Wir sind eindeutig außerhalb der Saison hier. Das Gute darin ist, dass die Häfen alle leer sind. Selbst in den kleinen Marinas ist für uns Platz. Im Sommer, wenn alle Karibik Segler auf dem Rückweg nach Europa hier stoppen, muss es anders aussehen. Kaum vorstellbar, dass dann viele vor den Häfen ankern. Die Option „Ankern“ wäre im Moment allerdings nichts für uns. Der Nachteil am Herbst ist, dass alle paar Tage ein Tief über die Inseln zieht und reichlich Wind und z.T. auch Regen mitbringt. So wie letzte Nacht. Nordwind in Böen bis 50 kn, es gibt neben der Windwarnung auch eine Starkregenwarnung. ANUK liegt gut geschützt am Schwimmsteg in der Marina Velas auf Sao Jorge. Es steht nur ein leichter Schwell im Hafen, der sich gut aushalten lässt. Wie überall sind alle sehr nett und hilfsbereit, insbesondere die Hafenmeister. So auch hier, vielleicht kommen wir ja mit der nächsten Crew noch einmal vorbei. 

Der Ort Velas hat eine schöne kleine Altstadt und die Häuser sind an das steile Ufer gebaut. Die Regenpause am Nachmittag nutzen alle außer ULI zu einem Spaziergang zu einer Käsemanufaktur. Gut 4 km und gut 340 Höhenmeter vom Hafen entfernt. Pünktlich zum Abendessen sind alle wieder zurück an Bord, begeistert von der Besichtigung der Käseproduktion und bepackt mit Einkäufen.

Bisher waren wir nur in den staatlichen Marinas. Diese sind digital vernetzt, so dass Ein- und Ausschecken schnell erledigt ist. Unsere Daten sind im System. Etwas Vorausplanung ist trotzdem nötig, da die Offices am Wochenende geschlossen sind. So habe ich z.B. gestern (Freitag) mich hier schon abgemeldet und der Hafenmeister hat uns für den nächsten Hafen dort angekündigt. Es ist Platz für uns. In Horta müssen wir bei Ankunft am Wochenende an der Reception bis Montag früh warten. Platzreservierungen im Voraus gibt es hier nicht.

Für den nächsten Crewwechsel ist wieder Wind und Regen vorhergesagt, danach können wir hoffentlich wieder eine Runde drehen.

Heute scheint die Sonne und wenn es noch etwas mehr abgeflaut hat, geht es weiter zur Insel Pico zur kleinsten Marina der Azoren. So jedenfalls unser Plan. Kurz vor dem Ablegen taucht der Hafenmeister auf. Sein Kollege aus Lajes hat über AIS gesehen, dass wir noch nicht los sind. Uns wird empfohlen nicht zu kommen, die Fallböen vom Pico sind sehr heftig. Es ist zu unruhig in Lajes und ein Manövrieren mit unserem reichlich großen Boot riskant. Also Schwimmwesten wieder aus, Landanschluss rein. 

Ich bin beeindruckt von dieser Fürsorge und Unterstützung. 

So verbringen wir den Tag mit Museum, Café und Putzen. Enttäuscht sind alle.

Gutes Essen hebt die Laune etwas.

Nebenbei verfolgen wir weiter die Meldungen von der deutschen Ostseeküste. Wir bangen um alle Boote, insbesondere natürlich Moni 6 und Lina, die noch in Orth im Wasser liegen. Irgendwann kommt die Meldung, dass es beiden gut geht. Andere Boote an der Außenmole hat es erwischt. Wie gut, dass ANUK zurzeit nicht auf ihrem Platz liegt. Das Vereinsheim wurde von fleißigen Händen heute wieder trockengelegt. Die Berichte aus Kiel und Flensburg sind schrecklich. 

Morgen wollen wir dann endlich zur Insel Pico. Vielleicht sehen wir dann auch ein paar Wale.

Text: ULI