Heute morgen (29.06.) um 06.00 Uhr ging’s endlich los. Wir haben den Steg in dem idyllischen Örtchen Stonglandseidet auf der Insel Senja nach 1,5 Tagen verlassen und sind am Segeln. Wobei Segeln es nicht ganz genau trifft, wir motoren, weil Wind und Strömung uns heute nicht besonders zugeneigt sind. Macht aber nix. Immerhin sind wir im Zeitplan, die Ersatzkühlwasserpumpe ist angekommen und wurde erfolgreich eingebaut (ein Hoch auf Uli) und die neue Crew, bestehend aus Eshana, Wolfgang, Astrid, Gunther und mir, Magda, hat trotz widriger Umstände eine Punktlandung auf der ANUK hingelegt. Besonders für die Berliner*innen (Astrid, Gunther und Magda) waren die Umstände der Anreise in der Tat widrig. Insgesamt gut 130 kg Gepäck wollten per Nachtzug, Bus und Fähre nach Nord-Norwegen gebracht werden, aber nun nicht nach Tromsø sondern auf die Insel Senja. Astrid verdiente sich dabei mit ihrem „kleinen schwarzen Handtäschchen“, das sie dabei hatte, übrigens die goldene Ameisentrophäe für das krasseste Körper-zu-Gepäck-Gewichtsverhältnis. Neben dem üblichen Segelequipment, schleppte und zog Astrid also dies und das, was noch auf dem Boot fehlte, wie Paddel oder Isolierboden fürs Packraft sowie, wie wir alle auch, all das Bergsteiggedöns, das wir für die Besteigung des Beerenbergs auf Jan Mayen benötigten, darunter Schneeschuhe, Steigeisen, zwei Zelte, ein Seil usw. gen Norden.

Umstieg in Stockholm

Anbei übrigens schonmal die Antworten auf die brenzligsten Fragen: 1.) Bergsteiggedöns? Ja, genau, das ist die Etappe mit den drei Bekloppten, die in weglosem Gelände 52 km zurücklegen wollen, um einen 2277 m hohen Berg auf einer meist von Nebel verhangenen Insel zu besteigen. 2.) 130 kg Gepäck? Ja, Uli hat uns mit all dem Geraffel aufs Boot gelassen. Und 3.) Doch, alles hat auf ANUK ein Plätzchen gefunden. Wie das? Na, weil ANUK’s Schapps bei genauerer Inspektion ungeahnte Tiefen offenbaren. Für den Proviant ist halt kein Platz mehr. Aber den kann man sich in Norwegen ja eh nicht leisten…

Da passt noch was rein…

Doch nicht nur der Umfang des mitgeführten Gepäcks machte die Anreise aus Berlin beschwerlich. Nein, die schwedische Bahn wollte der deutschen Konkurrenz machen und damit logistisch noch ein wenig mehr Spannung in die Sache bringen. Hatte der Nachtzug nach Stockholm schon eine satte Verspätung, legte die Bahn auf der Strecke nach Narvik nochmal nach, so dass wir erst mit 2,5 h Verspätung in Narvik ankamen. Da ANUK ja auf Senja lag, wurde schnell klar, dass wir die einzig mögliche Busverbindung, die uns mit mehreren Umstiegen bis zur ANUK gebracht hätte, wie sollte es anders sein – verpassen werden. Nach dem Durchspielen zahlreicher Weiterreise-Optionen, haben wir uns schließlich für die Variante des sündhaft teuren Taxitransports ab Finnsnes zur ANUK entschieden. Dort angekommen, wurden wir nach knapp 49 h Anreise, von Wolfgang, der bereits auf dem vorherigen Törn mit an Bord war, mit Kaffee und Tee in Empfang genommen.

Eshana dagegen hatte Glück: ihr Propellerflieger ließ den geplanten Zwischenstopp in Bodo wegen dichten Nebels einfach aus und so landete sie kurz vor Mitternacht früher als geplant in Tromsø. Am nächsten Morgen erreichte sie dann zusammen mit Uli per Fähre und Taxi die ANUK.

Nun sind wir also endlich unterwegs und schippern seit Stunden gemütlich durch die verschiedenen atemberaubenden Sunde, an schroffen Gipfeln, satt grünen Wiesen und weißen Karibikstränden vorbei. Kaum vorstellbar, dass wir bald die T-Shirts mit dicker Thermokleidung tauschen werden. Aktuell sind es 23 Grad bei blauestem Himmel. Was will man mehr?

Erste Trainingseinheit auf den Hausberg hinterm Liegeplatz auf Senja. Leider in Begleitung Tausender Moskitos und Fliegen.

Schaut auch gerne auf dem Instagram-Kanal zu dieser Etappe rein:

https://instagram.com/arctic.horizons?igshid=OGQ5ZDc2ODk2ZA==

Text: Magda