Aktuelles

Carneval Cape Verde

Nachdem die Captain ULI versucht hat den Karneval in Braunschweig zu umgehen, sind wir aufgrund eines Crewwechsels pünktlich zum großen Karnevalsumzug in Mindelo eingetroffen. Damit ist das Abendprogramm klar, pünktlich um 19:00 Uhr startete der 6-stündige Umzug. Die Reise nach Rio haben wir damit gespart, der Reiseführer hat recht. Groß und klein, alt und jung warten Stunden vorher an den Straßen, um sich eine gute Aussicht zu sichern. Die Stimmung ist herrlich entspannt und ausgelassen. An kleinen Ständen werden Snacks und Getränke angeboten, die Polizei sichert den Zug ab. No stress, keine Aggression, die Inseln bleiben ihrem Motto treu.

Text: Helga, Matthias, Uli

Kap Verden – Spuren der kolonialen Vergangenheit

Wir haben einen Stopp auf Santiago eingelegt. Die Hauptstadt Praia meiden wir, keiner an Bord hat Lust auf „Großstadt“. Abwechslungsreich soll die Insel Santiago sein, deshalb ankern wir vor Tarrafal im Norden.

Südlich des Ortes gibt es ein ehemaliges Konzentrationslager (Campo da Conzentração). Die Original Gebäude sind erhalten und jetzt Museum mit Informationszentrum (Meseu da Resistência). Die Kap Verder nennen es das „Lager des langsamen Todes“.

Unser Reiseführer an Bord nennt es „Beklemmender Blick zurück“.

Und es ist wirklich beklemmend. 

Portugal hat hier in einer ersten Phase von 1936 bis 1956 politische Gefangene wie z.B. Aufständige, portugiesische Antifaschisten und Regimegegner darunter Bento Goncalves und Mario Castelhano, Führer der PCP und der CGT (beide starben im Lager), untergebracht. Die Gefangenen mussten das Lager (z.T. Holzhütten) selbst mit bauen, die jetzt zu sehenden Steingebäude wurden später errichtet.

Das Lager wurde 1962 unter dem Namen Arbeitslager Chão Bom wiedereröffnet und dort Antikolonialisten und Antifaschisten aus Angola, Guinea-Bissau und Cabo Verde inhaftiert.

Die Gefangenen der verschiedenen Länder wurden getrennt untergebracht, so dass keinen Kontakt untereinander hatten. Zeitschriften und Briefe wurden zensiert. Mit Foltermaßnahmen wurden Aufstände unterdruckt.

Erst mit der Nelkenrevolution 1974 in Portugal und damit dem Ende des Salazar Regimes wurde das Lager aufgelöst.

Zu den Haftbedingungen, insbesondere in der ersten Phase des Lagers lesen wir folgende Berichte:

  • Es gab nur wenig, oftmals mit Tierfäkalien verseuchtes und brackiges Trinkwasser. Es musste aus 700 m Entfernung aus einem Brunnen zum Lager transportiert werden.
  • Eine besonders oft praktizierte Foltermethode war die Frigideira, eine 9 m2 große Zelle ohne Fenster und ohne Dach, in der bis zu 17 Gefangene untergebracht wurden und die der gnadenlosen Sonne ausgesetzt waren. Bis zu 70 Tage am Stück konnte diese Maßnahme verhängt werden. Nach der Ächtung der Praktik wurde die Frigideira durch eine dunkle, winzige Isolationshaft Zelle “Holandinha” (Little Holland) ersetzt. 
  • Die Ernährung war sehr schlecht. Die Gefangenen berichteten, dass sie sich die Nase mit Brotbrocken verstopften, damit sie den Gestank des Essens beim Essen nicht riechen mussten. Der Ekel war ansonsten zu groß.
  • Es gab faktisch keine ärztliche Versorgung. Dies war auch nicht vorgesehen. Der Arzt Arzt Esmeraldo Pais da Prata wird mit folgenden Worten zitiert: “Não estou aqui para curar, mas para assinar certiões de óbitos.”
    (“Ich bin nicht hier, um zu heilen, sondern um den Tod zu bescheinigen.“)

Es starben 36 Portugiesen und 2 Guineer im Lager.

Das Lager wurde 2006 zum nationalen Kultererbe erklärt und später auch in die UNESCO Liste der Weltkulturerbe aufgenommen.

Wer mehr dazu lesen möchte:

https://whc.unesco.org/en/tentativelists/6102

https://en.wikipedia.org/wiki/Tarrafal_concentration_camp

Text: Helga, Pami, ULI

Catch of the day

Was für ein Tag. Wir sind vor dem Sonnenaufgang in Boavista Richtung Maio gestartet. Das Ziel war es den knapp 70 sm Ankerplatz an der Südseite von Maio vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Das Ziel wurde um eine halbe Stunde verfehlt. Eigentlich ein entspannter Segeltag, bis auf geballte Action zu Mittagszeit. Zwischen den Manövern Genua ausbaumen und Baum abbauen entdeckt Uli einen Fisch an der Schleppangel. Es folgt das hier zu sehende Angelballett mit bluefin tuna und Uli.

Kollateralschaden mehrere seekranke Crewmitglieder.

Text: Helga

Wenn der Funk verstummt

Dienstag, 16.1.24

Die Sonne scheint, von Musik und knarzenden Funksprüchen begleitet schaukeln wir auf 2 m hohem Schwell Richtung Süden. Nicht ganz: bei Südwind müssen wir kreuzen. Das ist bei aktuell 10 kn Wind etwas mühsam und lässt den Eindruck entstehen, dass wir uns unserem Ziel kaum nähern. Eine kleine Theorieeinheit zum Kreuzen besänftigt einige Zweifel.

Die erste Nacht auf See liegt hinter uns. Von 4-8 Uhr hatten Kai und ich Wache. Bei bis zu 8 kn Fahrt (woran Uli zweifelt) rauschten wir durch eine Glitzerspur: in unserem Fahrwasser leuchtet und glitzert Discoplankton. Helga musste ihre Queensize Koje im Bug verlassen, weil die Anuk auf jede siebte Welle gedonnert ist. Kaum Schiffsverkehr, am Horizont Wetterleuchten, kein Flugzeug am Himmel, auch der Funkverkehr verstummt. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht, nur durch sitzen, gucken, staunen und gelegentlich Kurs und Segel anpassen. Der Schlaf vorher war unruhig. Gerda und ich schlafen im Setzkasten: Bretter verhindern, dass wir aus der Koje oder übereinander kullern. Als ich kaum noch auf der einen Seite liegen konnte wurde endlich gewendet: also in die andere Ecke der Koje kuscheln.

Einige von uns kämpfen mit Seekrankheit, aber wir haben Glück: unsere Tage auf See beginnen mit sehr moderaten Bedingungen. So können sich unsere Gleichgewichtssysteme an die Schaukelei gewöhnen. Nach 24 h auf See fühle ich mich angenehm runtergedimmt, Uhrzeit spielt nur für den Wachwechsel eine Rolle. Wir wechseln alle vier Stunden, so dass jede*r acht Stunden Freiwache hat. Nur Uli ist auf Abruf, schläft im Salon und ist immer die Erste, die zur Funke hechtet um den DSC Alarm auszumachen.

Freitag, 19.1.24

Die letzte Nacht war etwas ruppiger. Schlafen war nur eingekeilt im Setzkasten möglich, unterbrochen von besonders garstigen Wellen, die unter Deck alles zum Klappern und Fliegen brachten. Gestern Abend frischte der Wind bis zu 30 kn in Böen auf. Dazu Regen, größer hätte der Kontrast zu den Stunden zuvor nicht sein können. Spiegelglatt war das Wasser seit Mittwoch. Auf dem alten Schwell schob uns der Motor Richtung Süden. Mitunter schaukelte sich die Anuk richtig auf. Dann schwankte der leere Mast wie das Pendel eines Hypnotiseurs.

Mittwoch Abend besuchten uns pünktlich zum Sonnenuntergang Delfine. Aus allen Richtungen kamen sie herbei um in der Bugwelle der Anuk zu spielen. Bis zu 15 Delfine begleiteten uns vor der roten Abendsonne. Manchmal ist die Realität kitschiger als jedes Romantikplakat. Wenigstens zum Badestopp konnten wir die anhaltende Flaute nutzen. Fender an Schwimmleine hinten raus und rein ins nasse Vergnügen, unter uns rund 4000 m tiefes Blau, um uns bis zum Horizont nur Wasser und Himmel.

Unser Bewegungsdrang wird immer stärker, also raus aufs Vordeck zur Yogaeinheit. Bei ca. 3 m Welle eine besondere Herausforderung: der Baum und die Kriegerin gehen nur mit Festhalten. Gerda lässt sich zu einem gedehnten oooohm hinreißen. Mit Erfolg: es nähern sich prompt wieder Delfine. Immer mehr fliegende Fische schweben an uns vorbei, mitunter landen sie an Deck. Einer wird gerettet, die anderen im Dunkeln zu spät entdeckt, so bleibt nur noch die andächtige Seebestattung.

Dienstag, 23.01.23

Nach unserem Landfall nach fast 7 Tagen schlafen wir die erste Nacht halbwegs ruhig vor Anker in der Bucht von Palmeira. Beim morgendlichen Schnorcheln schwimmt mir eine Schildkröte davon. In den nächsten Tagen wird allerdings das Wasser durch den sandigen Wind so trüb, dass kaum noch was zu entdecken ist. Wir machen das Dinghi klar und fahren rüber an Land. Was für eine Atmosphäre: Kap Verde empfängt uns mit Musik, lauten Stimmen und dem Geruch von frischem Fisch. Überall steht das Motto der Inseln: „no stress!“, vermutlich vor allem an erlebnishungrige Tourist*innen gerichtet.

Am nächsten Tag lichten wir wieder den Anker und segeln eine Bucht weiter Richtung Süden. Endlich wieder segeln! Bei bis zu 28 kn Wind rauschen wir an der sandigen felsigen Küste entlang. Leider ist bei so starkem ablandigem Wind an Landgang mit dem Dinghi nicht zu denken. Wenigsten trauen wir uns mit extra langen Flossen ins Wasser, auf der Suche nach Schildkröten, leider erfolglos. Die Farben hier wirken als hätte jemand beim Druck einen Farbkanal vergessen: sandiges Gelb in allen Schattierungen, dazu türkis und blau von Himmel und Wasser. Die Crew lümmelt auf und unter Deck, lesend, schlafend, sinnierend – la dolce vita in der Sonne. Abends sind wir zurück in der Ankerbucht vom Palmeira. 

Donnerstag, 25.01.23

Gestern beherrschte Betriebsamkeit das Schiff, überall wurde repariert, geölt und geputzt um die Anuk für die nächste Etappe vorzubereiten. Nachmittags hingen wir in der Bar mit kühlem Bier: Atmosphäre tanken, schlafende Hunde und vergnügte Menschen beobachten. Anschließend gönnten wir uns ein opulentes Fischmahl, umschwirrt von einem Rudel Katzen unterm Tisch. 

Um uns herum wird die Luft heute immer trüber: eine feine Schicht roter Staub legt sich auf alles. Die Sonne ist nur noch ein milchiger weißer Kreis. Heute heißt es packen, aufräumen, waschen und Abschied nehmen. In kaum einer Situation wird man sich so schnell vertraut wie auf hoher See auf einem Boot, ohne die Möglichkeit an Land zu gehen. Wir sind dankbar für unser Miteinander, die gute Atmosphäre der letzten Tage, und vor allem Skipperin Uli, der wir ausnahmslos vertrauen konnten. Gerda, Helga, Kai, Christian, Uli – mit Euch würde ich jederzeit wieder in See stechen!

Text: Betty

Reisebericht einer Landratte, die einen Segeltörn erwartete und eine Sprachreise bekam

Tag 1 – 29.12.23

Das Einschiffen auf Fuerteventura am 29.12.23 ist der Beginn meines – wie ich anfangs dachte – Segeltörns. Die Hektik des Hafens von Puerto Rosario, das geschäftige Treiben der Vorgänger-Crew Jan Peter, Maja und der Kapitänin Uli und die Hochseeyacht Anuk vor mir, erzeugen eine Atmosphäre voller Vorfreude.

Doch sehr schnell stellt sich heraus, dass es eigentlich darum geht, meine sprachliche Kompetenz zu erweitern:
Durch die Plicht und den Niedergang gelange ich zu meiner Koje Steuerbord achtern in der ich die nächste Zeit pofen werde. Die Koje ist einfach, ganz aus Holz, aber gemütlich. Nachdem ich mein Zeug im Schapp unter dem Bullauge verstaut habe, erkunde ich das Schiff und lerne die neue Crew kennen: Nane, Katrin und Oomke.

Plicht – Teil an Deck eines Sportbootes mit Steuerstand und Sitzbänken
Steuerbord – rechte Schiffsseite in Fahrtrichtung
achtern – der hintere Teil des Schiffes
Crew – die Besatzung
Koje – Schlafstätte 
Niedergang – Treppe 
pofen – schlafen
Zeug –  Ausdruck für die Kleidung 
Schapp – Schrank, Spind 
Bullauge – wasserdichtes Seitenfenster

Tag 2 – 30.12.23

Um Ebbe in unseren Vorräten zu verhindern, begeben sich Katrin, Oomke und ich am nächsten Tag auf Einkaufstour in den nahe gelegenen Supermarkt Hiperdino. Unser Fokus liegt auf WeinbuddelnKujambelwasser, jamon de serrano, chorizo und frischem Obst und Gemüse von den Kanaren für die Kombüse.

Gemeinsam beladen wir eine Sackkarre und bringen die Bordverpflegung zum Schiff. Dort lerne ich neue Vokabeln, denn Nane und Uli unterstützen uns beim Verblocken und Überstauen der Einkäufe. Die Effizienz im Store ist entscheidend, um die Stabilität des Schiffs zu bewahren. Mit einem Blick auf die sorgfältig verstauten Güter sind wir bereit zum Auslaufen.

Beim Auslaufen aus Puerto Rosario erweitert sich mein Wortschatz weiter. Die Opferanode wird eingeholt, der Vorspring und der letzte auf Slip gelegte Festmacher werden gelöst. Vor– und Achtersprings werden aufgeschossen, während Uli gefühlvoll Gas gibt und sich Anuk langsam vom Anlegesteg entfernt.

Ein letzter Blick zum Hafen und dem kleinen Strand, Playa Chica, wo wir heute Morgen noch gebadet haben. Das Lösen der Webleinstecks und das Einholen der Fender sind die abschließenden Handgriffe. 

Gegen Abend entscheiden wir uns für einen idyllischen Ankerplatz vor Ensenada de Pozo Negro. Es handelt sich um ein kleines Dorf mit einem grauen Sandstrand. Oomke lässt gekonnt die Ankerkette aus dem Kabelgatt ausrauschen, während Uli professionell eintörnt. Anuk schliert sanft.

Ebbe – Zeit des ablaufenden Wassers von Hochwasser bis Niedrigwasser

Buddel – Flasche
Kujampelwasser – alle Sorten von Fruchtsaftgetränken
Kombüse – Küche 
verblocken – Verkeilen von Ladung
überstaut – die Ladung, die zuerst von Bord soll, wird durch eine andere überdeckt
Store – Vorratskammer/-raum
Opferanode – kleine Zinkplatten, die bei stählernen Schiffen am Unterwasserrumpf und in der Nähe des Propellers angebracht werden, um den durch Elektrolyse verursachten Materialabtrag zu verhindern.
Vorspring – Festmacherleine, die am Bug nach achtern verläuft
auf Slip – Abschluss eines Knotens mit einem Bogen, mit der der Knoten schnell gelöst werden kann
Festmacher – Leine
Achterspring – Festmacherleine am Heck, die nach vorne läuft
Aufschießen einer Leine – Tauwerk nach seinem Gebrauch so zusammenzulegen, dass es verstaut bzw. alsbald wieder verwendet werden kann
Webleinstek – seemännischer Knoten
Fender – Puffer, schützt den Schiffsrumpf am Liegeplatz
Kabelgatt – Stauraum für Kabel, Leinen und auch Ankerkette im Vorschiff
ausrauschen – schnelles Nachgeben einer Leine oder Ankerkette
eintörnen – Vorgang beim Ankermanöver. Wenn nach dem Fallen des Ankers Kraft auf die Kette kommt, der Anker sich dann in den Grund eingräbt, die Kette darauf hin wieder erschlafft
schlieren – das Schiff treibt vor Anker

Tag 3: Silvester

Uli preit ihren Segelfreund Christian an, um ihm die gute Neuigkeit mitzuteilen: Wir haben nach einem halben Tag Motoren einen guten Ankerplatz für die Silvesterfeier gefunden. Die Bucht vor La Lajita, einem verschlafenen, recht ursprünglichem Fischerdorf.

Woraufhin das grüne Segelboot von Christian in die Bucht einläuft. Es wird entschieden, in einem Päckchen mit seinem Boot zu ankern. Außerdem erweitert Jörg unsere Crew.

Die Päckchen liegen fest, und Anuk wird kurzerhand von Christian und seiner Crew gekapert, um die Silvesterfeier mit Gegrilltem vom Coob und feucht fröhlichem Beisammensein zu beginnen. Die Stimmung an Bord steigt, begleitet von Lachen und dem Rauschen der Brandung.

Der nächste Morgen bringt eine unerwartete Überraschung: Ein Segelboot-Tramper von Christian, macht kurzerhand die Bordziege und entert auf!

anpreien – ein anderes Schiff anrufen
Päckchen nennt man das Festmachen mehrerer Schiffe längsseits nebeneinander
kapern – aufbringen eines Schiffes mit Gewalt 
Bordziegen – Seeleute, die in der Takelage herumturnen
entern – 1. das Übersteigen auf ein feindliches Schiff; 2. das Klettern in die Wanten

Tag 4: Neujahr

Neujahr nehmen wir Kurs auf Punta di Jandia, doch aufgrund von Kalme muss der Motor mal wieder einspringen. Der Rudergänger hat wenig zu tun; nur der Kurs muss präzise gehalten werden. Zur Abwechslung wird Smoketime ausgerufen, und die Crew genießt die entspannte Atmosphäre vor der Küste von Fuerteventura.

Bei Punta de Jandia angekommen, wird mit dem Zurrbock das im Davit hängende Dingi mühelos zu Wasser gelassen. Oomke nimmt auf der Ducht Platz, Katrin sitzt im Bug und ich achtern. Oomke greift zu den Riemenund pullt uns – ohne krebsen – an den Strand. Wir genießen einen kleinen Spaziergang auf der Landzunge zum Leuchtfeuer.

Kalme – 1. Windstille, Stille 2. Die Regionen mit vorherrschender Windstille z.B. der Kalmen-Gürtel
Rudergänger – der Seemann, der die Wache am Ruder geht; er steuert den Kurs
Smoketime – Kaffeepause nach dem Frühstück und vor dem Mittagessen
Zurrbrook – dient zum Festhalten eines in der Davit hängenden Bootes
Davit – ein Kran an der Reling von größeren Schiffen, mit dem (Rettungs-)Boote geheißt werden
Dinghi – kleines Beiboot
Ducht – die Sitzbank in einem offenen Boot
Riemen – das, was Landratten als „Ruder“ bezeichnen
pullen – rudern
Krebsen – Fehlschlag beim Rudern, Luftschlag beim Pullen, mit Riemen im Wasser stecken bleiben

Tag 5. – 2.1.24

Mit einer Mütze voll Wind läuft die Anuk mit 3,1 Knoten voran Richtung Gran Canaria. Die Crew ist begeistert und in Rausch versetzt. Doch für mich, die Landratte an Bord, gibt es einen fulminanten Rausch der Begriffe. Während WinschLog, FaulenzerGroßschot und Lazy Jack in irgendwie Aktion treten, schwirren mir die Ohren, als ich WantenTampenreffenfierendichtholen,  Gofio, Gennaker… höre.

Noch ganz im Begriffswirrwarr gefangen, überrascht mich Katrin mit ihrer erstaunlichen Fähigkeit ganz nebenbei auch noch mit dem Binokel zu plieren. „Recht voraus ist was!“ Delfine? Leider nein. Es sind nur die viel weiter verbreiteten Welfine

Im Dunkeln erreichen wir die Bucht vor Maspalomas. Der schmale, hohe Leuchtturm und die gut beleuchteten Werbetafeln der Restaurants von Maspalomas erleuchten die Nacht. In der wir mit anderen Segelschiffen schwoien.

Mütze voll Wind – umgangssprachlich für etwas Wind
Winsch – nur in eine Richtung drehbare Trommel, um die eine Leine gelegt werden kann. Im Innern der Trommel ist ein Getriebe, mit dem die Trommel gedreht werden kann. 
Log – Geschwindigkeitsmesser
Faulenzer – engl.: lazy jack, diagonal vom Mast gespannte Leinen zum Sichern der Segel
Großschot – Tauwerk zum Bedienen des Großsegels
Wanten – Taue zur seitlichen Abstützung der Masten
Tampen – Ende einer Leine, seemännische Umgangssprache für Leine
reffen – Verkleinerung der Segelfläche
fieren – schwebende Last langsam absenken, eine Leine nachlassen
dichtholen – maximales Durchholen einer Leine
Gofio – Nahrungsmittel, das durch Vermahlen gerösteten Getreides gewonnen wird
Gennaker – ein großes asymmetrisch dreieckiges Vorsegel
Binokel – Doppelfernglas
plieren – gucken
Recht voraus – Sichtmeldung genau in Fahrtrichtung
Welfine – Wellen, die für Delfine gehalten werden
schwoien – Drift ankernder Schiffe

Tag 6 – 3.1.24

Am 3. Januar verbringen wir eine Nacht auf Reede vor Puerto Mogan, dem „Venedig Gran Canarias“. Von kleinen Kanälen durchzogen, die von Brücken überspannt werden, verbreitet dieser Ort einen einzigartigen Charme. 

Reede – Ankerplatz außerhalb des Hafens

Tag 7-9 – 4.1. – 6.1.24

Am nächsten Tag können wir nach einem Telefonat mit dem Hafenmeister überraschend die Mole passieren, um schließlich doch noch in den Hafen einzulaufen. Ein Schauermann zeigt uns den Liegeplatz. Er ist zwischen zwei Schiffen und sehr, sehr eng. Mit viel Präzision und Geschick führt Uli das Anlegemanöver durch.

Die Mooring, alt und glitschig, stellt die Kaffeesegler der Crew vor Herausforderungen. Mehrmals entgleitet sie uns, aber und schließlich liegt die Yacht erfolgreich vertäut in der Marina.

Nun gönne ich mir eine kurze Auszeit beim Abschwabbeln. Anschließend stürze ich mich mit Katrin und Oomke ins Tingeltangel von Mogán:

Wir kosten lokale Spezialitäten und genießen das bunte Treiben eines Festumzugs, erkunden den lebhaften Wochenmarkt im oberen Teil des Hafens. Am 5.1. geht es mit dem Bus nach Mogán, vorbei an der bezaubernden Mühle Molino Quemado. Ein weiteres Highlight ist der Ausflug am folgenden Tag zu den Dünen von Maspalomas, wo wir die beeindruckende Landschaft und den goldenen Sand erleben.

Schauermann – Hafenarbeiter
Mooring – eine fest am Grund verankerte Kette im Hafen zum Festmachen für Schiffe
Kaffeesegler spöttische Bezeichnung für gemütliche, „unsportliche“ Segler
abschwabbeln – duschen gehen
Tingeltangel – Vergnügungsgelegenheiten aller Art bei Landgang

Tag 10 – 7.1.24

Nachdem Ausklarieren auf Gran Canaria, brechen wir am 7. Januar nach Teneriffa auf. Mit beeindruckenden 6,3 Knoten gleiten wir durch die Wellen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Verkehrstrennungsgebiet. Und tatsächlich vorlicher als querabwird dort ein großes Containerschiff gesichtet.

Heute übernimmt Oomke die Rolle des chenbullen und zaubert ein köstliches Frühstück, begleitet von dampfenden Mucks. Nach dem Backen und Banken steht fest: Das Seewerfen von Abfall ist verboten.

Wir ankern über Nacht an der Playa de la Tejita einem pittoresken Naturstrand in der Nähe von Punta Roja einem beeindruckenden roten Berg.

Verkehrstrennungsgebiet – werden in besonders stark befahrenen Seegebieten eingerichtet.  Entsprechen Autobahnen im Straßenverkehr. Das Fahrwasser wird in zwei Bereiche eingeteilt in denen jeweils nur Verkehr in einer Richtung zugelassen ist. Sie sollten nicht gequert werden.
Vorlicher als querab – der Bereich schräg vor dem Boot
Küchenbulle – Spottname für den Schiffskoch (Smutje, Cookie)
backen und banken – Auftragen der Speisen, Einnahme der Mahlzeit, Reinigung des Essgeschirrs
Muck – Kaffeebecher
Seewurf – etwas Überbord werfen

Tag 11 – 8.1.24

Am 8. Januar während unserer Fahrt von Teneriffa nach La Gomera durchqueren wir das erstes Walschutzgebiet der Welt und die Spannung liegt in der Luft.

Beim Auslugen entdecken wir zunächst nur Koows und Außenbordkameraden. Ein paar Mal kann in der Ferne Blas ausgemacht werden.

Dann, wie aus dem Nichts, tauchen Delfine auf. Uli schaltet wir den Motor aus, und Stille breitet sich aus. In der magischen Ruhe sehen wir 7 – 8 Delfine auftauchen. Sie kommen näher, begleiten uns für mindestens 20 Minuten und spielen fröhlich mit dem Bug unseres Schiffes.

Die Ankunft in San Sebastian, der Hauptstadt von La Gomera, ist geprägt von Überraschungen. Zuerst kommen Betty und Gerda, Mitglieder der uns ablösenden Crew, längsseits, dann gesellt sich ein Überraschungsgast dazu – Mike. Er kommt vorbei, bereit, uns mit dem neuesten Küstenklatsch zu versorgen.

Anschließend wird der Abend mit einem gemeinsamen Essen und einer spontanen Party, begleitet von fröhlichen “Wellerman”-Gesängen, genossen.

auslugen – scharfes Ausschauen
Koow – Plattdeutsch für Möwe
Außenbordskameraden – die Fische im Meer
Blas – die nach dem Tauchvorgang ausgeatmete Atemluft von Walen. 
längsseits kommen – anlegen, am Kai anlegen
Küstenklatsch – schneller Nachrichtenaustausch unter Seglern und Seeleuten

Tag 12 – 9.1.24

In San Sebastian begrüßen uns im Hafen Trompetenfische. Nane klamüsert ein Auto aus für unsere La-Gomera-Tour. Gerda, Betty und ich wandern von Las Hayas nach El Cercado. Beim Mirador de Igualero stoppen wir auf, bewundern aus der Ferne El Hierro und La Palma und machen Fotos. Ein kurzer Stopp in Alajero beim Playa Santiago rundet den Tag ab. 

ausklamüsern – etwas herausfinden
aufstoppen  – Ein Schiff (mit Maschinenhilfe) so weit abstoppen, dass es keine Fahrt mehr macht.

Tag 13 – 10.1.24

Am letzten Tag ist klar Schiff angesagt. Ich lerne beim Saubermachen die letzten Vokabeln meiner Sprachreise: EntnebelnFuulbrass leeren, Gräting herausnehmen – darunter mit Leuwagen und Pützsaubermachen. Jeder Handgriff ist ein Ritual, das den Abschied einleitet.

Nachdem das Schiff blitzblank ist, packen wir unsere Sachen. Das Löschen und Ausschiffen stehen bevor. Die Verabschiedung von der Crew und Anuk wird zu einem emotionalen Moment. Zum Abschied winke ich mit einem Nüsterplünn von der Fähre, die mich nach Fuerteventura bringt. 

klar Schiff machen – Reinigungs- und Aufräumarbeiten
entnebeln – Fenster vom Beschlag befreien
Fuulbrass (engl.: foolbrass) – Mülleimer auf Schiffen
Gräting – gitterartiger, begehbarer Zwischenboden aus Metall- oder verleimten Holzstäben
Leuwagen – Feudel, Aufnehmer, Schrubber
Pütz – Eimer, Schüssel, Wanne
löschen – Entladen eines Schiffes
ausschiffen – jemanden/etwas vom Schiff herunterbringen
Nüsterplünn – Taschentuch

Die Zeit mit euch war schön, vor allem das gemeinsame Vokabeltraining. Ich bin dankbar, dass ich kein Kielschwein füttern, keinen Kompassschlüssel holen oder gar nach dem Himmelshaken suchen musste.

Vielen Dank!

Text: Katrin Philipp, 20.1.24

Bo tarde Sal

Gestern 14:50 UTC verkündet Gerda hoch erfreut „Land in Sicht“. Der 406 m hohe Monte Grande ist gerade so zu erkennen. Es ist diesig, er ist nur ca. 10 sm entfernt.

Danach geht es schnell, weitere Berge der Nordseite von Sal zeigen sich, weiße Brandung ist erkennbar. 

Nach der ersten Freude darüber, es geschafft zu haben, erfasst die Crew Wehmut. 
„Ich könnte jetzt noch weiter fahren.“
„Die Zeit ist so schnell um.“
„Es ist so schön da draußen.“

Nach 6 Tagen und 18 Stunden haben wir Palmeira auf Sal erreicht. Kurz vor Dunkelheit ankern wir in der durch ein Breakwater gut vor Schwell geschützten Bucht. Unser Nachbar, ein Kat mit TO-Stander begrüßt uns und versorgt uns mit den wichtigsten Infos zum Einklarieren.

Montag, den 15.01. sind wir mittags von La Gomera gestartet und konnten bei einer leichten Brise aus SE zwei Tage entspannt hoch am Wind nach Süden segeln. Gut zum Eingewöhnen. Danach mussten wir 1,5 Tage mehr oder weniger Flaute ertragen und sind 190 sm motort.

Die letzten gut drei Tage dann endlich der NE Passat. ANUK rauscht mit großer Genua dahin, die Crew ist akklimatisiert und verträgt das Rollen in der ca. 3 m hohen See sehr gut.

Es war also alles dabei.

Mit 6 Crewmitgliedern in drei Wachen je vier Stunden gibt es ausreichend Zeit zum Schlafen und entspannen (z.B. mit Yoga). Und natürlich lecker kochen. Den Speiseplan wird bestimmt durch die Haltbarkeit des Gemüses.

  • Rote Linsen-Möhren-Ingwer Suppe und Salat
  • Avocado-Creme mit Kartoffeln und Tomatensalat
  • Süßkartoffel Stampf und rote Beete Schafskäse Gemüse
  • Nudeln mit Aubergine-Tomatensoße
  • Weißkohl-Möhren-Kokosmilch Curry mit Reis 
  • Nudeln mit Paprika Soße und Tomaten-Gurken-Salat
  • Rahmkohl mit Soja-Geschnetzelten mit Kartoffeln und Süßkartoffeln

Zurückgelegte Strecke (ohne Kreuzschläge) 725 sm.

Und jetzt sind wir in Afrika, es herrscht eine gelassene und sehr freundliche Stimmung. An Land mehr Touristen als ich es in Erinnerung habe. Wir freuen uns alle darauf die Insel bzw. die Inseln die Inseln zu erkunden.

Text: Uli

Eine Woche Meer

Am fünften Tag auf dem Atlantik, mit allen Windrichtungen und verschiedenen Wetterbedingungen, sind wir gesund und guter Stimmung an Bord. Digitales Detox, kein Empfang, dafür umso mehr magische Naturerlebnisse. Mehrmals haben uns Delfine begleitet, spielend in der Bugwelle. Nach „stürmischer“ regnerischer Nacht sitzen wir wieder in der Sonne und schaukeln mit achterlichem Wind Richtung Süden.

Text: Christian, Gerda, Kai, Helga, Uli, Betty

Ab in den Süden – Kap Verden

Nach 6 Tagen auf La Gomera und Warten auf den richtigen Wind sind wir wieder unterwegs. Die Tage sind wie im Fluge vergangen. Crewwechsel, Einkaufen, Landausflüge und nette Menschen treffen. Besonders gefreut hat es mich Anke und Martin von der Mago del Sur zu sehen.

Heute Vormittag ist es dann endlich soweit. Wir müssen zwar etwas kreuzen, aber es ist genug Wind zum segeln. Für die neue Crew gute Bedingungen sich einzuleben.

Wir freuen uns alle auf eine entspannte Überfahrt und sind glücklich unterwegs zu sein.

Text: Uli

Von der Anziehungskraft blauer Boote…

Ein bisschen verwunderlich fanden wir, dass es bereits im Oktober auf Instagram eine Challenge gab, das letzte Segelfoto der Saison 2023 zu posten… und fliegen lieber am 29.12. auf die Kanaren, um mit Uli auf ihrer ‘ANUK’ 2 Wochen von Fuerteventura nach La Gomera zu segeln.

Der aktuelle Crewwechsel findet in Puerto del Rosario auf Fuerteventura statt, wo uns die ANUK hinter einem riesigen Kreuzfahrer versteckt am Kopfsteg erwartet. Außer uns (Katrin und Oomke) sind eine weitere Katrin, Nane und Jörg angereist. Ich bin mit Knieschaden unterwegs, Katrin, die 2. ist Nicht-Seglerin, Nane nimmt Antibiotika und soll UV Strahlen meiden, Jörg hatte eine fette Erkältung und bleibt lieber noch ein paar Tage in Quarantäne an Land…. da hat Uli ja eine schlagkräftige Truppe an Bord.

Wir verproviantieren uns für mehrere Tage und sehen zu, dass wir die wenig einladende Stadt schnell verlassen. Leider stellt der Wettergott uns für die nächsten Tage nur sehr wenig Wind in Aussicht, was aufgrund der angeschlagenen Crew vielleicht gar nicht so schlecht ist. Wir motoren bis nach Pozo Negra und gehen dort kurz vor Sonnenuntergang vor Anker. Eine schaukelige Angelegenheit, die bei einem Crewmitglied für etwas blasse Gesichtsfarbe sorgt, doch nach einem köstlichen Abendessen mit Scampis, frischem Brot und selbstgemachter Aioli im Cockpit sind alle wieder wohlauf.

Am nächsten Morgen schwimmen wir eine Runde ums Schiff, dann mudeln wir weiter bis La Lajita, ein hübscher kleiner Ort im Südosten von Fuerteventura. Hier ankern wir ganz entspannt im Päckchen mit der ‘ExtraBold’ von Christian. Unser Mitsegler Jörg ist aus der Quarantäne entlassen, steht winkend am Strand, und wird mit dem Dinghi an Bord geholt. Wir schwimmen und schnorcheln, spazieren durch das Dorf und feiern Silvester mit 2 Crews und einem tollen Grillfest im Cockpit der Anuk. Ein rundum idyllischer Jahreswechsel!

Leider startet auch 2024 schwachwindig, und wir motoren gemächlich entlang der Südküste bis Punta de Jandia, dem Südwest-Zipfel von Fuerteventura. Die Küste ist abwechslungsreich und vom Meer aus schön anzusehen. Insbesondere die großen Sanddünen der Costa Calma. Von Nordwest läuft trotz der Windstille eine kräftige Dünung, auch um die Landzunge, so dass uns wieder eine schaukelige Nacht bevorsteht. Wir setzen mit dem Dinghi zu einem Landgang über… grenzwertig bei der Dünung, aber wir kommen heil an den Strand und später auch wieder weg. Der kleine Ort enttäuscht mit 2 geschlossenen Restaurants und einer geschlossenen Gesellschaft. Der Spaziergang zum Leuchtturm, der Blick auf die Surfer am Weststrand und ein grandioser Sonnenuntergang entschädigen.

Am nächsten Morgen starten wir vor Sonnenaufgang auf den 65 Seemeilen Schlag nach Gran Canaria. Im ersten Tageslicht gibt es eine gegenseitige Fotosession mit der ‘ExtraBold’, die sich dann unter Spi Richtung Las Palmas verabschiedet. Wir wählen den Gennaker und peilen die Südküste von Gran Canaria an. Endlich Segeln, wenn auch nur so gerade eben…. am frühen Nachmittag verlässt uns auch das bisschen Wind wieder, für die restliche Strecke muss der Motor ran. Wir schnacken, lesen, chillen und bringen Katrin, der 2. jede Menge nautische Vokabeln bei. Sie stellt fest, dass dies wohl eher eine Sprachreise als ein Segelurlaub ist. Gegen 22 Uhr fällt der Anker vor Pasito Blanco, Gran Canaria.

Tageslicht offenbart ein Ankerfeld von Charteryachten mit Alkohol-Affinität, wir sind umgeben von Gin-Tonic, Jerez, Amaretto, Pina Colada.  Uli versucht, den Hafen Puerto de Mogan telefonisch zu erreichen, weil sie auf ihre vor Tagen gestellte Anfrage nach einem Liegeplatz noch keine Antwort bekommen hat. Eine nette Dame erklärt ihr, dass sie gerade dabei ist, und sich in 10 Minuten wieder melden würde… wir machen uns trotzdem schon mal auf den Weg, denn es weht eine wunderbare kleine raume Brise, die sich leider schon nach einer halben Stunde in Flaute von vorne verwandelt. Seufz. Anders als in Fuerteventura gibt es hier auch keine Aussicht auf die Küste zu genießen, der Süden von Gran Canaria ist hässlich, hässlicher, am hässlichsten… Eine Touri-Attraktion ist das Gleitschirmfliegen vom Motorboot gezogen und der Skipper fährt so dicht vor der ANUK durch, dass wir aufstoppen, damit die Leine zum Gleitschirm nicht an der Mastspitze hängen bleibt. Einige Stunden später, die Dame aus Mogán hat sich nicht wieder gemeldet, sind wir vorm Hafen und fragen erneut nach. Bekommen eine Absage und lassen den Anker fallen. Zum Glück ist Puerto de Mogán der erste hübsche Ort des Tages. Pech sind die vielen Touri-Boote: Ein Party Katamaran mit schallender Musik und Animation, Jetskis zu Hauf und ein gelbes U-Boot, welches zum Wrack vor dem Hafen taucht. Uli wirft die Frage auf, ob das wohl extra dafür dort versenkt wurde. Schick ist die steile Felsküste vor den Hafen mit kleinen Grotten, die wir mit Dinghi bzw. schnorchelnd erkunden.

Schon vorm Frühstück ruft Uli noch mal den Hafen an, und plötzlich geht alles ganz schnell, auf die morgendliche Schwimmrunde wird verzichtet, wir verholen in die Marina. Geplant sind 2 Nächte, doch als sich zu weiteren widrigen Windvorhersagen noch ein Hexenschuss bei der Captain gesellt (jetzt bezeichnen wir uns endgültig als Lazarett-Schiff), werden es 4. Wir versuchen einen Mietwagen für eine Landpartie zu bekommen, doch da noch Weihnachtsferien sind, ist nichts verfügbar. Mit dem öffentlichen Bus (Guagua, gesprochen Wuawua) fahren wir nach Mogán in die Berge und nach Maspalomas an die Küste. Das größte Highlight (auch unter den 10 Hauptattraktionen von Gran Canarias Süden gelistet) ist der Markt von Puerto de Mogán. Oomke bummelt mit seinen beiden Katrins und gibt sein Bestes, unsere Geldbörsen vor den Verkäufern mit ihren ‘Arme Schlucker Preisen’ zu bewahren. Abends gehen wir in den vielen Restaurants am Hafen nett essen. Puerto de Mogán ist, im Vergleich zu allen anderen Orten entlang der Küste, wirklich ganz hübsch, doch wir sind alle froh, als Uli sich wieder bewegen kann und wir uns auf den Weg nach Teneriffa machen.

Der Tag beginnt wie immer schwachwindig, Oomke begibt sich in die Pantry, um ein klassisches Unterwegs-Frühstück mit Rühreiern und Speck zu bereiten. Der Duft von gebratenem Speck hat auch den Wind angelockt und beschert uns den ersten wirklich schöne Segeltag der Saison 2024. Bei halbem Wind rauschen wir auf die Punta Roja zu, die rote Spitze an der Südost Ecke Teneriffas. Diese erreichen wir mit Sonnenuntergang und sie macht ihrem Namen alle Ehre und sieht aus wie ein riesengroßes Stück rotbrauner Schokoladentorte. Leider finden wir hier nicht den erwarteten ruhigen Liegeplatz, da die Dünung um die Ecke herumrollt, während der Wind über die Ecke drüber weht, sodass wir zumeist quer zur Welle liegen. Katrin die 2. hat es nachts mehrmals fast aus der Koje geworfen.

Der Überfahrt nach La Gomera sehen wir mit Spannung entgegen, denn zwischen Teneriffa und La Gomera soll die Wahrscheinlichkeit, Wale und Delfine zu sehen, sehr hoch sein. Es gibt hier 250 Wale in 12 Familien, und tatsächlich entdecken wir schon bald eine Gruppe Pilotwale (Grindwale), die ruhend an der Oberfläche dümpeln. Wir stoppen auf und warten eine Weile, ob vielleicht noch etwas Bewegung in die Gruppe kommt, aber die sind genauso schläfrig wie der Wind. Im Laufe des Tages sehen wir noch mehrfach einzelne Wale in einiger Entfernung, aber das Highlight erwartet uns ca. 10 Meilen vor dem Ziel: eine große Delfinschule begleitet uns mindestens 20 Minuten lang, spielen in der Bugwelle. Als ich frage, ob wir nicht aufstoppen und schwimmen gehen wollen, sind sie schlagartig verschwunden…. man könnte meinen, sie haben das gehört. Und zu guter Letzt kommt noch Wind auf, und wir können die letzte Stunde unseres Törns segeln. Ein schöner Abschluss!

La Gomera liegt vor uns, schroff, aber auch grün. San Sebastian zieht sich mit kleinen bunten Häusern den Berg hoch. Was für ein wunderbarer Anblick nach den anderen kanarischen Inseln mit ihren Hotelburgen. Nach dem Anlegen wird als erstes ein Leihwagen für den nächsten Tag organisiert. Dann tauchen mit der letzten Fähre von Teneriffa Betty und Gerda auf, die uns ab Donnerstag auf der ‘ANUK’ ablösen. Sie haben eine Unterkunft in San Sebastian, aber da wir in Puerto de Mogán etwas viel eingekauft haben, laden wir sie spontan mit zum Essen ein. Und dann steht plötzlich noch Mike, ein Freund von Uli aus England im Niedergang – Überraschung! Er ist spontan hergeflogen, um Uli während ihres Aufenthaltes hier zu besuchen. Es wird ein wunderbarer feucht-fröhlicher Abend und wir holen den Mietwagen am nächsten Tag ein Stündchen später ab, als ursprünglich geplant. Mit Allen fahren wir den ganzen Tag über die Serpentinen, lassen die körperlich Fitten ein paar kleine Wanderungen machen, kehren hier und da ein und genießen diese wunderschöne Insel. Abends kocht Mike für alle auf der ANUK lecker Spagetti Bolognese.

Am Mittwoch ist dann Abreisetag. Uli, es war super, Dich und Deine ANUK kennen gelernt zu haben! Gerne begleiten wir Dich mal wieder auf deiner Reise. La Gomera, auch Dich fanden wir ganz toll, und kommen hoffentlich noch mal wieder. 

Text: Katrin und Oomke von der ‘Blue Bat’

Weihnachten – schon ne Weile her

Wie feiert man bei gut 20° C Weihnachten?

Mit einem leckeren Abendessen in netter Runde und sogar etwas Weihnachtsdeko (Danke Inke) und Weihnachtsgebäck (Danke Monika und Corinna).

Der angekündigte Familienbesuch reist leider nur mit halber Besetzung an. Malou und Ute bleiben zu Hause, was sehr schade ist. Ich freue mich, dass Peter und Maya trotzdem kommen. Die beiden möchten gerne Lanzerote sehen, also geht es nach dem Crewwechsel auf Fuerteventura noch einmal zurück und wir gönnen uns ein paar Tage in der Marina Rúbicon. Die Marina ist von Restaurants, Bars und Shops umgeben, es gibt aber auch einen schönen Badestrands. Christian von der Extrabold ist in Arreciffe und wir verabreden Heiligabend zusammen zu feiern. Christian kümmert sich hochmotiviert um die Vorspeise, ULI schafft es irgendwann auch sich bzgl. Hauptgang und Dessert zu entscheiden.

Ansonsten haben wir eher viel gebadet, Inselausflüge gemacht und es uns gut gehen lassen.

Uta verabschiedet sich am 27. nach fast vier Monaten an Bord, kaum zu glauben, dass es schon so weit ist. Und kurz darauf müssen Peter und Maya auch wieder zurück. Ein sehr schöner und viel zu kurzer Besuch.

Text: Uli