Aktuelles

Bermuda – ein Bildbericht

Till hat in seinem Beitrag schon Einiges zur Geschichte und unseren Entdeckungstouren geschrieben.

Wir sind alle positiv überrascht und genießen die „Zwangspause“ hier. 

In den letzten Tagen ist es voller geworden, die ersten Touristen kommen an, dazu noch die ein oder andere Ladung Cruise-Ship Urlauber. Und zwei Yachten sind gestern noch angekommen.

Ansonsten kennen uns einige hier schon in St. Georges. Ich bin jeden Tag neu überrascht wie entspannt, freundlich und aufgeschlossen die Menschen der Bermudas sind. Das ist ansteckend, wir haben uns voll eingelebt.

St. George´s ist seit 2000 UNESCO-Weltkulturerbe. Obwohl Immobilien hier sehr teuer sind, verfallen leider einige wunderschöne Häuser. Soweit uns berichtet wurde, fällt es einigen Besitzer:innen schwer sich von ihren Anwesen zu trennen und überlassen sie stattdessen den Elementen und somit dem Verfall.

Hamilton hat trotz einiger neuerer Bauten viele schöne historische Ecken zu bieten. 

Das Museum in der alten Festung Dockyard ist, wie von Till beschrieben sehr interessant. 

Die rosa Farbe des Sandes in der Horseshoe Bay ist nur zu erahnen. Das Nature Reserve Spittal Pond gefiel uns auch sehr gut. Nicht nur dort, sondern auch auf Golfplätzen gibt es Vögel zu entdecken.

Der Rote heißt Cardinal und zählt zu den Resident, ebenso der white-tailed Tropicbird. Der gelbe Vogel begegnet uns oft, er heißt Kiskadee.

Das mit den Hühnern konnten wir bisher nicht klären. Sie laufen überall herum, dazu ebenso viele Hähne. Alle schön anzusehen mit unterschiedlichen Gefiederfarben. Ob sie irgendwem gehören oder hier frei leben wissen wir nicht. Ein Nest mit Eiern sehen wir im Nature Reserve.

Till entdeckt das Schnorcheln für sich. Er ärgert sich ein wenig, dass er erst vor drei Tagen auf die Idee gekommen ist.

Unser neues Want und das neue Kutterstag sind am 22.03. angekommen. Der Einbau hat gut geklappt. Abends um 20:00 Uhr war ANUK wieder reiseklar.

Da wir hier viel Zeit hatten wurden auch endlich alle Winschen fertig gereinigt und gefettet. Das war vor allem für eine Genuawinsch dringend nötig.

Wir haben uns dafür entschieden das nächste Tief am Sonntag noch abzuwarten und dann zu starten. Corinna muss dann leider von hier zurückfliegen. Wir genießen also noch ein Wochenende auf den Bermuda bevor es für uns alle Richtung Kälte geht.

Text: ULI

Bermuda für eine schmale Mark

Was ein kurzer Zwischenstopp auf den Bermudas werden sollte, wird aufgrund der angefallenen Reparaturen am Rigg und aufgrund des Wetters etwas länger werden. Die Neuanfertigung des Mittelwants und Kutterstag in Florida ziehen sich. So haben wir noch etwas länger Zeit, um uns ein Bild von der Insel zu machen. Die wenigen naturalisierten Flächen bieten tatsächlich erstaunlich schöne Kulissen für den Low-Budget Touristen auf einer Insel, die die üblich hohen Preise für die Grundversorgung und alles darüber hinaus aufruft. Lediglich der Bus kommt mit einem maximalen Preis von 4,5$/3,8$ (im Kombisparpaket) für eine Strecke von St.George bis zum Dockyard (End-to-End) erstaunlich günstig daher. 

So haben wir bereits gemeinsam das Dockyard – hier legen die Kreuzfahrer ab Mitte/Ende März an – den Horseshoe Beach (dank antizyklischem Reisestil relativ leer) und Hamilton (die Hauptstadt) gemeinsam besucht. Das Dockyard bietet mit dem Nationalmuseum, welches sich in einem alten Fort befindet, einen Ort, um einen guten Eindruck über die Insel zu gewinnen. Besonders beeindruckend war dabei die Wandmalerei des lokalen Künstlers Graham Foster, welche die Geschichte der Bermudas darstellt. 

Mit dem Railway Trail bietet die Insel zusätzlich noch einen historischen Wanderweg, der sich namentlich erkennbar auf den alten Gleisen der zwischen 1932-1947 operierenden Bahn befindet. Auch zum Joggen gibt es auf dem Teil rund um St. George – was auch nach herrschender Meinung an Bord der schönste Teil der Insel ist – genügend Variationsmöglichkeiten. 

Als besonders spannend kann auch Coopers Island bezeichnet werden. Hier befand sich bis zum Jahre 2001 eine Niederlassung der NASA, welche aufgrund der geografischen Lage zur Überwachung vieler und besonders bedeutender Raumfahrtmissionen in den Jahren 1960-1969 geschichtlich relevant war[1]. Nordwestlich des Flughafens und direkt neben der langen Verbindungsbrücke befindet sich relativ unscheinbar der Blue Hole Park. Hier gibt es sowohl kleine Mangroven (die nördlichsten im Atlantik) als auch wunderschöne Höhlen zu bestaunen. Diese Höhlen bieten wie auch die Küste insgesamt einen schönen Einblick in die aus Kalkstein und Korallen bestehende Grundstruktur der Insel. Der Archipel befindet sich dabei auf einem bereits vor mehr als 30 Millionen Jahren erloschenen Vulkan und sei dabei das nördlichste, in denen riffbildende Korallen existieren würden[2].

Historisch als auch landschaftlich ist diese Insel zumindest deutlich vielfältiger als ihre bunte, sich durch die einzigartige Dachkonstruktion auszeichnende Architektur. Die aus Balken und Stein bestehende Dachkonstruktion soll dabei besonders gut das Regenwasser, welches die einzige natürliche Frischwasserquelle darstellt, in Tonnen leiten. Die weiße Farbe soll dabei die UV-Strahlung reflektieren und dadurch das Wasser desinfizieren[3]. Was uns zum heutigen Tage führt, der besonders regnerisch ist. 

Text: Till


[1] Mehr dazu: https://nmb.bm/history/bermudas-moon-mission/

[2] Mehr dazu: https://www.countryreports.org/country/Bermuda/geography.htm

[3] Mehr dazu: https://www.thebermudian.com/culture/the-consummate-bermudian/the-bermuda-roof/

The black box theory

Gute Seemannschaft und Sorgfalt sind wichtig auf See. Wie es so schön heißt: Die See verzeiht nichts.

Zur festen Bordroutine gehört der regelmäßige Check aller Systeme und natürlich Reparaturen so gut und schnell wie möglich. Jeder Segler kennt das. Mit Mike habe ich neulich darüber gesprochen. Er hat mich auf die „Black Box Theory“ hingewiesen. Eine sehr treffende Beschreibung.

Siehe z.B. http://johnvigor.blogspot.com/2014/02/the-black-box-theory.html

Während der Überfahrt musste ich oft daran denken.

Vor der Abfahrt in Mindelo ist ein Mastcheck obligatorisch. Einmal hoch klettern und alle Beschläge, Wanten, Stage usw. prüfen. Alles ok.

Was ich nicht überprüft habe: Fock ausrollen und Furler prüfen. Beim ersten Nutzen der Fock stelle ich auf See fest, dass die Schiene sich an einer Verbindungsstelle gelöst hat. Die Fock ist leicht beschädigt, was beim letzten Einrollen passiert sein muss (Fahrt von Brava nach São Nicolau). Also nutzen wir die Fock nach dem nächsten Wegrollen nicht mehr.

Jeden Tag inspiziert die Captain u.a. einmal Rigg und Vorschiff. Meistens findet man nur tote fliegende Fische. Einmal aber auch eine Sicherung für einen Bolzen der Rollreffanlage der Fock. Die Sicherung ist schnell wieder montiert und wird zusätzlich gesichert.

In der letzten Nacht verklemmt sich beim Ausreffen das Großfall zwischen den Umlenkrollen am Masttop. Wir nutzen wie der Voreigner auch einen Drahtvorlauf, da dass Großfall ansonsten schnell durchscheuert. Dieser Vorlauf hat schon neben der Umlenkrolle verkeilt. Das fast durchgesetzte Großsegel lässt sich nicht bergen. Zum Glück sind wir 12 h später am Ziel, können dort geschützt ankern und das Fall oben abschlagen und das Groß bergen.

Till und ich haben die letzten drei Tage viel Zeit im Mast verbracht. Das Großfall ist wieder frei, die Schiene der Fock-Rollreffanlage wieder fixiert.

Die Fock liegt zur Reparatur beim Segelmacher.

Leider ist damit nicht alles erledigt. Mir sind beim Arbeiten im Mast zwei Terminals aufgefallen, bei denen sich die Verbindung löst. Ärgerlich, wir haben alle Wanten und Stage Winter 2021/22 erneuern lassen.

Der Segelmacher hier kann Ersatz beschaffen bzw. in Florida anfertigen lassen. Wenn alles klappt, werden Want und Kutterstag nächste Woche geliefert.

Heute Mittag durfte ich das mittlere Want backbord und das Kutterstag mit Furler zum Ausmessen demontieren. Bei 25 bis 30 kn Wind nicht die angenehmsten Arbeitsbedingungen, wenn auch zum Glück ohne Regen.

Wir haben also viel Glück gehabt insgesamt. Oder vielleicht nach Black-Box Theory genug Punkte gesammelt in der Black-Box. 

Wir reparieren alles sorgfältig und pflegen unsere ANUK weiter, damit wir weiter sicher ans Ziel kommen.

Text: Uli

Kaum los – schon da

Nach etwa vier Tagen setzte bei uns allen das Gefühl ein, dass uns für diese Überfahrt an Bord brachte – Ruhe, eingegrenzte Verpflichtungen, kein Netz und eine Landschaft, die immer wieder seine Strukturen verändert. Mal eine glatte See, mal höhere Wellen – Tills Hoffnung auf Ü4 erfüllten sich nur bedingt – und Sonne, machten die Überfahrt zu einem unproblematischen Unterfangen. Erstaunlich wenige Meeressäuger und flaute an der Angel trübten die ansonsten blendende Laune an Bord. 

Samstag 09.03 gegen 10 Uhr sieht Corinna am Horizont die ersten grünen Punkte der kleinen Inselgruppe, die Uli noch auf ihrer Liste der nord-atlantischen Inseln fehlt. 409 Stunden bzw. 2395 Seemeilen später haben wir wieder Land unter unseren Füßen. Helgas Angst vor zu kalten Temperaturen können zunächst nicht bestätigt werden und auch die allgemeinen Befürchtungen hinsichtlich einer verbauten und eher unschönen Insel bestätigen nur, dass man sich vielleicht doch lieber selbst ein Bild einer Sache machen sollte, bevor man zu urteilen vermag. Uns allen gefällt es hier in dieser Mischung aus englischer Architektur, amerikanischer Kultur und karibischen Einflüssen sehr gut. 

Nach einer generell ruhigen Überfahrt haben wir dennoch kleinere Arbeiten am Schiff vorzunehmen. Uli und Till steigen jeweils in das Klettergeschirr und beginnen mit der Bearbeitung der Probleme an Fock und Groß-Fall. Diese können relativ schnell vor dem nun bald einsetzenden Starkwind gelöst werden – zumindest jene, die wir selber bearbeiten können (exkl. Segelreparatur). Jetzt wird abgewettert und das weltweite Netz bearbeitet. Vermeintlich die einzige Sache, die wir alle vermisst haben. 

Text: Till

Alltag auf See

Wir sind jetzt seit neun Tagen unterwegs. Gestern irgendwann haben wir die halbe Strecke geschafft, gut 1200 nm.
Langweilig ist es uns bisher nicht. Nur kurz beschlich Helga ein Anflug von Langeweile. Das hatte sich aber schnell erledigt, nachdem sie Werkzeug putzen und pflegen durfte. Vermutlich wird es auch nicht wieder vorkommen.

Captain ULI vertreibt sich die Zeit mit Klopumpe (jetzt ist sie wieder dicht und es steht kein Wasser mehr in der Schüssel). Der Petroleum-Herd ist auch immer gut zum Zeit vertreiben.
Nach zwei Jahren Nutzung war das Fahrradventil am Tank zum Aufpumpen des Drucks abgebrochen. Ersatz ist an Bord, also theoretisch kein Problem. Leider verliert der Tank zügig den Druck, das Abendessen wird mit Dauerpumpen gekocht. Heute früh mit Tageslicht versucht ULI es weiter. Den Fehler findet sie dann immerhin. Das Ventil sitzt korrekt und ist dicht. Nur schließt es nicht, sobald der Pumpenschlauch angeschlossen ist. Warum auch immer. Jetzt muss halt einer immer den Schlauch halten und ein Zweiter pumpen. 
Zur Belohnung gibt es frischen Kaffee und Porridge.

Wir freuen uns auch über Regenschauer, die ihren Namen verdienen. ANUK wird etwas vom Saharasand befreit. Braune Brühe verschwindet in der See. Bis das Rigg sauber ist, braucht es aber noch deutlich mehr Nass von oben. Noch immer ist es 28° C warm.

Und jetzt warten wir auf Wind und Till freut sich auf hohe Wellen. Vielleicht gibt es heute Abend endlich selbst gefangenen Fisch.

Text: alle

Die Tage gleiten dahin

Mittlerweile laufen wir seit sechs Tagen mit NE Wind auf direktem Kurs Richtung Bermudas. Wind und Wellen sind etwas weniger geworden, unsere Tages-Etmale liegen zwischen 140 und 150 nm. Die Crew hat sich an das Schaukeln und den Wachrhythmus gewöhnt. Schlafen, Essen, Wache gehen (mit Vollmond).
Zur Abwechslung gibt es ab und zu Frachter (einer auf Kollisionskurs, er musste ausweichen), Delfine sowie heute Wale (Die Crew und die Captain sind sich nicht einig. Die Captain tippt auf großen Delfine.).
Gelegentlich gibt es etwas Regen, eine gern genommene Abkühlung bei Temperaturen von knapp 30° C.

Die nächsten Tage soll es so bleiben, …

Text: Uli

Wir sind dann mal auf See

Heute Mittag um 14:00 Uhr Ortszeit sind wir nach Ausklarieren, Wasser und Diesel Bunkern endlich gestartet.

Jetzt rauscht wir mit 7-8 kn Speed über den Canal de São Vicente Richtung Westen. Hoffentlich sehen wir noch etwas von Santo Antão. Leider ist es wegen dem vielen Sahara Sand immer noch sehr schlechte Sicht.

Till, Corinna, Helga und die Captain freuen sich auf eine schöne Zeit auf hoher See.

Text: Uli

Helgas Kap Verden Eindrücke noch kürzer gefasst

Ulis Eindrücken sind nur die schönen Wanderungen und die Proteste gegen die Verschmutzung des Meeres hinzuzufügen. 

Mülltonnen sind auf vielen Inseln weit verbreitet. Auf anderen sucht man sie vergebens.

Noch nicht durchgesetzt hat sich hier noch nicht der Verzicht auf Plastiktüten beim Einkauf. Dafür ist das Obst und Gemüse überall unverpackt (bis es in einer Tüte landet).

Text: Helga

Meine Kap Verden Eindrücke, kurz gefasst

Die 30 Tage meiner visumsfreien Zeit sind unglaublich schnell vergangen. Jetzt liegen wir seit einer Woche in der Marina Mindelo (Auch diese letzte Woche war schnell um.)

Wir haben die Zeit auf den Kap Verden genutzt viele der Inseln zu besuchen. Einige sind bequeme Tagesetappen voneinander entfernt, bei anderen heißt es früh im Dunkeln los, um noch bei Tageslicht die nächste Ankerbucht zu erreichen. Eine Nachtfahrt in den Norden zurück musste auch sein.

Der Atlantikschwell ist für einige Crewmitglieder gewöhnungsbedürftig. Er schafft es leider auch auf die Lee-Seiten der Inseln, was für Schwell in den Ankerbuchten sorgt (Azoren und Kanaren waren allerdings schlimmer.). Das Anlanden mit dem Dinghi ist immer wieder spannend und nass. Alle freuen sich über die rund 23° C Wassertemperatur.

Was mich stört, sind die Temperaturen, es ist einfach zu warm. Gerne bleibe ich mittags an Bord, hier weht meistens ein kühlender Wind und man kann baden.

Das An- und Abmelden auf jeder Insel (Schiffspapiere werden von der Polizia Maritime bis zur Weiterfahrt behalten.) kennen wir schon von den Azoren, Portugal und Spanien.

Auf Maio müssen wir 650 CVE (6,50 €) Gebühren bezahlen, wie wir überrascht feststellen.

Mit sieben Personen an Bord und einem Dinghi mit max. vier Plätzen ist die Landgangs- und Freizeitplanung eine kleine Herausforderung. Flexibilität und Kompromissbereitschaft ist gefordert. Die ein oder andere Entscheidungsfindung dauert entsprechend „no stress“. Trotz dieser Widrigkeiten schaffen wir es uns alle angelaufenen Inseln anzusehen. Irgendwann haben auch alle verstanden, dass die Captain auch gerne von Bord aus die Inseln genießt.

In Mindelo landen wir eher als geplant, welch ein Glück finde ich und auch andere. Wir sind pünktlich zum großen Karnevalsumzug hier (siehe Blogbeitrag dazu, selbst ich bin gegeistert).

Jetzt sitze ich an Bord und denke zum einen, dass ich auch gut noch ein paar Tage bleiben könnte. Das Wetter auf den Bermudas sieht noch nicht so reizvoll aus. Anderseits freue ich mich auf die Ruhe auf See und die Überfahrt.

Meine Highlights als Bilder:

  • Die Landschaft, die Inseln sind extrem abwechslungsreich.
  • Die sehr entspannten, schönen und hilfsbereiten Menschen.
  • Der Kontrast in den Straßen: neue, bunte und halbfertige Häuser neben Ruinen.
  • Die beeindruckenden Wandmalereien.
  • Die leckeren Papayas und Bananen, die wir uns täglich gönnen.
  • Der frische Fisch, den es überall gibt.
  • Der Vulkan und die Lavalandschaft auf Fogo.

Text: Uli

Santiago / Kapverden

Für mich begann diese Reise vor zig Jahren auf meiner Toilette daheim. Hier lagen immer verschiedene Zeitschriften rum, wie ADAC-Heft, Laufzeitung, so auch die Brigitte. Und außer dem Mode-Teil, der mich weniger interessiert, habe ich dort immer irgendetwas Interessantes zu Kultur, Politik, Sport und auch Reisen gefunden. Einmal gab es einen Bericht über die Kapverden – unterschiedliche Inseln, freundliche Bewohner, Musik und viel Natur mit Sonne und Wind. Und seit dieser Zeit stehen die Kapverden auf meiner Agenda, aber waren doch verschollen. Bis mich der Segel – Rundbrief von Uli mit ihrer großen Atlantikumrundung erreichte und was las ich da: Die Reise führte über die Kapverden! Ich war sofort Feuer und Flamme. Und nach einiger Zeit begann diese Kapverden-Reise tatsächlich.

Die Kapverden liegen ca. 800 sm vor dem Senegal. Drei Inseln mehr im Osten, drei südlich und drei nord-westlich. Uli wollte – laut Plan – von den Kanaren kommend zuerst Palmeira/Sal mit der Hauptstadt Espargos, die nord-östlichste aller Inseln ansteuern und von Mindelo/Sao Vicente im Nord-Westen Richtung Bermudas weiter.

Quelle: www.maps.google.de

Die Kapverden-Crew besteht aus Uli und Helga, die schon auf den Azoren zugestiegen war, Pami und Rolf aus Braunschweig, Michaela und Jörg aus Leipzig und mir. Alle waren schon früher mal mit Uli unterwegs gewesen, aber außer Rolf hatte vom Segeln keiner so wirklich Ahnung. Das ist bei diesen Windverhältnissen aber nur ein kleines Manko – aus meiner Sicht! Beim Segeln von Insel zu Insel müssen wir bei diesem NE-Wind nur anfangs die Genua ausrollen und dann läuft die ANUK mehr oder weniger von allein, die eine Nachtfahrt von Brava nach São Nicolau ausgenommen. So kommen wir über Sal, Boavista, Maio nach Tarrafal auf Santiago, das ist eine der drei südlichen Inseln.

Dort ankern wir in gebührendem Abstand vom Sandstrand, der Schwell dort ist beherrschbar. Santiago ist eine der größeren Inseln und die Hauptstadt der Kapverden, Praia ist auf Santiago die größte Stadt und, da die sehr trubelig und touristisch sein soll, hatten wir uns für Tarrafal entschieden.

Einige Tage zuvor hatte ich ein Mail von meiner Schwester erhalten mit Grüßen von den Kapverden und dass sie in Tarrafal/Santiago sei. Angekommen, schwimme ich zum Strand und jogge zu der Stelle, wo Uli das Dinghi festmacht, und treffe meine Schwester. Die hat hier mit Mann und einer ihrer Töchter, Schwiegersohn und Enkelin eine Wohnung gemietet und hatte schon beim Einlaufen mit dem Handtuch gewunken, wir hatten sie aber nicht gesehen. Es ist schon ein sehr vertrautes, aber auch komisches Gefühl, am anderen Ende der Welt unerwartet seine Schwester zu treffen. 

Ihrer Empfehlung, Assomada im Landesinneren zu besuchen folgen Jörg, Michaela und ich am nächsten Tag und stellen uns an die Ausfallstraße, wo auch nach ganz kurzer Zeit ein Collektivo (Sammeltaxi) hält und uns mitnimmt. Danach tuckeln wir noch eine Viertelstunde kreuz und quer durch die Stadt nach weiteren Fahrgästen suchend, bis es dann richtig losgeht. Eine beeindruckende Landschaft mit Bergen,

gut ausgebauten Straßen, vielen Kurven und kleinen Dörfern zieht an uns vorbei. Immer wieder steigen Leute ein und aus, Jörg hat in dem Auto mit 12 Sitzen bis zu 23 Personen gezählt, die dieses Collectivo gleichzeitig nutzen. Gezahlt haben wir drei Euro pro Person für die einfache Fahrt von ca. einer guten Stunde. Die unterschiedliche Landschaft und die unterschiedlichen MitfahrerInnen im Bus und deren Gepäck (Säcke mit landwirtschaftlichen Produkten, Schultaschen, etc) waren hochinteressant.

Assamada ist ein kleines Städtchen mit einer großen Markthalle im Zentrum, die wir als erstes ansteuern. Eine bunte Palette unterschiedlicher Früchte, Gemüse, Salate, alle möglichen Bohnen etc., aber auch Hühner und Fisch werden dort angeboten. Wir genießen das exotische Treiben und saugen diese Bilder in uns auf.

Zum Schluss sinken wir in einer Ecke auf die Stühle zu einem sehr schmackhaften Hühnchen mit Reis und Gemüse-Gericht zu dritt. 

Anschließend lassen wir uns durch die Stadt treiben mit ganz unterschiedlichen Häusern, einfachste Häuser teilweise verlassen und verfallen und daneben wieder wunderschön herausgeputzte, farbige Fassaden. Am witzigsten fand ich die circa 500 m lange Fußgängerzone, fast europäisch anmutend, aber dann doch wieder auch mit mehr kapverdisch improvisierten Elementen.

Die Heimfahrt nach Tarrafal treten wir in einem Collektivo an. Der Pritschenwagen

ist auch dieses Mal mit sehr vielen Menschen gefüllt und fast wäre noch ein Esel zugestiegen. Jörg und Michaela schnappen sich sich die zwei Sitze neben dem Fahrer. Für mich auf der Ladefläche ist das größte Problem, meinen Kopf bei der Fahrt vom Gestänge für eine Plane fernzuhalten, was auch einigermaßen gelingt. Es klappt alles perfekt und wir treffen meine Schwester und Familie abends zum sehr leckeren Essen auf der Dachterrasse eines Restaurants mit herrlicher Sicht auf Bucht und ANUK.

Am nächsten Tag hängen die meisten ab mit Schwimmen, Strandspaziergang, Flugreise für die Rückfahrt buchen, das Campo da Conzentração zu besuchen s. Blogbeitrag. Besonders schön finde ich in Tarrafal die Bilder auf den Hauswänden, die es aber auf allen Inseln gibt. 

Ich jogge um Tarrafal herum, verlaufe mich und habe hinterher anstelle der geplanten 8 dann 14 km in den Beinen. Dieser „Umweg“ ist aber interessant und macht nachdenklich, in den Außenbezirken werden die unterschiedlichen Verhältnisse vor Ort deutlich. Das Durchschnittseinkommen auf den Kapverden beträgt angeblich ca. 500 Euro/Monat, die Preise für Lebensmittel sind ähnlich wie bei uns. Insgesamt fühle ich mich auf den Kapverden sicher, die sozialen Unterschiede unter der Bevölkerung sind zwar wahrnehmbar, aber wirken nicht bedrohlich. Im Gegenteil, die Atmosphäre ist heiter, gelassen und sehr entspannt, „no Stress“ lautet das Motto hier und so empfinde ich das auch. 

Am nächsten Morgen geht es noch bei Dunkelheit, wegen der vor uns liegenden Etappe mit über 50 sm nach Fogo, los. Meine Schwester hat noch ein Bild von uns in der Dunkelheit gemacht.

 Text: Matthias, Lektorat Corinna & Uli