Grönland ist eine ganz neue Welt, nicht nur die Augen können in jede Richtung staunen, auch die Ohren bekommen ganz viele neue und unglaubliche Eindrücke.
In den Siedlungen hört man den Wind um die Häuser pfeifen, doch richtig laut wird es, wenn Fütterungszeit der Schlittenhunde ansteht. Sobald ein Stück Robbe in Sicht kommt, legen sie den Kopf in den Nacken und durch die gesamte Bucht schallt ein ohrenbetäubendes Gejammer und Geheule, immer lauter, bis dann alle satt sind. Wie eine Feuerwehrsirene ertönt der Hunger der Hunde durch das Dorf, oft mehrmals am Tag.

Doch nicht nur an Land explodieren die Ohren, auch der Weg durch den Semilikfjord mit seinen vielen Eisbergen kann dem Gehör eine ordentliche Dröhnung verpassen. Wenn ein Eisberg, so groß wie ein Einfamilienhaus, auseinanderbricht oder sich dreht, dann donnert, sprudelt und kracht es durch den ganzen Fjord.
Oder war es vielleicht doch ein Schuss?

Doch nicht nur die Eisberge und Hunde können KRACH, auch die Wale kündigen sich gern lautstark an. Sie kommen aufgetaucht aus den dunklen Tiefen des Wassers und holen tief Luft, dabei blasen sie einen riesigen Wasserschwall aus der von weitem sichtbar und vor allem hörbar ist. Das Geräusch lässt sich vielleicht mit einem vollgepumpten Autoreifen vergleichen, dem das Ventil abgerissen wird.

Grönland kann aber auch friedlich, wenn die Anuk durch das Wasser zwischen den Eisbergen hindurchgleitet, hört man in der Ruhe nur das leise Knistern und Tropfen des Eises. Es ist wie eine Fahrt durch eine große Tropfsteinhöhle.
Manchmal hört man in dieser fremden eisigen Welt aber auch nur die Stille.
Zum Abend ertönt in der Kombüse das Klappern und Klirren der Töpfe gefolgt von dem einvernehmlichen Seufzen über das gute Essen und bald darauf ein sanftes Schnarchen aus allen Kajüten.

Text: Lucia & Uta