Freitag 00:00 UTC + 1 (Bordzeit) haben wir die Azoreninsel Terceira querab. Nach nur sieben Tagen Überfahrt von La Coruna aus sind wir endlich auf den Azoren. Und sogar pünktlich, kaum zu glauben. Vor vier Wochen sind wir von Reykjavik aus gestartet. Direkte Strecke wären es 1600 sm gewesen, daraus sind jetzt 2537 sm geworden. Der großzügig geplante Zeitpuffer von 14 Tagen ist schnell dahingeschmolzen. Die Zeit ist schnell vergangen, und es war so ziemlich alles dabei.

Für mich der erste Test unserer ANUK bei etwas „Wetter“ und ich muss sagen, sie macht sich gut. Die Segel sind einfach zu bedienen, auch das Reffen des Groß ist einfach, auch für das dritte Reff in Trysegelgröße. Ein Kinderspiel im Vergleich zur LUNA.

Der Autopilot läuft zuverlässig und auch bei 8 Bft. Das Doghouse der ANUK ist zwar nicht gerade ein schöner Anblick, aber sehr komfortabel bei Kälte und stürmischen Wind. Einzig unsere Luken und Lüftungen sind nicht alle 100% dicht, ein paar Tropfen finden ihren Weg ins Schiff. 

Die Entscheidung über Irland zu gehen war richtig. Uns war die Wetternavigation durch die Tiefdruckgebiete, die quer über den Atlantik reichen, zu unsicher. Wir hätten weit nach Westen gemusst und die Vorhersagen waren ungenau. Das Risiko mehr als die vorhergesagten 8 Bft. abzubekommen war uns zu groß. Kaum dass wir uns für die Richtung Irland entschieden hatten, wurde das eine Tief auch hochgestuft und die irischen und isländischen Navtex Meldungen kündigten bis zu Bft 11 an. Das braucht kein Mensch. Mike hatte in seiner Wache kurz Funkkontakt zu einem norwegischen Einhandsegler, der seinen Kurs zu den Azoren fortsetzen wollte. In Irland hörten wir dann, dass er die irische Coastguard um Hilfe gebeten hat. Was daraus geworden ist wissen wir leider nicht.

Irland war unser Ankergeschirr Test. Der neue schwere Rocna Anker und Kette haben in zwei Buchten Abwettern bei über 30 kn Wind vor Anker super gehalten. Wir konnten uns ausruhen und uns freuen nicht draußen auf See zu sein.

Ansonsten mussten wir uns die gesamte irische Westküste mühsam gegenan nach Süden arbeiten. Sobald der Wind nachgelassen hat, geht es los, kurz vor dem nächsten „Gale“ wieder im Hafen oder vor Anker. Nach Galway rein musste der Motor helfen, wie schon beschrieben.

Die Celtic Sea, Biscaya und jetzt die Überfahrt zu den Azoren haben wir endlich Bedingungen, wie man sie sich wünscht. Es wird deutlich wärmer (jetzt eher schon zu warm mit bis zu 27° C unter Deck). Wir müssen nicht mehr nur gegenan und ANUK läuft und läuft. Ab und zu muss der Motor die Flauten überbrücken, wir machen gut Strecke. Bestes Etmal 156 sm in 24 h.

Heute Nacht haben wir die Lichter von Terceira querab, den Tag über motoren wir die Küste der Insel Pico entlang, ein schöner und sehr grüner Anblick. Der Vulkan Pico ist trotz Wolken voll zu sehen. 

Das Büro der Marina und der Customs schwankt mächtig. Der Hafenmeister amüsiert sich über mich. Entgegen den Erfahrungen in La Coruna ist das Einklarieren hier sehr entspannt, vielleicht liegt es an der Nachsaison. Ein Stempel und ich bin nach 2 Minuten wieder draußen, alle super freundlich. 

Warum muss es immer vor dem Anlegen anfangen zu regnen? Mit der Frage bin ich ständig konfrontiert. Leider auch hier wieder.

Leider verabschiedet sich der Bowdenzug der Schaltung beim Anlegen am Liegeplatz. Statt aufstoppen nur Fahrt voraus. Dazu etwas auflandigen Wind, die Crew wundert sich. Der Steg stoppt die Restfahrt, zum Glück ohne großen Schaden. Da fragt man sich schon, warum man nicht weiterfährt, und die See genießt.

Insbesondere da ich den Fehler mache und Nachrichten lese. Wir wollen diese neuen Krisen gar nicht hören, fürchterlich. Da sind Uta und ich uns einig.

Jetzt liegen wir in Horta, Susanne von der Nehaj begrüsst uns im strömenden Regen mit Schinken. Ein schöner Empfang, über den wir uns sehr freuen.

Kiki ist mit Kyara und Melina angekommen, wir sind gleich zum Abendessen verabredet.

Text: Uli