Zu Dritt haben wir uns auf den Weg gemacht. Von St. John’s nach Paamiut waren wir insgesamt 964 nm unterwegs. Dafür haben wir 189 Stunden gebraucht. Weite Strecken war es schwachwindig, sonnig und warm. Das ist schön gemütlich und entspannt, bedeutet aber auch Motoreinsatz (331 nm). Das Thermometer im Doghouse zeigt mehrere Tage knapp 15° C an. Wir hatten den Rest der Zeit viel achterlichen Wind, einen Tag davon mit in Spitzen 7-8 Bft (knapp 40 kn). ANUK läuft wie gewohnt gut und lässt sich auch gut steuern. Erfreulicherweise ist von dem anfangs für die letzten Tage vorhergesagtem Gegenwind nichts mehr zu merken. Stattdessen kein Wind bzw. eine angenehme Brise aus SW. 

Das Bordleben hat sich schnell eingestellt. Wir einigen uns auf Wachen nicht länger als drei Stunden, da wir befürchten, dass es kalt wird. Eine vorausschauende Entscheidung, da uns der Autopilot kurz nach Start im Stich lässt. Der Rudergeber will einfach nicht mehr. Unser zweiter Autopilot steuert nur zeitweise, wenn ihm gerade danach ist. Wie wir ihn bei Laune halten können, konnten wir bis zur Ankunft nicht ergründen.

Also hieß es Handschuh an, Mütze auf und drei Stunden durchhalten, da die Freiwache gemütlich im warmen Schlafsack liegt. Wehe, wer vergisst die Aufnahme von Heißgetränken nicht mit seinen Wachzeiten zu koordinieren.

Um den Eisbergen vor Labrador und Neufundland auszuweichen, laufen wir zwei Tage Kurs NE, bevor wir nach Norden abdrehen. Es ist erstaunlich, wie schnell die Nächte immer kürzer werden. Vor unserem Ziel wird es dann auch schon nicht mehr ernsthaft dunkel, es dämmert nur ein paar Stunden. Herrlich diese hohen Breiten im Sommer.

Das Highlight der Überfahrt, da wir uns alle einig, ist der vorletzte Abend auf See. ANUK gleitet unter Genua dahin, als eine erstaunlich große Gruppe von Walen (oder sind es doch seeehr große Delfine) sich von hinten nähert. Sie begleiten uns ca. eineinhalb Stunden, nehmen uns in ihre Mitte. Rings um uns herum, zum Teil nur mit einem Meter Abstand Wale. Unter Deck sind ihre Laute deutlich zu hören. Zu gerne würden wir verstehen, was sie sich über uns erzählen. 

Wir sind begeistert, wie viele kleine Jungtiere bzw. Walbabys wir ganz dicht bei ihren Müttern schwimmend beobachten können.

Gebannt folgen wir alle dem Schauspiel.

Seht selbst: 

Wir versuchen herauszubekommen, was uns da besucht hat. Und einigen uns auf Grindwale (engl. Pilotwhale). Alles andere passt laut unserem Bestimmungsbuch nicht so richtig.

Am nächsten Tag verschwindet der nächtliche Nebel sehr früh und wir können schon bei gut 50 nm Abstand die ersten Berge der grönländischen Küste ausmachen. Wenig später die Ersten, in der Sonne leuchtenden fototauglichen Eisberge.

Vor dem Arsuk Fford treffen wir auf etwas mehr Eis, dass sich gut umfahren lässt. Die letzte Nacht geht es bei schwacher Brise sanft gleitend langsam dem Ziel entgegen. Natürlich muss es gegen Mitternacht noch anfangen zu nieseln, so dass wir morgens um 07:00 Uhr Ortszeit froh sind da zu sein.

Und jetzt sind wir endlich wieder in Grönland. Paamiut ist trotz seiner Größe recht verschlafen. Wenn man jemandem bei diesem Wetter draußen begegnet, ist er/sie sehr freundlich und hilfsbereit. Nachdem die Captain Uli die Polizei erfolglos gesucht hat, um einzuklarieren, steht diese irgendwann nachmittags an der Pier. Wir sind jetzt für Mittwoch früh verabredet. Danach können wir weiter.

Den restlichen Tag haben wir mit weiterer Fehlersuche Autopiloten, Walfotos sortieren, schlafen (nur die Crew) verbracht. Und nicht zu vergessen: Wir schrauben den Backbord Trinkwassertank auf. Hocherfreut stellen wir fest, dass das Wasser einwandfrei schmeckt, vom Diesel ist nichts mehr zu sehen, zu riechen oder zu schmecken. Welch eine Freude. Ein Hoch auf ganz viel Geduld bei der Reinigung und Spüli.

Text: Uta und Uli