau. Viel Lachen und Singen ist wahres Bauchmuskeltraining. Häufiges Stoßen des Kopfes an Bord erhöht das Denkvermögen. 

Nicht unerwähnt bleiben dürfen die täglichen, angeregten Diskussionen zu politischen Themen wie Atomenergie, Umgang mit der AFD, Autoindustrie, Klimawandel und Maßnahmen zur Zukunftsfähigkeit Europas, in denen Uli versuchte diplomatisch mit fachlichen Beiträgen den Bordfrieden zu sichern. 

Text: Ecki, Helga und Gerda

Schottisches Wetter

Mittlerweile ist der Crewwechsel in Oban eine Woche her. Seitdem ist viel passiert.

Sturmtief Floris hat uns ziemlich beschäftigt. Ich hatte die Windvorhersagen schon eine Weile beobachtet. Anfangs war sich ECMWF noch nicht einig, am 29.07. sah die Vorhersage bedrohlich aus, 24 Stunden später nichts mehr davon zu sehen.

Zum Wochenende wurden sich die Wettermodelle dann einig und es war klar, dass wir uns auf stürmischen Wind vorbereiten müssen. Oban lag sehr günstig, so konnte der Crewwechsel stattfinden und wir blieben am Montag noch dort. 

Screenshot BBC Sturmwarnung

Leider haben wir in der Marina Kerrera keinen Platz bekommen und sind dann an die North Pier in Oban gegangen. Der Hafen ist bei dem angesagten Westwind nicht ganz so gut geschützt, das 2017 zerstörte und wieder reparierte Brackwater hat aber erstaunlich viel Schwell abgehalten. ANUK lag sicher mit Bug in Windrichtung auf der Leeseite des Schwimmstags. Den Vormittag sah man überall an Bord der Yachten Crews zusätzliche Leinen ausbringen, Fender platzieren und alles an Deck sichern. Alle Boote haben den Wind gut überstanden. BBC berichtet über umgekippte Camper und bezeichnet Floris als stärksten Sommersturm seit vielen Jahren.

Wir sind dann am nächsten Tag weiter und sind bei 6 Bft mit bis zu 8 kn Fahrt nach Crinan gelaufen. Rechtzeitig vor Feierabend sind wir pünktlich 16:30 in die Seeschleuse eingefahren und lagen die Nacht gut geschützt und ruhig im Kanal Becken. 

Die nächsten 1,5 Tage ging es dann durch den Crinan Canal. Wir haben unglaubliches Glück, das Wetter ist sonnig warm und es ist schwachwindig. ANUK schlängelt sich durch Landschaft und Vorgärten. Die 15 Schleusen bedeutet Arbeit für die Crew. Irgendwann sind alle eingespielt und die Manöver sitzen. Der Crinan Canal hat wieder alle begeistert. Fast alle Schleusen werden im Handbetrieb bedient, die Look Keeper sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit.

Graham ist auf Arran Island ausgestiegen. Er ist dort mit einigen Verwandten verabredet, seine Mutter ist auf der Insel geboren. Graham hat seine Ferien als Kind dort verbracht und ist dort auf seine ersten Berge geklettert. Die sehen wirklich beeindruckend aus mit ihren gut 800 m Höhe.

Wir haben noch zwei Nächte in Campbeltown, der ehemaligen Whiskey Stadt verbracht und auf passenden Wind gewartet. Es ist wirklich schön hier und wir füllen unsere Vorräte auf. Von hier aus hat man einen guten Startpunkt, um mit der passenden Tide Mull of Kintyre zu umrunden. Jetzt geht es gleich endlich Richtung Irland. 

Text: ULI

Devil’s Cauldron

There are not many places where you can sail an ocean-going vessel into the very centre of the mountains, but today we have entered the heart of the Cuillins of Skye.

In appearance Loch na Cuilce looks like an innocent mill pool surrounded by the cliffs and peaks of Sgurr Dubh Mor. But when the wind blows here it blows fearsomely.

Many sailors have experienced the violent katabatic winds of this place, winds that swirl downwards like a giant vacuum cleaner, and threaten to tear your anchor out.

Conor O’Brian, the Irish Republican gun-runner brought his 26-ton cutter „Kelpie“ here single-handed in 1921, seven years after delivering rifles to the Irish rebels. He first saw sea spray „streaming UP a perpendicular cliff“, then his yacht was slammed by an enormous fist. „Kelpie“ swerved around the loch in alarm, and rolled her rails under the water. O’Brian had to leave his boat to her fate and climb aboard another yacht. Luckily for him his yacht survived.

Then in 1938 Eric Hiscock, the famous British sailor came here and was also hit by these ferocious katabatic winds and feared that his cutter „Wanderer II“ woud snap her anchor chain. He described the experience:

„The squalls tore round and round that devil‘s cauldron, whipping the spray from the sea and whirling it away overhead to be lost in the low mist which made a roof for the dark pit in which we lay.“

I came here myself years ago on the longest day – 21st June – in an attempt to traverse the world-famous Cuillin Ridge from a boat in one day. This proved to be too ambitious. We anchored safely, and we got up at 3.00 a.m. to start the climb. I noticed that I could read newsprint clearly at that time in the morning in these Northerly latitudes.

However, during our climb the weather deteriorated and one climbing companion started crawling along the ridge in terror. We had to abandon the attempt.

Today the Devil’s Cauldron of Loch na Cuilice looks as innocent as a duck pond, but we are ready for anything. Anchored in the pool with us is Kendrick, an American sailor who has come here single-handed in his yacht „Spindrift“. Amazingly, he has travelled across the Atlantic just to arrive in this extraordinary place.

We dinghy ashore, where we meet my friend Simon Pierce who is filming an interview with me about my cousin Howard Somervell, who made the first solo traverse of the Cuillin Ridge in 1921, when Connor O’Brian was here. In my book „First on Everest“ I describe how Howard Somervell gazes down at the Devil’s cauldron 3,000 feet below him.

Later, Uli makes a wonderful drone film, flying down the freshwater Loch Coruisk, following Scotland’s shortest river, River Coruisk, just a few hundred metres long, then circling „Anuk“, lying in Loch na Cuilce.

In the morning we feel our way out cautiously, realising that we have got away without being caught by the furious winds of Loch na Cuilce.

Text: Graham

Here is the Shipping Forecast

Our yacht ANUK is  sailing through most of the British shipping forecast areas. These surround the British Isles in square blocks on the chart, and every night and every morning the BBC Radio 4 service announcer reads out a weather forecast to a rigid formula that never changes. 

This certainty, together with the distant romance of the sea, makes the BBC Shipping forecast a much-loved fixture in British culture, so much so that when it was suggested by BBC managers that it would be cancelled there was a nationwide outcry.

As a result, land people with little knowledge of.the sea lie sardine-snug in their beds after midnight, hugging with delicious horror the tales of hurricane-force winds and huge seas across the vast expanse of ocean.

The shipping forecast follows a haiku-like format of a General Synopsis of the weather, sea area forecasts, and warnings of gales. 

Once we sailed  through South East Iceland across the track of torpedoed merchantmen ships of the Second World war. Hundreds of fathoms below, old brass ships bells tolled out the words of the forecast with descending precision: `Viking, South Utsire, North Utsire, Forties, Cromarty, Forth, Northerly, Force Nine, Poor…‘

The skulls of drowned sailors nodded together in tacit agreement: a dirty night tonight. No more „I love you“ to postcard-pretty girls ashore, no more, no more, no more…

ANUK sails on, through  sea areas Rockall, Malin, Hebrides, Bailey, Fair Isle…. The shipping forecast follows us with mournful certainty: 

„Butt of Lewis Lighthouse, falling slowly. Good.“

After the forecast a piece of music is played, a piece called „Sailing By.“ This is filled with watery notes reminscent of gentle sweeping waves in the sunlight. I first heard this in a full gale in the Bristol Channel in an old wooden yacht, a long, long time ago. The sheer incongruity of the music counterposed to the terror of the situation has never left me, and it never will.

„Lundy, Force Ten, Poor…Outlook, uncertain…“

Text: Graham

Kochgeschichten – Kitchen storys

Hans-Martin hat schon festgestellt, dass Essen auf ANUK ein wichtiges Thema ist. Mindestens einmal am Tag wird gekocht, Hauptmahlzeit ist das Abendbrot, Dinner.

Die Crews sind recht unterschiedlich. Manche „prügeln“ sich fast um den Job das Abendessen zuzubereiten, bei anderen steht überwiegend die Captain am Herd.

Diesmal ist die Crew gemischt, jeder ist mal dran. So auch unser „english man on Bord“ Graham. Sein Chicken-Curry letztes Jahr in Grönland wird allen in Erinnerung bleiben. Nur Uli konnte die Schärfe genießen.

Graham hat sich vorgenommen uns Germans die regionale, traditionelle Küche näher zu bringen. Er bereitet für uns Haggis zu, nach Art seiner Mutter. Captain Uli darf assistieren. Sie hat auch beim Schlachter in Kirkwall das Haggis besorgt. Graham ist mit der Menge zufrieden, der Rest der Crew betrachtet die Dimension der Haggis Portion mit Sorge.

Die google KI liefert zu Haggis folgende Antwort: „Haggis ist ein schottisches Nationalgericht, das aus Schafsmagen (heute oft auch in synthetischer Hülle) besteht, der mit Herz, Leber, Lunge, Zwiebeln, Hafermehl und Gewürzen gefüllt und gekocht wird. Es wird traditionell mit Steckrüben und Kartoffeln (neeps and tatties) serviert und oft mit einem Glas Whisky begleitet. Der Geschmack ist herzhaft und würzig, mit einer leicht körnigen Textur, die an eine gröbere Leberwurst erinnert.“

Und genau das kochen wir auch. Graham besorgt „Rübe“, die Kartoffeln sind „on stock“, Whiskey natürlich auch. Variation von Graham: eine Pfeffer-Sahne Soße wird ergänzt. Die darf die Captain anfertigen.

Unsere Haggis-Rolle (in synthetischer Hülle) wird in Alufolie gewickelt und 45 min in Wasser gekocht (Die Abwasch-Crew flucht hinterher.).  Fünf Töpfe und drei Herdflammen im Einsatz, das kommt selten vor. Der deutsche Teil Crew sitzt skeptisch am Tisch. Einzig Graham und Uli haben positive Erfahrungen mit Haggis und sind entspannt.

Was folgt: Begeisterung, es ist wirklich sehr lecker. Wir essen fast alle Töpfe leer, auch das Haggis wird bis auf den letzten Krümmel vertilgt. Ein kleiner Whiskey rundet das Mahl ab. So lässt es sich gut leben. Danke Graham.

PS: Haggis ist auch in der traditionellen deutschen Küche nicht unbekannt, anders gewürzt und teilweise anderem Getreide zubereitet: Grützwurst, Stippgrütze, Knipp, …

I am not the best cook. In fact, most people only allow me to cook once, and when they discover my food is so horrible they allow me to do something else. Anything else.

For example, last year in Greenland I decided to introduce my German friends to the English national dish: curry.

Unfortunately, I made a small mistake reading the recipe and used ten times, yes, 10 X the quantity of curry paste. I did not realise my mistake at first as Captain Uli bravely swallowed it and claimed to like it. However, she seemed to be crying even more than usual.

Then Yannick took a big mouthful and his face turned bright red. He started hyperventilating, and then he slid to the floor, unconscious. We had to use the defibrilator to bring him round.
The rest of the crew refused to eat any of my food after this.

This year I decided to try again with a new crew. I had a big success with the haggis, and so filled with new confidence I got some prawns and lobster from my friends in Ullapool. This was OK, too, except when I cracked the lobster claws with ANUK´s best engine tool they exploded, showering Captain Uli with fishy hot water. 
So there is now a serious danger I may be asked to cook more traditional Scottish food, and so I plan to make my Scottish mother´s famous Cloutie Dumpling.

A clout in Scottish is a cloth, or ideally a cotton pillow case. The dumpling is flour, suet, dried fruit and sugar. It is eaten by the Scots in 2 kilogram portions. I have no pillow case on ANUK, so I plan to use Captain Uli‘s sleeping bag. I will fill this with 100 kgs of flour, fat, fruit and sugar. We have plenty of these ingredients in the bilge. Then we lift the sleeping bag into the dinghy and boil it in an oil drum on the beach for two days. This can be eaten cold straight from the bag and makes a healthy diet for the crew for maybe a two-month voyage.

What other  famous Scottish foods can we prepare? In Glasgow the fried chocolate Mars Bar is delicious, covered with fried batter like fish and chips. This is eaten every day by Glaswegian people, together with healthy double-fried chips and washed down with pure whisky. 
This could  explain why Glaswegian men have the lowest life expectancy in Europe, at only 53 years old. Or it could have something to do with the continual rain, the, alcoholism  or perhaps the heroin. At least they die happy, just like ANUK‘s crew when they try my Anthrax lamb roast, from the island of Gruinard that we are passing in half an hour.

Text: Uli and Graham

Eine kleine Runde Outer Hebrides

Die Orkneys liegen mittlerweile hinter uns. 

Nachdem wir Westray erkundet haben sind wir mit einem Zwischenstopp nach Kirkwall gegangen. Frederike musste leider abreisen. Wir haben zusammen die 1,5 Tage in Kirkwall zum Stadt erkunden genutzt. Christian und Graham sind mit dem Bus nach Skara Brae gefahren und kamen schwer beeindruckt zurück. Nachdem Frederike am Samstag früh pünktlich abgeflogen war haben wir uns auch wieder auf den Weg gemacht. Den angesagten günstigen NE-E Wind wollten wir für die Überfahrt nach Schottland nutzen. Nach einigen Diskussionen uns entschieden direkt zu den äußeren Hebriden zu gehen. Auch wenn das bei dem für diese Woche vorhergesagten Schwachwind zusätzliche Meilen unter Motor bedeutet.

Die Fahrt von den Orkneys bis Cape Wrath ist segeln vom Feinsten. Wir kommen bei halben Wind gut voran. Es ist sommerlich warm. Im Westen ein schöner Sonnenuntergang, im Osten geht der Vollmond auf. Cape Wrath runden wir kurz nach Mitternacht. Kurz nachdem wir die Orkneys verlassen haben, konnten wir die schottische Küste am Horizont ausmachen. Kurz hinter Cape Wrath nahm der Wind dann wie vorhergesagt ab und wir motorten den Rest der Strecke bis zu unserer Ankerbucht südlich Stornoway.

Uli legt sich noch schnell eine britische Operator ID zu und macht zusätzlich den britischen Drohneflugschein (Flyer ID), auch wenn der für die kleine DJI Mini Pro nicht nötig ist.

Nach einer schönen Ankerbucht Camas Orasaidh auf Lewis, einer verregneten Nacht mit Bar Besuch in East Loch Tarbert (das auf North Harris) nutzen wir das ruhige Wetter für einen Stopp bei den Shaint Islands. Auch wenn es nur drei Nächte auf den äußeren Hebriden waren, wir haben viele unterschiedliche Eindrücke mitgenommen. Die Crew ist meiner Meinung, der Umweg hat sich gelohnt.

Nachdem sich der Nebel des Vormittags endlich verzogen hat konnten wir Sonne, Wärme und die recht grüne Landschaft im Loch Ewe genießen. Im Hintergrund die hohen Berge. Eben haben wir gemütlich an Bord gegrillt. Hans-Martin macht sich morgen auf den Weg.

Text: Uli

Fair Isles

Spricht man mit anderen Seglern hier auf den Orkneys oder auch in Lerwick, so haben alle den Wunsch einen Stopp auf Fair Isle einzulegen. Uns geht es natürlich auch nicht anders.

Die Insel liegt auf halber Strecke zwischen den Shetlands und den Orkneys. 

Von Lerwick aus rauschen wir mit NW Wind die Mainland Küste entlang. Eigentlich wollen wir noch irgendwo an der Südspitze ankern. In der Bucht Grutness Voe am Flugplatz wird gerade am Fähranleger gebaut, es ist kein Platz für uns. Wir entscheiden uns direkt weiter nach Fair Isle zu gehen. Die  Insel ist schon gut von Sumburgh Head aus zu erkennen. Die gut 20 nm lange Überfahrt dauert dann auch nur 3 Stunden, ANUK ist schnell unterwegs und rauscht über die Wellen. Im Fair Isles Channel und im The Hole kann es unangenehm werden, Strömung laut Revierführer zu Springzeiten bis zu 4 kn stark. 

Der sehr kleine „North Haven“ der Insel ist bei N bis NE Wind ungeschützt und es steht dann ordentlich Schwell im Hafen. Aus diesem Grund habe ich hier 2001 mit Moni 5 und 2005 mit LUNA keinen Stopp eingelegt. Erst 2019 konnte ich die Insel mit Michael und seiner Gaudi zusammen besuchen. Dieses mal klappt es auch. Bei dem für die nächsten Tage angesagten NW Wind ist der Hafen genug durch die vorgelagerte Inselspitze geschützt. So liegen auch schon 8 andere Yachten im Hafen. Wir verzichten darauf uns außen ins Päckchen zu legen und die kleinen GFK Yachten als Fender zu missbrauchen und gehen an den Kopf der Holzpier. Gegen den leichten Schwell können wir uns hier auch gut abfendern, am Nachbarplatz ist das kaum möglich und die dort liegenden Boote kommen nicht ohne Schäden davon. Die kleine Inselfähre wurde in der Vergangenheit schon mehrmals schwer beschädigt und die jetzige Good Shephard wird jetzt bei Schwerwetter immer an Land gezogen.

Fair Ilses ist ein Vogelparadies, zum Glück noch frei von Ratten und Füchsen, so dass Seevögel dort ungestört brüten können. Hauptattraktion sind natürlich die Puffins (Papageientaucher). Sie kommen zum Brüten von April bis Juli auf die Insel. Den Rest des Jahres leben sie auf See.

Das 2019 abgebrannte Bird Observatory ist mittlerweile wieder aufgebaut, so dass die Crew dort Duschen kann. Die Ranger bieten kostenlose Führungen an, was wir gleich am Abend nutzen. Die Rangerin führt uns in der Abendsonne zu den Puffin Brutplätzen in der Nähe des Hafens und versorgt uns mit Informationen. So sitzen wir dort in der Abendsonne, Puffins und Menschen beobachten sich gegenseitig interessiert. Angst haben die kleinen, wirklich putzigen Vögel nicht. Sie haben vermutlich schon zu viele von uns Touristen gesehen. Die Rangerin weist darauf hin, einige von ihnen seien vielleicht älter als sie selbst (sie können bis zu 40 Jahre alt werden). Die letzte Zählung sei ein paar Jahre her, es sei nicht so einfach (Ich frage mich wie das Zählen bei den ständig in Bewegung befindlichen Vögeln überhaupt möglich ist, in die bis zu einem Meter tiefen Brut-Höhlen kommt man auch nicht rein.). Jedenfalls sollen rund 17.000 Puffins zur Inselpopulation zählen. Dazu kommen noch die vielen Möwen, Raubmöwen, Seeschwalben, Basstölpel und viele andere. Dazwischen weiden Schafe. Rund 50 Menschen leben hier. Sie leben von Fischerei, Landwirtschaft und stellen Strickwaren her. Die Insel gehört den National Trust for Scotland.

Den Rest der Zeit auf Fair Isles verbringen alle mit Spaziergängen und Wanderungen über die Insel. Die gesamte Crew ist begeistert. 

24 Stunden später legen wir trotzdem wieder ab und nutzen den NW Wind für die Überfahrt zu den Orkneys bevor dieser auf W dreht. Nach einer Nacht vor Anker an der Ostseite von North Ronaldsay liegen wir jetzt im kleinen Hafen Pierowall auf Westray. Wir wollen gleich noch die Insel erkunden.

Text: Uli

Balta Harbour

Wir sind heute Nacht auf den Shetlands angekommen. 02:15 Uhr lokale Zeit fiel der Anker. Erfreulich ist, dass es hier nicht wirklich dunkel wird, so dass es kein Problem war beim Einlaufen in die Bucht den ganzen Fisch- und Muschelfarmen auszuweichen.

Mir ist gerade aufgefallen, dass wir mit Balta Harbour auf Unst den nördlichsten Punkt der Reise erreicht haben. Ab jetzt heißt es wieder „Ab in den Süden“, leider.

Die kahle Landschaft um uns herum ist faszinierend, wir freuen uns auf die nächsten Ankerbuchten und Lerwick.

Unsere Überfahrt von Bergen aus haben alle mehr oder weniger gut überstanden. Captain hatte sich entschieden am Anfang den frischen Südwind zu nutzen. So konnten wir am Montag bei S 6-7 Bft. gut Strecke machen. ANUK lief mit 7-8 kn Fahrt flott Richtung Westen. Die knapp 2 m hohe Welle fand die Crew beeindruckend. Das Vertrauen ins Schiff wuchs mit jeder gut genommenen Welle bzw. Böe und die Captain genoss den Surf durch die See.

Leider behielt die Wettervorhersage recht. Gegen Mitternacht war der Wind weg und drehte dann auf W. Den Rest der Strecke mussten wir dann kreuzen. Die See beruhigte sich schnell, das Rückseitenwetter mit blauen Himmel genossen wir alle. Anfangs machten wir bei W 3-4 Bft. noch gut Fahrt. Ab Mittag wurde es dann sehr gemütlich, immerhin reichte der Wind gerade noch so zum Segeln. 

Der nächste Morgen begann mit Ausschlafen und gemütlich frühstücken. Nach einem Telefonat mit der Border Force/Customs dürfen wir die Q-Flagge einholen. Die erste Landgangsgruppe ist mittlerweile zurück an Bord, zurzeit versuchen wir den Außenborder aus dem Winterschlaf zu erwecken. Im Moment will er noch nicht so recht.

Ich freue mich ein paar fachkundige Crewmitglieder an Bord zu haben. Mit frischem Sprit läuft er erstmal, auch wenn die Mebranpumpe weiter beobachtet werden muss.

Unst ist die nördlichste der bewohnten Shetland Inseln, zu bewundern gibt es hier die berühmte, nördlichste Bushaltestelle und das nördlichste Postamt Großbritanniens bzw. der Shetlands. Auf der Insel leben laut Wikipedia 632 Menschen. Die Gegend ist eher dünn besiedelt. Unst ist die Ursprungsinsel der Shetland Ponys, es soll hier noch wilde Herden geben. 

Annette und Thomas sind mit ihrer Anke-Sophie einen Tag nach uns gestartet. Anke-Sophie kommt mit wenig Wind besser klar als ANUK und läuft deutlich mehr Höhe als wir. Wir stehen in Kontakt und treffen sie hoffentlich in Lerwick noch einmal bevor sich unsere Wege trennen.

Text: Uli

Norwegen und Crewwechsel in Bergen

Eigentlich wollten einige schön längst etwas geschrieben haben. Aber irgendwie vergeht die Zeit viel zu schnell.

Von Kvitsøy aus sind wir mit der Anke-Sophie (Thomas und Annette) zusammen mit zwei Zwischenstopps nach Bergen gesegelt. Wir haben die Nächte in zwei wunderschönen Ankerbuchten verbracht. In Austerøya konnten wir an einem Schwimmsteg liegen, in Pilapollen — einer der Lieblingsplätze von Uli — ankert ANUK und Anke-Sophie geht längsseits. Platzsparend, eine weitere Yacht ankert hier auch und es ist nicht viel Platz.

Frederike und Thomas sammeln an beiden Plätzen fleißig Blaubeeren und es gibt endlich mal wieder Blaubeerpfannkuchen.

Pünktlich zum Regenwetter sind wir dann Freitag in Bergen angekommen. Die Marina Marineholmen ist City nah und liegt hinter einer Klappbrücke. Anke-Sophie und ANUK schaffen es sogar beide pünktlich um 14:00 Uhr da zu sein, sodass die Crew den Nachmittag in der Stadt verbringen kann.

Bergens alte Holzhäuser sind schön, nach den Tagen auf See und in der Landschaft ist es allerdings auch ziemlich laut und busy. Dichtes Gedränge in den engen Gassen der Bryggen (historische Speicher der alten Hansekontore), Sonntag liegen sogar 5 Cruise Ships im Hafen. Nicht nur einige der rund 270.000 Einwohner, sondern auch viele Touristen sind unterwegs.

Die beiden Captains beobachten schon seit Tagen die Wettervorhersagen. Ein richtig perfektes Wetterfenster für den Schlag zu den Shetlands gibt es nicht. 

ANUK entscheidet sich gleich Montag früh durchzustarten, Anke-Sophie braucht weniger Wind und fährt wahrscheinlich etwas später.

Heute früh mussten alle früh raus, für 07:00 Uhr war die Brückenöffnung gebucht. Wir sind jetzt auf dem Weg. Hans-Martin steuert staunend durch den Sund, es ist viel Verkehr, der Rest frühstückt.

Wir melden uns von den Shetlands wieder.

Text:Uli