ANUK Tour 2025 – Start

Wir haben eine ruhige erste Nacht vor Anker an der Ostküste Langelands verbracht. Brigitta, Frederike und ich sind gestern Abend früh in die Koje gefallen. Nach zwei trubeligen Tagen und einigen Regenböen waren wir alle müde.

Zum einen ist es schön endlich loszukommen. Für mich war das Frühjahr in Orth aber auch abwechslungsreich und schön. Ein bisschen Wehmut war beim Start also auch dabei. Andererseits ist es ein wunderbares Gefühl wieder unterwegs zu sein. ANUK freut sich anscheinend auch, sie rauscht Richtung Norden.

Astrid hat uns netterweise alle zum Boot gefahren, Nane & Jörg sind zum Abschied nach Orth gekommen. Mit Frauke, Eike, Klaus und Martin haben wir dann viele helfende Hände beim Ablegemanöver. Wir leisten auch brav unseren Beitrag zum Hafenkino, als wir uns aus dem Dreierpäckchen freiarbeiten. Einmal Winken und ein wehmütiger Blick zurück und schon laufen wir unter Segel mit leichter Brise gen Norden. 

Als viertes Crewmitglied begleitet uns Affi, wir passen natürlich gut auf ihn auf.

Brigitta wird später dann zur Eingewöhnung das volle Programm geboten mit Regen, Böen, ein- und ausreffen. Es soll ja nicht langweilig werden. Belohnt werden wir mit einer ruhigen Nacht und zum Start am heutigen Morgen mit angenehmen 4 Bft. und Sonne. Die Brücke Great Belt passieren wir 11:20 Uhr, danach müssen wir leider etwas kreuzen. Zum Glück nimmt der Wind weiter zu und wir können auf die Selbstwendefock wechseln.

Abends klappen alle Manöver vorbildlich. Wir legen uns an den Stadt Kai von Kerteminde, es ist noch angenehm leer. In Kerteminde werden die nordischen Folkeboote gebaut, mittlerweile aus GFK. Das kleine Stadtzentrum ist noch gut erhalten, typisch dänisch. Genau das richtige für Brigittas ersten Dänemark Besuch.

Für die nächsten Tage bleibt es bei westlichen Winden, wir sollten gut nach Norden kommen. Morgen wollen wir erst einmal nach Samsø.

Text: Uli

Rückkehr – ANUK ist wieder in Orth

Ich wurde oft gefragt, wie lange die Fahrt von Quistreham zurück nach Orth dauern wird. Insbesondere meine Mitsegler der letzten Etappe interessiert natürlich wie viel Zeit an Bord sie einplanen müssen. 

Bernd und Mirko hatten sich beide zwei Wochen frei genommen. Wenn wir es in der Zeit nicht zurückgeschafft hätten, hätte ANUK den Winter auch in den Niederlanden bleiben können.

Bernd und Mirko kennen beide das Schiff, nach einer Einweisung und Sicherheitsbelehrung zur Auffrischung legen wir Notrollen und Wachen fest. Wir einigen uns auf vier Stunden Wachen. 

Zum Start am Samstag 30.11. sieht das Wetterfenster gut aus. Wir entscheiden möglichst ohne Stopp bis Brunsbüttel zu gehen. Einmal Starkwind war vorhergesagt. Sollte die Windvorhersage nach oben korrigiert werden, ist eine Pause in Den Helder eine Option.

Wir starten mit Wind aus West bis Süd und kommen schnell voran. ANUK läuft gut, immerhin ist ihr Unterwasserschiff frisch gestrichen.

Wir passieren in der ersten Nacht Calais, in der zweiten Rotterdam. Die Windvorhersage für die südwestliche Nordsee und Humber wird noch oben korrigiert. Vorhergesagt werden für die Westküste der Niederlande N 30 kn, in Böen bis 40. Weiter östlich wird weniger Wind erwartet. Wir motoren also ein paar Stunden, um bei zwischenzeitlich nur rund 10 kn SW Wind noch rechtzeitig Ameland und Frieland hinter uns zu lassen. Am Dienstag 03.12. gegen 00:00 Uhr liegt Borkum querab. Nachts gegen 02:00 nimmt der Wind ab und dreht. Captain Uli hat Wache. Die Genua wird sofort eingerollt, das gereffte Groß gehalst und während ich die Fock ausrolle fällt der Wind auch schon mit über 20 kn ein. Das Ganze hat rund 10 min gedauert. Die Vorhersage der ECMWF Gribfiles ist erstaunlich exakt. 

ANUK rauscht den Rest der Nacht mit 7 bis 8 kn Geschwindigkeit am Wind voran. Herrliches Segeln, mehr als 30 kn in Böen bekommen wir nicht ab.

Bei der Einfahrt in die Elbe nimmt der Wind wieder ab. Wir schwenken morgens mit Tageslicht in das Elbfahrwasser ein. Unser Timing ist perfekt, wir haben bis Brunsbüttel Mitstrom. Nach einer Stunde Wartezeit werden wir vor der Dunkelheit noch in den NOK geschleust. 

Für die Strecke Quistreham – Brunsbüttel haben wir 3 Tage und 5 Stunden gebraucht, bei 515 nm sind das ein Schnitt von über 6 kn. 

Regen hatten wir fast keinen, im englischen Kanal war das Wetter noch sehr mild. 

In der Normandie waren noch andere Segler unterwegs, hier im NOK sehen wir immerhin noch zwei Sportboote. Die Crew der Lena nimmt in Brunsbüttel unsere Leinen an und wir verbringen einen netten Abend zusammen. 

Die nächste Nacht verbringen wir in Rendsburg. In der Marina stellen wir fest, dass wir nicht an Land kommen. Das Gate ist abgeschlossen. Statt Stadtbummel und Einkauf gibt es die letzten Gemüsereste und wir gehen früh schlafen.

In Kiel Holtenau begrüßen uns Ulrike und Ehrhard, Freunde der Familie und Segler mit leckeren Kuchen. Sie waren beim Abschied in Orth auch mit dabei. Abends kommt Susan, eine Freundin aus Kiel noch an Bord, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.

Die Wettervorhersage für Freitag und Samstag hatte sich noch ständig geändert. Wir entscheiden gleich am nächsten Tag nach Orth zu segeln. Auch wenn wir einen Teil der Strecke bei Schwachwind motoren.

Astrid schafft trotz aller Bemühungen es nicht rechtzeitig nach Orth zum Leinen annehmen. Immerhin pünktlich zum Abendessen ist sie da.

Die Gastlandflaggen sind leider zu viele, sie passen nicht auf die Flaggenleine. Wir müssen für die 16 Flaggen das Spinnackerfall benutzen.

Samstag Morgen schaut der Zoll vorbei. Sie begrüßen uns freundlich. Was mich überrascht ist, dass sie wissen, dass ANUK von Grönland kommt. Kontrolliert werden wir weiter nicht.

Samstag Abend waren wir dann noch auf der Segler-Verein-Orth Weihnachtsfeier, auch ohne Anmeldung gab es für uns Vier reichlich von dem leckeren Grünkohl zu essen. Ein gemütlicher Abend mit netten Gesprächen. Bernd hat noch eifrig unterstützt das angestochene Fass zu leeren.

Wie am Abend verabredet, treffen sich Astrid und Ulrike mit Frauke um 08:30 Uhr an der Ostbucht von Orth zum Baden. 

Es ist schön wieder in Orth zu sein.

Uns Dreien hat die winterliche Fahrt durch den englischen Kanal und über die Nordsee sehr viel Spaß gemacht. Ein wenig enttäuscht sind wir, dass es so schnell ging. Wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter gehabt.

Mit der Rückkehr zum Startpunkt ist die Reise jetzt erfolgreich abgeschlossen.

Statistik:

Zurückgelegte Strecke         21. 873 nm

ANUK ist 588 Tage unterwegs gewesen.

  • 127 Nächte auf See
  • 154 Nächte vor Anker
  • 242  Nächte im Hafen
  • 2 Nächte an einer Mooring
  • 64 Nächte an Land (Werft)

Insgesamt waren auf den 27 Etappen 70 Mitseglerinnen und Mitsegler dabei. Vielen Dank nochmal an euch alle. Ohne euch wäre der Törn nicht möglich gewesen.

Text: ULI

ANUK schwimmt wieder

Nach zwei Monaten in der Werft in Caen ist es endlich soweit. ANUK ist fertig und ich kann sie nach Orth überführen.

Das Wetter im Dezember ist nicht ideal, um Antifouling zu streichen. Letzte Woche hat es auch hier in Caen geschneit und war eindeutig zu kalt. Ich bin Sonntag direkt vom TO Treff in Cuxhaven angereist und trotz Schauer am Montag hat es geklappt die geplanten zwei Lagen Antifouling aufzubringen.

Dienstag Nachmittag war ANUKs Unterwasserschiff fertig. Die Werft hat noch den Schwenkkiel eingebaut. Mittwoch kam der große Kran (diesmal für drei Boote). Bei stürmischen Wetter wurde gekrant. Ich war erleichtert, dass alles so reibungslos geklappt hat.

Etwas Spannung kam noch auf: Ich stellte beim Test fest, dass der Kiel sich nicht bewegen ließ. Dank der auch im Wasser zugänglichen Inspektionsöffnungen konnte das Problem behoben werden. Der Kiel wurde mit Vorschlaghammer und Holz gelöst. Der Kiel wird seitlich von Gummis geführt, zwei neue davon waren 2 mm dicker als die alten. Das hat gereicht den Kiel zu blockieren. Mit den alten Gummis lässt er sich jetzt einwandfrei bewegen. Meine Erleichterung war groß. Meine Crew Bernd und Mirko reisen Donnerstag an. Es war nicht so einfach noch jemanden kurzfristig für einen Törn auf der winterlichen Nordsee zu organisieren. Die beiden sind so nett mich zu begleiten.

Gestern Mittag konnten wir den Kanal bis Quistreham fahren (geht im Moment wegen Bauarbeiten nur am Wochenende). Nach einer Nacht hier in der Marina frühstücken wir jetzt und um 09:45 Uhr geht es durch die Tidenschleuse und dann los.

Wir hoffen auf gute Bedingungen. Noch ist es zum Glück recht mild.

Text: ULI

ANUK an Land

Nach ein paar Tagen Warten in Caen, Normandie ging es heute morgen ganz schnell. Um kurz nach 08:00 Uhr war der große Kran da und um 09:30 stand ANUK an Land. Alles ganz behutsam und professionell.

Das Unterwasserschiff sieht nicht ganz so schlimm aus wie befürchtet und unerwartete Schäden sind auch nicht erkennbar.

Das Service Team der Grand Large Group wird sich jetzt um den Kiel kümmern (Ausbau, Lager prüfen und ggf. reparieren). Die Erneuerung der festen Scheiben ist auch noch geplant. Hoffentlich wird das nicht zu aufwendig.

Die Tage hier hatte ich von Gerda, Inke und Wilfried Besuch. Astrid war auch für zwei Tage da und hat Yannick und ein wenig Ausrüstung mit nach Hause genommen.

Das Wetter war nochmal sommerlich warm und wir haben die Wartezeit etwas für Ausflüge genutzt. Also nicht nur gebastelt und geputzt 😉

D-Day ist hier sehr präsent, diesen Juni war 80. Jahrestag.

Sobald ANUK fertig ist geht es hoffentlich dieses Jahr noch weiter nach Fehmarn.

Text: ULI

Ouistreham – Ziel erreicht

Nach der schnellen Reparatur des Motors hatten wir noch Zeit für zwei Stopps an der englischen Südküste.

Am Dienstag ging es mit gut 6 Bft achterlichen Wind komfortabel schnell in die Cawsand Bay vor Plymouth. Der Anker hält gut und in der Nacht flaut es etwas ab.

Früh morgens mit dem ersten Tageslicht brechen wir wieder auf und erreichen mittags Salcombe. Mike hat uns den Hafen empfohlen und Nobbi hat ihn auch als schön in Erinnerung.

Der Hafenmeister eskortiert uns zur Visitor Mooring (Das erste Mal Mooring fangen auf der gesamten Reise klappt auf Anhieb.)

Die Crew lässt sich vom Hafen Taxi zum Landausflug abholen, die Captain genießt die Ruhe. Oder besser gesagt das rege Treiben um ANUK herum. An diese Menschenmengen und vielen Boote muss ich mich erst gewöhnen.

Donnerstag brechen wir wieder mit dem ersten Morgenlicht auf, Kurs Frankreich. Die Morgenflaute ist zum Glück schnell vorbei und wir rauschen den englischen Kanal Richtung Caen entlang. Es sind nochmal zwei wunderschöne Segeltage. Alle genießen sie und viel Wehmut ist bei dem ein oder anderen mit dabei.

Die letzte morgendliche Schleusenöffnung vor Niedrigwasser um 09:00 Uhr morgens können wir nicht schaffen. Mit abnehmendem Wind laufen wir um 15:00 Uhr in Ouistreham ein und legen noch für eine Stunde Wartezeit am Warte-Ponton an. Mit fünf anderen Booten werden wir gegen 16:00 Uhr in den Kanal geschleust und haben kurz danach in der Marina festgemacht.

Wegen der Einreise in den Schengen Raum müssen noch einmal zur Passkontrolle zum Fähr-Terminal.

Nobbi und Berhard packen, sie wollen am nächsten Morgen früh abreisen. Und viel zu fix ist der Tag zu Ende.

Und das war es dann auch schon.

Yannick und Uli haben heute den ganzen Tag geputzt, Wäsche gewaschen und aufgeräumt. Es ist schön, dass wir hier noch ein paar Tage an Bord haben, um uns langsam wieder auf das Landleben vorzubereiten.

Bisher hatte ich noch keine Zeit über das Ende der Reise nachzudenken. Oder besser gesagt, ich habe nicht darüber nachdenken wollen.

Es hat sich auf jedem Fall gelohnt. Es war eine gute Entscheidung aufzubrechen und meine persönliche Route zu segeln.

Kürzeste Zusammenfassung: 21.255 sm in 17 Monaten. 

Am 06.09.2024 habe ich meine Kurslinie vom 01.10.2023 an der SW Ecke Irlands gekreuzt. Mein ∞.

Mit dabei waren außer Astrid und mir insgesamt 70 Mitsegler:innen (Wenn ich mich nicht verzählt habe.). Einige waren zwei Wochen an Bord, andere wie Uta, Till, Helga, Gerda, Peter oder Yannick mehrere Monate.

Viel mehr fällt mir auch gerade nicht ein. Es gibt kein „schönstes Erlebnis“ oder den „schlimmsten Tag“.

Wetter war immer ok, oft zu wenig Wind. Stürme konnte ich erfolgreich meiden. Reparaturen ließen sich alle gut handhaben. 

Ich habe mich mit ANUK angefreundet, sie ist mir ein gutes zu Hause geworden. Im Winter wird es einiges zu tun geben, aber das ist nach so einem Törn auch normal.

Vielen Dank an alle, die mich unterstützt und begleitet haben, insbesondere natürlich die Miteignerin Astrid. Die Crews der 26 Etappen waren alles sehr unterschiedlich, alle toll. Es hat mir viel Spaß mit euch allen gemacht.

Donnerstag geben wir ANUK hier in der Werft ab. Für ein paar Wartungsarbeiten, u.a. am Kiel. Wenn sie fertig ist hole ich sie nach Fehmarn. So der Plan 🙂

Aber erst einmal genießen wir noch ein paar Tage Frankreich, Inke und Wilfried sind heute gekommen und holen mich ab.

Text: ULI

Zurück in Europa

Samstag sind wir in Falmouth angekommen. Mike steht am Schwimmsteg und nimmt die Leinen an. Was für ein Timing. Mike zu sehen ist erfreulich, insbesondere da er unser dringend benötigtes Ersatzteil dabeihat. 

Nachdem wir Grönland verlassen hatten, musste ich feststellen, dass Air Cooler und Oil Cooler am Motor lose sind und die Gefahr bestand, dass beide beschädigt werden, also auch die Öl- und Kühlwasser Leitungen. 

Vorher habe ich nur festgestellt, dass die ganze Einheit leicht schief aussieht, ich habe die Ursache aber erst auf See gefunden. Der durchaus massive Haltebügel ist einmal gerissen. Unglaublich, was dort für Kräfte und Vibrationen wirken, der Bügel ist aus 10 mm dickem Stahl. Befestigt ist er mit drei Schrauben, eine davon fehlte, vermutlich die Ursache. Wie lange es gedauert hat, bis der Bügel endgültig gerissen ist, werden wir nicht mehr klären können. Sichtbar ist der Riss von außen kaum, gut versteckt.

Also heißt es nach Europa zu segeln und den Motor nicht zu benutzen, also kein Problem für uns, bis auf die ersten schwachwindigen Tage haben wir schönste Segelbedingungen. Und Segeln wollten wir ja eh.

Der Motor wird mit Spanngurten so weit gesichert, dass er einsatzfähig ist, wir wollen aber auch keinen Totalausfall riskieren.

Astrid hat die nächsten Tage viel zu tun. Es ist nicht so einfach ein Nanni Ersatzteil mit schneller Lieferung zu organisieren. Den Bügel hat kein Händler auf Lager. Während wir entspannt über den Ocean segeln ist sie mit einigen Helfer:innen beschäftigt. Wir einigen uns darauf, dass wir nach Falmouth gehen (gut anzulaufen auch ohne Motor, Werkstätten vor Ort, um ggf. die Halterung zu schweißen).

Vielen, vielen Dank an Astrid, Mike, Gerda und Schwiegertochter, Thomas und Ingo.

Der Ein- und Ausbau hat gestern geklappt. Bevor es weiter geht werden wir heute alles testen. Bisher verläuft der Test verläuft positiv. Motor läuft gerade.

Und ansonsten noch Falmouth erkunden. Die Crew war gestern schon im Maritime Museum und auf der Pendennis Festung während die Captain im Motorraum ihre Ruhe haben wollte.

Was gibt es von der Überfahrt zu berichten:

Während in Europa alle beschäftigt sind, genießen wir die guten Segelbedingungen und kommen gut voran. Für alle drei Crewmitglieder ist es der erste Hochsee-Törn und die erste Atlantik Überquerung. Die Segelbedingungen sind perfekt für Einsteiger, alle sind nach zwei Tagen an den Wachrhythmus gewöhnt, es gibt fast keine Seekranken. Und schön am zweiten Tag nach Verlassen des Prins-Christian Sunds wird es merklich wärmer. An sonnigen Tagen haben wir es bis zu 20° warm im Cockpit.

Die Tage gleiten dahin, die Captain möchte wieder lange so weitersegeln, die Lust auf Mee(h)r ist einfach zu groß. Bernhard, Nobbi und Yannick genießen die Seetage ebenfalls. Wir lesen viel, basteln und quatschen. Oder genießen einfach nur die Ruhe und Weite.

Am Donnerstag 05.09. passieren wir morgens um 06:00 Uhr UTC den berühmten Fastnet Rock an der SW Ecke Irlands, den Rest des Tages laufen wir mit bis zu 8 kn Fahrt Richtung Scilly Islands. Bevor der Wind nachlassen soll, wollen wir noch Strecke machen. ANUK macht gut Fahrt bei komfortablen am Wind Kurs bei 5 bis 6, in Böen bis zu 7 Bft. 

Leider dreht der Wind bei den Scilly Islands und wir kreuzen bei teilweise nur schwachem Wind Richtung Osten Falmouth entgegen. Ein wenig muss der Motor unterstützen, wenn ANUK bei Flaute nur noch treibt.

Dafür besuchen uns hier wieder häufiger Delfine, insbesondere in der letzten Nacht toben sie um ANUK herum und hinterlassen leuchtende Streifen im Wasser, ein magischer Anblick.

Ungewohnt ist der viele Schiffsverkehr, wir sind das nach Grönland nicht mehr gewohnt. Vor Falmouth treffen wir auf viele Segelyachten, ein gutes Training für Nobbi, er lernt für die SKS Theorie Prüfung.

Wir haben seit dem letzten Ankerplatz Anordliutsoq in der Nähe von Aappilattoq insgesamt 1484,0 nm zurückgelegt, davon 1410,5 nm unter Segel und 141,0 nm unter Motor. Insgesamt hat die Überfahrt 14 Tage gedauert. Schnellstes Tages Etmal war 147,5 nm. Ohne den Bewuchs am Unterwasserschiff wären wir geschätzt einen Tag schneller gewesen.

Danke an die Crew für die Unterstützung bei der Überfahrt. 

Text: ULI

Mein Abschied von Grönland

Wir haben den letzten Tag bei schönstem Wetter gelegen in meiner Lieblingsbucht und die Seele baumeln lassen. 

2018 haben wir hier ein paar Tage verbracht, Astrid, Carola, Gunter und Gunther waren klettern, wir haben Northabout mit Graham und Mike getroffen, nette Menschen kennengelernt, Arctic Char gegrillt, Krähenbeeren und Angelika und Pilze gesammelt, …

Mein ganz persönlicher schöner Abschiedstag, Wehmut war natürlich bei mir auch dabei. Ich vermisse Grönland jetzt schon. Und komme hoffentlich bald wieder.

…In dieser Stille werden Lieder geboren, sie werden in der Seele erschaffen und steigen vom Grund des Meeres auf, wie Wasserblasen, die an der Oberfläche schwimmen und zerplatzen, dies sagen die Ältesten, und es ist wahr, die Stille ist ein Speicher für all die Wörter, die ich übersah, und es wird mir bewusst, dass diese Einsamkeit, diese Isolation die Bedingung für eine Freiheit ist –
die ertastbar, greifbar ist: auf der Straße, in den Bergen, in den Flüssen, Seen und Fjorden. Freiheit in Grönland ist kein Konzept, keine Idee, keine philosophische Theorie, sondern Realität. Freiheit in Grönland kann man atmen, man kann sie riechen, angreifen, sie ist so real, wie Freiheit nur sein kann. Und mit dem Gefühl von grenzenloser Freiheit fühle ich etwas, das ich ebenfalls nur als etwas Flüchtiges kenne, das aber hier länger anhält, Stunden, manchmal sogar Tage –  Glück.

aus: Anna Kim, Invasionen des Privaten

Der Sommer hier war viel zu kurz und die Landschaft wieder atemberaubend schön. An vielen Plätzen wäre ich gerne auch länger geblieben, um zu genießen und die Umgebung zu erkunden. 

Viele Mitsegler:innen, die das erste Mal in Grönland waren oder auch wieder dabei sind, können unsere Begeisterung verstehen.

Wir laufen gerade mit dem ersten Morgenlicht Richtung Prins-Christians-Sund und dann geht es auf der Ostseite weiter Richtung Europa.

Wir hoffen auf guten Segelwind und ich freue mich auf die Tage auf See.

Text: ULI

Südgrönland

Auf dem alten US-Stützpunkt Bluie West One, zuerst Luftstützpunkt im zweiten Weltkrieg, dann auch noch Standpunkt eines Krankenhauses im Koreakrieg und jetzt der internationale Flughafen von Narsarsuaq, trafen Nobby und ich auf die bisherige Crew – Yannick und ULI. Netterweise hatte Grönland für uns ein paar Eisberge im Fjord drapiert (uns wurde gesagt, die seien da immer), die wir am nächsten Morgen nach einem sehr frühen Aufwachen und einer Besichtigung von Brattahild näher anschauen konnten. Der Tag brachte uns auch den ersten und für die nächsten Tage einzigen Einsatz des Großsegels. 

Die Nacht verbrachten wir in einer ruhigen Ankerbucht, trafen dann das furchtbare Ungetüm Caribbean Princess mit ca 2000 Passagieren, mehrere (scheinbare) Robben und zwei Buckelwale. Die Angel wurde das erste mal zum Fangen eines Knurrhahns genutzt. Es sollte nicht der einzige bleiben, aber alle dürften sich noch ihres Lebens erfreuen. Das Angeln sollte keinen spürbaren Beitrag zu unserer Ernährung liefern, Yannick hat es immerhin geschafft, einen kleinen Dorsch zu fangen. Lecker ist es immer.

Das nächste Ziel war Unartoq mit dem einzigartigen Feature einer ganzjährigen heißen Quelle mit natürlichem Pool. Die wirkt wie ein Anziehungspunkt, wir trafen dort mehrere Boote, die wir früher oder später schon gesehen hatten. Alle wollen nur das eine: den warmen Pool. Und er tat wirklich gut. Vor dem Hineingehen wurde es kalt und wir wussten, es würde genauso kalt, wenn wir wieder hinaus gehen. Aber wir hatten keine Wahl.

Auf dem Weg nach Nanortalik beobachteten uns einige neugierige, aber doch distanzierte Robben im Nebel. Der blieb uns eine Weile erhalten bis er schließlich doch den Blick auf das großartige Bergpanorama Südgrönlands freigab. Nanortalik sollte die erste und letzte Stadt, naja, mit 1500 Einwohnern ist es eine für grönländische Verhältnisse und immerhin die viertgrößte. Es gibt immerhin zwei Supermärkte und eine Schiffstankstelle und wir konnten die Vorräte vor der Überfahrt auffüllen. Im Freilichtmuseum vertrieben wir uns dann den restlichen Tag und trafen auf einen belgischen Kletterer, der in Nanortalik auf seine Überfahrt nach Europa wartete und dabei erkennbar Mühe hatte, die Tage rumzubringen. Wie muss es erst sein, wenn man dort nicht nur ein paar Tage verbringen muss, sondern seine Jugend. Das grönländische Alkohol- und Depressionsproblem mit der höchsten Selbstmordrate verwundert da nicht.

Die nächsten zwei Tage lagen wir in einer wunderbaren Ankerbucht bei Aappilattoq, der südlichsten Siedlung mit 68 Einwohnern, und Nobby und mir ist zum ersten Mal nicht kalt. Es ist sogar direkt warm. So kann es kommen, wenn man aus dem sommerlich-heißen Mitteleuropa direkt nach Grönland mit doch eher frischen Temperaturen kommt. Neben der ausgiebigen Erkundung der Insel, dem Fang eines Knurrhahns und einem doch eher frischen Bad im Süßwassersee haben wir das Boot für die Überfahrt klar gemacht. Am Sonntag geht es los und ich bin mehr als gespannt auf meine erste Blauwasserfahrt. 

Text: Bernhard

The Unicorn of the North

“Well, now that we have seen each other,” said the kindly unicorn to Alice in Wonderland “if you`ll believe in me, I`ll believe in you.”

ANUK is cruising in the same icy waters as the creature that perpetuated the myth of the unicorn for 400 years. The original myth of a fabulous white horse with a single horn protruding from its forehead probably go back to sightings of the rhinoceros reported to the Romans by their African subjects. Vestal virgins whispered stories about the magical properties of the horn.

In the Middle Ages the stories grew. In Chaucer´s “Miller´s Tale” the pilgrims knew that the horn could detect and neutralize poisons, and in powdered form it was an aphrodisiac. To cure epilepsy, they should mix unicorn horn with raisons, cinnamon, amber, coral, ivory and gold: all items of enormous value.

This is where the Arctic comes in. During the 12th century Norse fishermen discovered narwals in Greenland´s seas. These were 4-metre-long whales with a single, twisted ivory tooth over two meters long. This looked exactly like a unicorn´s horn. 

Excitement grew when these were brought back to Europe, and narwal tusks were sold as unicorn horns for enormous sums of money. A “unicorn” horn was set in the crown jewels of Queen Elizabeth 1 of England. This came from the explorer Martin Frobisher in 1577, and it was bought for ten thousand English pounds, a vast amount of money sufficient to buy a stately country house and estate.

This fraud was sustained for 400 years because narwals were rarely spotted south of the ice pack, and the traders operated in deadly secrecy. Any whisper that the unicorn horn was in fact the tooth of a whale would be suppressed by violent means.

The whole deception began to unravel when more explorers came here to the Arctic Ocean and began to report tusked whales. Finally, in 1638 a Danish zoologist (bizarrely) named Ole Wurm exposed the scam in a public speech in Copenhagen. He said that the “unicorn horns” were in fact the teeth of a whale, and in evidence he produced the skull and tusk of a narwal. The price of the fabulous horn promptly collapsed.

However, the narwal is still valuable for its interest. It was named Monodon Monoceros in Latin, or “unicorn”, and the word narwal meant “corpse whale” in Old Norse as its mottled skin resembled that of drowned fishermen. Sometimes there are two tusks: we saw a skull with a pair in the Nuuk Museum. Imagine the excitement of a Norse fisherman on seeing double!

The tusk contains 10 million nerve endings that are sensitive to temperature, water pressure and salinity, and probably help the animal to locate itself in the sea as they are epic deep divers: one individual was recorded as diving to 1500 meters (4900 feet), and they typically dive to 800 meters (2600 feet), managing more than 15 dives a day. For an air-breathing mammal this is extraordinary.

These are not the only horns to be found here in the Arctic. Just two days ago we landed at Bluie West 4 at Marraq Point: a remote US airfield used during the war between 1942 and 1945. It is a vast expanse of flat gravel luckily found by an American pilot of a B17 bomber on his way to England. He was aiming for another airfield on Greenland but was running out of fuel.

We looked around but only found some rusting 45-gallon fuel drums. On leaving for the coast we stumbled upon a beautiful set of caribou horns, maybe left by a hunter, or maybe shed by the animal. They are nothing like as valuable as the fabled unicorn horn but they are still beautiful in this deserted landscape.

As Alice wandered amongst her Playing Cards she wondered: why on earth was the unicorn a whiter shale of pale?

Text: Graham Hoyland

High Mountains, Cold Seas

As a climber of Mount Everest, I have enormous respect for the pioneers of our adventuring life. Men like George Mallory and my uncle, Howard Somervell , who were on the very first climb of Everest and who suffered all the difficulties and dangers of being the first. 

On that climb in 1922 one man slipped and they all started to slide down the North Face. Only Mallory´s quick thinking and a stab with his ice axe saved them all from certain death.

So it was with other pioneers. Christopher Columbus was dismissed on his third voyage and sent home in chains. Captain Scott died on the way back from the South Pole. Mallory died mysteriously on Everest in 1924. And Franklin disappeared with hundreds of men and his ships “Erebus” and “Terror” somewhere in the Northwest Passage in the 1800s. 

Here in the Davis Strait off the coast of West Greenland we remember John Davis, who was the first Westerner to sail in this sea, searching for that elusive Northwest Passage in 1585.

The British wanted to find a route to the riches of China and the Spice Islands without having to sail past the Spanish possessions of South America and risk the terrible Cape Horn. Little did they know that they would waste the efforts of dozens of failed expeditions, the lives of hundreds of sailors and millions of pounds in their futile endeavor. Because the Northwest Passage is still unusable as a realistic route to the Pacific: indeed this week it is still blocked by ice to the sailing yachts we met hoping to make the passage.

John Davis sailed his 50-ton ship “Mooneshine” in these waters and I am filled with  admiration. As leisure sailors we attempt to follow in his wake, and, as Belloc wrote:

“In venturing in sail upon strange coasts we are seeking those first experiences, and trying to feel as felt the earlier man in a happier time, to see the world as they saw it.”  

This west coast of Greenland from Cape Farewell to Cape York (about as far as a small sailing boat can go) is 900 miles long, fronted with uninhabited islands, indented with long, fascinating fjords bordered by high, snowy mountains and terminated by glaciers leading to the ice cap of the interior. 

John Davis made landfall in Greenland in 1585 at what is now the capital of Nuuk, somehow finding the intricate and sheltered harbor among the surrounding mountains. He called this place Gilbert Sound, and it has gone through a few names since, including Gothaab Fjord.

On his third and last voyage here in 1587 John Davis reached a huge black cliff south of Upernavik, where I joined Anuk on 15 July this year. This he named “Sanderson´s Hope” after William Sanderson, a rich London merchant and patron of all three of his voyages of exploration. 

Davis had three ships in 1587: “Sunshine”, which had been on the two earlier voyages, and “Elizabeth”, both of around 50 tons, and “Ellen”, a little clinker-built pinnace of just 20 tons: about the size of our “Anuk”.

At Nuuk, “Ellen” was found to be leaking badly, and John Davis took the characteristically brave decision to send the two larger ships off to the rich Newfoundland Banks to fish for cod and make some money for Sanderson. He himself took little leaking “Ellen” as far north as he dared, reaching this 400-metre cliff and naming it:

“Sanderson, his Hope of a North-West Passage”, writing in his log: “No ice toward the north but a great sea, free, large, very salt and blue, and of an unsearchable depth.”

Sanderson´s Hope proved to be as far north as John Davis got. A northerly gale prevented “Ellen” from any further progress in that direction, and when they sailed west they encountered the ice of the “middle pack” which forced them to turn south.

I followed Bill Tilman, my climbing and sailing hero to Mount Everest (he led the 1938 Everest Expedition), and I also followed him here in 2017 (he sailed in his Bristol Pilot Cutter “Mischief” here in 1964).

Like many of the great pioneers, Tilman died on an expedition. He was in his late 70´s, sailing in the Southern Ocean when he disappeared somewhere near the Falkland Islands.

I only hope that we admirers of the great pioneers do not also emulate their cold, lonely deaths on the high mountains and in the cold seas.

Text: Graham